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Pleite drohtDas kaputt sanierte Kulturhaus

Das Acud in Mitte ist so gut wie pleite. Schuld sind die umfangreichen Umbauten: Sie dauerten länger als geplant und waren teurer, zudem bleiben die Besucher aus. Hilfe vom Bezirk ist nicht zu erwarten

Seit 1991 veranstaltet der Verein Acud in dem Haus in der Veteranenstraße Konzerte und Partys - wie lange noch? Bild: Jacob Bøtter/CreativeCommons BY 2.0 US

Nach fast 20 Jahren Kulturarbeit in Mitte steht der Kulturverein Acud vor dem Aus. "Wir wissen nicht mehr, wie wir weitermachen sollen", sagte die bisherige Geschäftsführerin Doreen Goldbeck, die Ende Januar ihr Engagement für das Haus aufgegeben hat. "Die Kredite, mit denen die Sanierung des Hauses zu Ende geführt wurde, brechen uns das Genick."

Seit 1991 veranstaltet der Verein Acud in dem Haus in der Veteranenstraße Konzerte und Partys, zeigt Ausstellungen und macht Jugendarbeit. Zudem ist in dem Altbau unter anderem ein Kino und ein Theater untergebracht. In den 90er-Jahren entwickelte sich das Acud zu einem wichtigen Zentrum der Off-Kultur. 2001 gelang es dem Kulturverein Acud mit Hilfe der Berliner Stiftung Umverteilen, das unsanierte Gebäude zu kaufen; kurz darauf begannen umfangreiche Umbau- und Renovierungsarbeiten.

Das Problem ist nun offenbar deren Finanzierung. Der von dem Senat bereitgestellte Kredit von fast 1 Million Euro reichte nicht aus, sodass weitere Kredite in Höhe von 346.000 Euro aufgenommen werden mussten. "Der erste Bauabschnitt war Anfang 2004 fertig. Doch das ohnehin knapp bemessene Budget war so gut wie aufgebraucht. Ohne die Aufnahme von weiteren Krediten hätten wir das Haus nie fertigstellen können", sagte Judith Braband, die ehemalige Geschäftsführerin des Acud, die für die Sanierung verantwortlich war. Die Bauzeit verlängerte sich durch Probleme mit dem Bauamt und die Finanzierungslücken von zwei auf mehr als vier Jahre.

Der größte private Gläubiger des Acud e. V. ist mit 240.000 Euro die Stiftung Umverteilen, der auch das Grundstück gehört, auf dem das Kulturhaus steht. Die Stiftung droht nach Angaben des Acud, einen Zwangsverwalter zu bestellen, da der Kredit nicht bedient wird und die Erbbaupacht von rund 4.100 Euro im Monat nur unregelmäßig überwiesen wurde. Die Stiftung bestätigte die Angaben des Vereins, wollte jedoch gegenüber der taz keine Stellung zu dem Fall beziehen.

Da das Acud als Institution nie eine institutionelle Förderung durch Stadt oder Bezirk genossen hat, können die durch die Kredite entstehenden Mehrkosten nur durch einen größeren Besucherzustrom erwirtschaftet werden. Doch im Gegensatz zum Acud der Nachwendezeit, von dem erprobte Partygänger in Mitte noch heute schwärmen, wurde das im September 2006 neu eröffnete Haus lange nicht so angenommen wie von den Planern erhofft. Die schlechten Zahlen aus den letzten Jahren rächen sich jetzt, wo das Haus langsam wieder im Leben der Stadt angekommen ist.

Die Bezirksstadträtin für Kultur in Mitte, Dagmar Hänisch (SPD), kann keine Unterstützung durch den Bezirk zusagen: "Es wird uns nicht möglich sein, das Acud mit den begrenzten Mitteln des Bezirks zu retten." Ihrer Ansicht nach sollte der Verein versuchen, über Sonderfonds oder private Stiftungen Gelder zu beantragen. "Gleichzeitig sollte sich das Acud, wie auch andere soziokulturelle Zentren, Gedanken über einnahmeorientierte Angebote machen." Hänisch hofft, dass das Acud überlebt. "Die Schließung wäre ein Verlust für die Kulturlandschaft des Bezirks."

Die Probleme des Acuds sind bei Weitem kein Einzelfall. Nach Angabe der Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren sahen sich 2007 insgesamt 64 Prozent der soziokulturellen Zentren mit existenziellen Problemen konfrontiert. Auch in Berlin sind einige etablierte Häuser, die in den Nachwendejahren gegründet wurden, akut bedroht, darunter das Tacheles an der Oranienburger Straße und der RAW-Tempel in Friedrichshain.

Der Verein Acud sucht unterdessen nach Lösungen. "Wir werden kämpfen", erklärte der Vorsitzende Stefan Donath. "Auch unorthodoxe Wege aus der Krise durch einen Mäzen oder über Sponsoring sind für uns denkbar."

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