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Podcast „Betriebsstörung“Arbeits­kampf aufs Ohr

Kommentar von Nina Schieben

Ein Podcast gibt Einblicke in die Arbeitsbedingungen bei der BVG und im öffentlichen Dienst – und trommelt für Streikunterstützung.

Es stehen wieder Streiks bevor Foto: picture alliance/dpa | Sebastian Christoph Gollnow

B etriebsstörung, Streik, Personalausfall. Flimmert einem eines dieser Wörter auf den Anzeigetafeln in Berliner Bahnhöfen entgegen, dürften wohl nicht wenige Fahrgäste sich genervt fragen: Muss das schon wieder sein?

Ja, das muss. Das finden jedenfalls Stubi, BVG-Straßenbahnfahrer, und Carlos, Gewerkschafter bei der Berliner Stadtreinigung, Hosts des Podcasts „Betriebsstörung“. Das im Januar im gestartete Format nimmt die Lohn- und Arbeitsbedingungen von Beschäftigten in Betrieben, „die einen Knochenjob machen“ genauer unter die Lupe. Hinter der Produktion steht das Bündnis „Berlin steht zusammen“, ein Zusammenschluss aus Beschäftigten der BVG, des öffentlichen Dienstes und Berliner Klimaaktivist*innen.

Der Fokus des Podcasts liegt auf denjenigen, die bei allem Ärger über ausgefallene Züge oft in Vergessenheit geraten: den Beschäftigten selbst. Hört man in einer Folge der Krankenpflegerin Stella zu, die vom engen Personalschlüssel und einem Haufen Überstunden berichtet, oder der Busfahrerin Chrissi, die ebenfalls unter dem akuten Personalmangel ächzt, kann man ihren Grund zum Streiken gut verstehen.

Versteht sich dieser Pod­cast als Sprachrohr der Arbeitnehmer*innen, was den Hosts Stubi und Carlos mit ihrem kumpelhaften Ton und ihrer authentischen Leidenschaft für ihren Beruf bestens gelingt, enthält dieser auch eine klare Botschaft an die Politik: Nehmt unsere Forderungen ernst und handelt! Denn wenn nichts passiert, drohe die öffentliche Daseinsvorsorge auseinanderzubrechen, ist sich die Krankenpflegerin Stella sicher.

Weitere Streiks unvermeidbar

Aktuell ist die Botschaft auch angesichts der laufenden Tarifverhandlungen zwischen der BVG, dem öffentlichen Dienst und Verdi. Die angespannte Haushaltslage des Berliner Senats und drohende Einsparungen zulasten der Ar­bei­ter­neh­me­r*in­nen werde weitere Streiks unvermeidbar machen.

Es gehe auch darum, der Politik „ein bisschen Feuer unter dem Arsch zu machen“, so Stubi, denn „für neue Busse und Bahnen ist immer Geld, aber für die Menschen nicht“. Voraussichtlich für nächste Woche ruft Verdi die Beschäftigten der BVG erneut zu einem Streik auf.

Durch seinen packenden Bottom-up-Ansatz und den kämpferischen Stimmen, die zu Wort kommen, macht der Podcast Lust auf Arbeitskampf – auch als Fahrgast. „Gemeinsam für unsere Ziele zu kämpfen, ist ziemlich geil“, daran hat man nach dem Hören keinen Zweifel mehr.

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