■ Das populäre Konzertführerlein: Plünderer Down Under
Vor Plünderern scheint derzeit keine noch so sorgsam gehütete Kultur sicher zu sein. Nun sind die Aborigines an der Reihe. Als dekorative Staffage haben sie ja schon manchen Hollywoodfilm ihre Masken- und Schnitzkunst geliehen. Jetzt wird auch die Musik der australischen Eingeborenen auf ihre Konsumfähigkeit geprüft: „Wizard of Oz“ nennt sich das Musikerkollektiv, in dem der „zeitgenössische Großstadtjazz“ Australoens mit dem ehtnografischen Erbe des Kontinents verschmolzen werden soll. Am heutigen Donnerstag, 14.7., ist das Crossover-Unternehmen im Vegesacker KITO zu erleben (20 Uhr). Am selben Ort beschließt der Auftritt von Christine Lakeland & Band am Freitag, 15.7., die Reihe „Women In (E)motion“. Die stilistische Vielseitigkeit der Gitarristin hat die Veranstalter zu den etwas gedehnten Kategorie „Country-Blues-Rock“ hingerissen. Mehr als das beschreibt vielleicht eine kleine Liste ihrer bisherigen Spielgefährten die Qualitäten der Musikerin: In Nashville war sie mit Merle Haggard und Tanya Tucker auf der Bühne und im Studio, mit Taj Mahal hat sie ebenso gejammt wie mit der Blueslegende John Lee Hooker (20 Uhr, KITO). Das Wochenende aber gehört den Amateuren, den beherzten – ansonsten herrscht ziemliche Ödnis in der bremischen Konzertlandschaft. Deshalb drei kurze Tips für Abenteuerlustige und Entdeckungsfreudige: Am Samstag, 16.7., gibt das JFH Farge um 15 Uhr ein Open-Ohr-Festival (Gäste u.a.: Ten Beers Faster, Double-O-Soul); um 16 Uhr spielt der Nachwuchs aus Achim und umzu im Kulturjaus Alter Schützenhof untem der kryptischen Motto „Rock Frech am Werder“; und in Verden feiert das altehrwürdige, ja: rüstige JuZ Lindhooperstraße ein „Rockfest“ mit Orange Inn, Die Brut und Marily Bone, das alles so ab 20 Uhr.
Am Sonntag hingegen brummt die heimische Konzertszene dann wieder vollrohr, z.B. am Marcusbrunnen: Um 16 Uhr erschallt dort ein „Egerländer Melodienreigen“ der allzu „Lustigen Musikanten“.
Tief in die Klamottenmiste greifen am gleichen Tag die „Babbits“: Freunde der ständig wechselnden Revivalmoden dürften hier auf ihre Kosten kommen, wenn sich die schönsten Stilzitate der 70er und frühen 80er Jahre mit den glatten Grooves der heutigen Discoszene mischen; das Ganze wird dann von der PR unter dem Label „Kosmik-Sex-Rock“ verbraten. Zu erleben in der sommerlichen Schlachthof-Arena, um 15 Uhr. tom
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