: Platzverweise in Fischbach
Nach dem Abzug der Prominenten verschlechtert sich das Klima / Räumungen bisher friedlich, aber Platzverweise für einmal abgeräumte BlockiererInnen / Fast vierzig Strafanzeigen wegen Nötigung ■ Aus Fischbach Felix Kurz
Fischbach/Ludwigswinkel (taz) - Bei den Blockadeaktionen hat sich seit gestern, nach dem Abzug der Prominenten, das Klima zwischen Friedensfreunden und den Polizeikräften merklich verschärft. Die inzwischen erfolgten Räumungen verliefen zwar allesamt „friedlich“, doch die Polizei geht jetzt dazu über, den Blockierern und Blockiererinnen, die einmal abgeräumt wurden, sogenannte Platzverweise zu erteilen. Das hat zur Folge, daß diese sich nicht erneut vor die Tore des Giftgaslagers setzen dürfen. Geschieht das dennoch, werden sie nach den Worten des Einsatzleiters Norbert Roßmann eingesammelt und in fünf Kilometer Entfernung wieder ausgesetzt. Bis Redaktionsschluß habe man 16 Personen auf diese Weise entfernt, so Roßmann gegenüber der taz.
Schon gegen 7.10 Uhr erfolgte gestern morgen die erste Räumung vor Tor 8 des Fischbacher Giftgas-Depots. Durch das in der Mini-Gemeinde Peterbächel gelegene Tor hatte die Polizei kleinere Fahrzeuge umgeleitet, nachdem die Demonstranten die Hauptzufahrten des US-Lagers blockiert hatten. Als die polizeiliche Umleitung entdeckt wurde, setzten sich Demonstranten auch vor Tor 8.
Nach der Räumung sperrten Beamte die einzige Zufahrtsstraße nach Peterbächel ab, um so auch weitere BlockiererInnen abzufangen. Die hockten sich dann spontan vor die Polizeisperre. Erneut räumte man sie ab und transportierte sie nach Fischbach. Gegen die rund 20 Personen werde man wegen vollendeter Nötigung Strafanzeige erstatten, teilte Roßmann mit. Das gleiche gilt auch für jene 17 BlockiererInnen, die die Polizei am Dienstag vor Tor 1 auf die Seite getragen hatte, weil schwere US-Militärtransporter in das Lager hineinfahren wollten.
Am gestrigen Mittwoch hielten die rheinland-pfälzischen Landtags-Grünen ihre Fraktionssitzung auf der Straße sitzend vor Tor eins des C-Waffenlagers ab - ohne geräumt zu werden. Sie erklärten sich mit den DemonstrantInnen solidarisch.
Nach den Worten von Einsatzleiter Norbert Roßmann hätten einige Demonstranten inzwischen einen Punkt erreicht, „wo es gedanklich weh tut“. So seien mehrere Personen vor einen fahrenden amerikanischen PKW gesprungen und hätten diesen an der Weiterfahrt gehindert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen