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PlatzdafürdieKI

Im Berliner Umland ist ein Boom der Rechenzentren ausgebrochen. Die Serverfarmen werden von Internetgiganten wie Google und Amazon benötigt, damit diese ihre KI-basierten Dienstleistungen anbieten können. Das Stromnetz kommt dabei an seine Grenzen, denn die Rechenzentren verbrauchen ungeheure Mengen an Energie

Finsterwalde in Brandenburg: auch hier soll ein Rechenzentrum hin Foto: Robert Grahn/euroluftbild/dpa/picture alliance

Aus Alt-Vogelsdorf Jonas Wahmkow

Alt-Vogelsdorf, ein kleiner Ortsteil der Berliner Speckgürtel-Gemeinde Fredersdorf-Vogelsdorf, besteht im Wesentlichen nur aus einer Dorfkirche, einer Straße und ein paar Dutzend Häusern. Wäre nicht das dumpfe Wummern vom nahe gelegenen Autobahnkreuz, es wäre hier paradiesisch ruhig.

Guido Schoening gefällt es hier. Der 65-Jährige mit tätowierten Unterarmen und Harley-Davidson-T-Shirt steht auf der Veranda; schon sein Opa hat in diesem Haus gewohnt. Sorge bereitet ihm ein weiterer Teil Vogelsdorfs. Eine 11 Hektar große Brache, nur etwa hundert Meter von seinem Haus entfernt.

Ein Investor aus Berlin will hier ein Rechenzentrum errichten. Und das, verglichen mit dem beschaulichen Alt-Vogelsdorf, in gigantischem Ausmaß. Auf der Fläche, die etwas mehr als 15 Fußballfeldern entspricht, sollen drei 28 Meter hohe Betonklötze entstehen, dreimal so hoch wie Schoenings Einfamilienhaus. Das Innern der fensterlosen, wie ein Hochsicherheitsgefängnis abgeriegelten Gebäude wird vollgestopft mit Computer-Hardware. Das sonst so wolkige Internet materialisiert sich in dem Brandenburger Dorf.

Der 65-jährige sorgt sich um die noch verbliebende Ruhe, wenn die Lkws vor seinem Haus zur Bausstelle fahren. Die mit Kopfstein gepflasterte Dorfstraße soll dafür auf sechs Meter verbreitert werden, Schoening fürchtet, dass Bäume dafür weichen müssen.

Auch nach der Vollendung wird es laut bleiben. Die riesigen Dieselgeneratoren, die das Rechenzentrum bei einem Stromausfall weiter betreiben, müssen wöchentlich getestet werden. „Hier ist keiner be­geistert“, sagt Schoening. Um das Rechenzentrum noch zu verhindern, haben er und seine Nach­ba­r:in­nen eine Petition unterzeichntet. „Denen geht es nur ums Geld“, schimpft Schoening.

Das auf einer der letzten freien Gewerbeflächen der Gemeinde ausgerechnet ein riesiges Rechenzentrum entstehen soll ist kein Zufall. Denn Berlin und Brandenburg erleben gerade einen Boom der Server­farmen. Die zunehmende Digitalisierung und besonders der KI-Hype erfordern immer mehr Rechenleistung. Und die wiederum braucht Platz für Hardware und Unmengen an Strom, um sie zu betreiben.

Während Politik und Gemeinden auf zusätzliche Steuer­einnahmen und wirtschaftlichen Aufschwung hoffen, fürchten Kri­ti­ke­r:in­nen die Vereinnahmung von Ressourcen und Infrastruktur, von der am Ende nur die Tech-Riesen profitieren.

„Wir sind das Rückgrat der Digitalisierung“, sagt Christina Mertens, Managerin bei dem britischen Unternehmen Virtus Data Centres. „Jeder möchte Netflix streamen, Online-Banking nutzen und E-Autos fahren. Ohne Rechenzentren funktioniert das alles nicht.“

Schwergewicht in Wustermark

Gerade ist Mertens in Berlin auf Geschäftsreise, redet mit Stromversorgern und Gemeindevertretungen. Ihr Unternehmen expandiert gerade nach Deutschland und plant zwei Datenzentren im Berliner Umland. Eines davon in Wustermark, keine 30 Kilometer westlich von Berlin-Mitte, mit einer Leistung von 300 Megawatt auf 35 Hektar gehört die Anlage zu den Schwergewichten. Sie wird fast dreimal so groß wie die geplante Anlage in Vogelsdorf.

Virtus ist ein sogenannter „Co-Location“-Anbieter. Das Unternehmen baut das Gebäude, kümmert sich um Strom und Kühlung. „Die Server kommen aber von unseren Kunden“, sagt Mertens. Zu den Hauptmietern gehören die großen Cloudanbieter Amazon Web Service, Google Cloud und Microsoft Azure, die weltweit 70 Prozent des Cloudmarktes dominieren.

Unternehmen, die ihre IT in die Cloud, also ins Rechen­zentrum, auslagern, profitieren von der räumlichen Nähe zu wich­tigen Internetknotenpunkten, erklärt Mertens. Je schneller die Daten verarbeitet werden, desto schneller reagieren die technischen Systeme im Büro. Gerade für Tech-Firmen ist das oft ein entscheidender Vorteil.

Berlin mit seiner wachsenden Tech- und Start-up-Szene hat viel Bedarf an Rechenkapazitäten. Außerdem gibt es viel grünen Strom aus Windparks, guten Anschluss ans Glas­fasernetz und noch verfügbare Grundstücke, erklärt Mertens. In Frankfurt am Main, Deutschlands größter Rechenzentrumsregion, seien hingegen „die Grundstückspreise enorm und die Energiebeschaffung schwierig“.

Generell gilt: Wo ein Rechenzentrum ist, folgen bald weitere. Große Dienstleister wie Amazon Web Services brauchen mehrere, nah beinander gelegene Standorte, um ihre Dienste gegen Ausfälle zu sichern. Dafür nutzen sie oft mehrere Datenzentren gleichzeitig. Wenn riesige Datenmengen zwischen Rechenzentren hin und her geschoben werden, spielt räumliche Nähe eine wichtige Rolle. Das führt dazu, dass Berlin und Brandenburg mit jedem gebauten Datenzentrum attraktiver werden. „In der Branche arbeiten wir miteinander, nicht gegen­einander“, sagt Mertens.

Die großen Cloudunternehmen haben das Potenzial Berlins und Brandenburgs erkannt. 2021 erklärte Google Brandenburg zur „Cloudregion“ und investierte hunderte Millionen, vor allem in angemietete Co-Location-Rechenzentren. Im Juni zog Amazon nach mit der Ankündigung, 8 Milliarden Euro in den Aufbau der „European Sovereign Cloud“ zu investieren.

Seit Googles Ankündigung macht sich Goldgräber­stimmung breit. „Wer eine Gewerbefläche hat, versucht ein Rechenzentrum zu bauen“, sagt Fabian Halfar. Zusammen mit seinem Kommilitonen Niklas Steinke hat der Student seine Masterarbeit am Center for Metropolitan Studies an der TU Berlin über den Server-Boom in Brandenburg geschrieben. Auch Investoren, die in der Branche komplett unerfahren sind, wollen nun riesige Serverfarmen errichten.

Derzeit beträgt die Leistung aller bereits gebauten Rechenzentren in Berlin und Brandenburg laut dem Branchen­verband Bitkom 140 Megawatt. Zusätzliche 900 Megawatt sind in Planung.

Der hohe Verbrauch wird zunehmend zum Problem für die Stromnetzbetreiber. Zwar wird insgesamt noch genügend Elektrizität erzeugt, aber häufig sind die Leitungen nicht groß genug, um den Strom zu den Rechenzentren zu transportieren. „Die angefragten Leistungen übersteigen häufig die verfügbaren Netzkapazitäten“, sagt die Sprecherin der E.Dis, Christian Frens­ke.

Der Netzbetreiber E.Dis versorgt große Teile Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburgs mit Strom. Die maximale Verbrauchslast betrage im gesamten Netzgebiet 2.400 Megawatt, erklärt Frenske. Seit 2022 hätten das Unternehmen 170 Anfragen erhalten, das entspreche einer Gesamtleistung von 22.000 Megawatt.

Die meisten Anfragen erfolgten im Berliner Umland. Dort seien die Kapazitäten schon aufgrund anderer Entwicklungen knapp, sagt Frenske: Viele Unternehmen elektrifizieren ihre Industrieprozesse. Auch nutzen immer mehr Eigenheime statt Gasheizungen Wärmepumpen. Die Verbreitung von Elektrofahrzeugen sorgt ebenfalls für steigenden Energiebedarf. Im am nordlichen Berliner Stadtrand gelegenen Oranienburg wurde im vergangen Jahr beispielsweise keine Baugenehmigungen mehr erteilt, weil die Netzkapazitäten nicht ausreichen.

Wer zuerst kommt, mahlt zuerst

Da Netzbetreiber zur Diskriminierungsfreiheit verpflichtet sind, werden die Stromnetzkapazitäten im sogenannten „Windhundverfahren“ verteilt – wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Für Unternehmen heißt das, im Zweifel müssen sie warten, bis der Netzausbau vorankommt – oder sich einen anderen Standort suchen.

In Berlin ist die Situation ähnlich. Auch hier überstieg das Volumen der Anfragen im vergangenen Jahr den Gesamtverbrauch der Hauptstadt. Der Flaschenhals sind auch hier die Leitungen. Der Berliner Netz­betreiber Stromnetz plant daher, die Kapazität des Berliner Netzes in den nächsten zehn Jahren von 2.100 auf 4.500 Megawatt zu erweitern. 2,9 Milliarden will das landeseigene Unternehmen dafür in den nächsten 10 Jahren ausgeben. Haupt­treiber für den gestiegenen Bedarf sind auch hier geplante Rechenzentren.

„Hier werden Steuergelder verausgabt“, kritisiert Stadt­forscher Halfar. Dabei handele es sich bei vielen Projekten um Spekulation. Indem sie beinahe kostenfrei Leitungskapazitäten reservieren, steigern sie den Wert ihrer Rechenzentrumsprojekte. Wenn aber alle Kapazitäten reserviert sind, muss das Stromnetz erweitert werden, selbst wenn das Rechenzentrum am Ende nicht gebaut wird, etwa weil ein windiger Investor in ein paar Jahren doch lieber Co-Working-Spaces errichten will.

Trotz der Antragsflut werden die Ansiedlungen von der Berliner und Brandenburger Landespolitik hofiert. Brandenburgs Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) bezeichnete die Ansiedlung Amazons als einen „Meilenstein für die wirtschaftliche Entwicklung Brandenburgs“, der das Land „endgültig zu einem der führenden IT-Standorte Deutschlands macht“.

Doch Kri­ti­ke­r:in­nen bezweifeln, ob die Kommunen viel von den Betonklötzen haben werden. Die Digitalexpertin und ehemalige Linke-Bundestagsabgeordnete Anke Domscheit-Berg argumentiert, dass für viele Gemeinden der erhoffte Steuersegen durch die Ansiedlungen ausbleiben könnte.

„Im Rechenzentrum selbst arbeiten überwiegend keine hochqualifizierten Leute“, erklärt Domscheit-Berg. Die Fachkräfte säßen weit weg in einer Großstadt, und dort, wo sie Einkommensteuer zahlen, landet auch der Großteil der Gewerbesteuer. So würde das Rechenzentrum in Vogelsdorf gerade einmal 110 Mit­ar­bei­te­r:in­nen beschäftigen, hauptsächlich Security-Personal.

Die Steuertricks von Amazon

Cloud für Anfänger

Die Server

Bietet heute ein Unternehmen digitale Dienstleistungen an, sei es eine Liefer-App oder eine Videostreaming-Plattform, so müssen die Unmengen an Daten irgendwo gespeichert werden. Das passiert auf Servern, an das Internet angeschlossenen Computertürmen, die höchstens zu Wartungszwecken heruntergefahren werden dürfen. Heute stehen diese Server-Racks meistens nicht mehr im Keller eines Büros, sondern in eigenen Rechen­zentren. Cloudanbieter wie Amazon Web Services, Google Cloud und Microsoft Azure betreiben massenweise Servertechnik und vermieten flexible Rechenleistung an Unternehmen, ohne dass diese überhaupt selbst Hardware anschaffen oder IT-Personal beschäftigen müssen.

Die Rechenleistung

Als Vergleichsgröße und Indikator für die Rechenleistung eines Datenzentrums wird dessen Stromverbrauch genutzt. Moderne „Hyperscale“-Rechenzentren haben eine Leistung von 50 bis 200 Megawatt. Zum Vergleich, Cottbus, eine Stadt mit knapp 100.000 Einwohnenden, verbraucht in der Spitze rund 45 Megawatt.

Der Stromverbauch

Ein im Januar 2024 veröffentlichtes Gutachten des Wirtschaftministeriums geht davon aus, dass sich der Energiebedarf von Rechen­zentren in Deutschland bis 2045 vervierfachen wird. Der Gesamtanteil am Stromverbrauch würde damit von derzeit 4 auf 6 Prozent steigen. In den USA plant Amazon bereits, kleine Atomkraftwerke zu bauen, um seine Rechenzentren zu versorgen.

Große Tech-Unternehmen wie Amazon wenden so viele Steuertricks an, dass sie sowieso kaum Steuer in Deutschland zahlen, warnt Domscheit-Berg. Die Gemeinde Fredersdorf-Vogelsdorf will daher einen Mindeststeuerbetrag vertraglich festhalten.

Ein Großteil der Investi­tions­summe gehe sowieso für die Hardware drauf. „Die Kohle landet nicht bei uns, sondern bei Nvidia“, sagt Domscheit-Berg. Eine einzelne Grafikkarte des US-amerikanischen Chipherstellers, von denen Tausende in einem KI-fähigen Rechenzentrum verbaut sind, kostet derzeit um die 30.000 Euro.

Politik und Rechenzentrumsbetreiber weisen gerne darauf hin, dass sich die beim Betrieb entstehende Wärme als Fernwärme nutzbar machen lässt. Dabei nutzen Wärmepumpen das Kühlwasser zur Hitzeerzeugung. Laut dem 2023 beschlossenen Energieeffizienzgesetz müssen die Betreiber anbieten, die Abwärme nutzbar zu machen. Doch verpflichtet sind sie dazu nicht, wenn sie keinen Abnehmer finden.

Das Problem ist, dass die größten Anlagen dort stehen, wo die wenigsten Abnehmer sind. „Außerhalb der Stadt ist es viel schwieriger, Abwärme abzugeben“, sagt auch Virtus-Managerin Christine Mertens. Zwar werde das Unternehmen in die kommunale Wärmeplanung integriert, das 12 Kilometer von der Berliner Stadtgrenze entfernte Wustermark kann aber nur einen kleinen Teil abnehmen.

Dabei wären für eine effektive Abwärmenutzung viele kleinere und über das Land verteilte Rechenzentren sinnvoller – das Gegenteil der aktuellen Entwicklung. Doch Kritik an geplanten Rechenzentren wie in Vogelsdorf wird gerne als „Nicht in meinem Hinterhof“-Mentalität abgetan. Ähnlich wie Windräder seien die Beton­quader zwar unansehnlich, aber essenziell für das digitale Zeitalter, so heißt es.

Dabei liegt die Ursache für das rasante Wachstum weniger im notwendigen Bedarf für die Digitalisierung, sondern in dem Geschäftsmodell der großen Cloudunternehmen. Für Amazon, Google und Microsoft ist der Cloudmarkt deutlich vielversprechender als ihre Kerngeschäfte. So machten die Einnahmen der Cloudsparte 2023 fast drei Viertel des operativen Gewinns Amazons aus.

Wachstum geht vor Profit

„Die Tech-Unternehmen stehen unter dem Druck, so viel Rechenleistung wie möglich zu verkaufen“, erklärt Paris Marx. Der kanadische Journalist und Tech-Kritiker hat sich intensiv mit den Folgen des globalen Rechenzentren-Boom auseinandergesetzt. In der Tech-Branche gehe Wachstum vor Profit. So stellt Amazon Tech-Start-ups kostenlos Cloudspeicher zur Verfügung, um sie langfristig an ihre Dienste zu binden.

Vor dem Hintergrund sei auch der KI-Boom der letzten Jahre zu verstehen, argumentiert Marx. Sprachmodelle wie ChatGPT und Googles Gemini brauchen unfassbar viel Daten und Rechenleistung, um sie zu trainieren und auszuführen – die Cloudanbieter, die die Hardware bereitstellen, profiteren von dem Boom.

Dabei sei es eigentlich viel einfacher und ressourcensparender, KI zu entwickeln, die sich einer spezialisierten Aufgabe widmet. Dies sei aber weniger beeindruckend als ein Universaltalent wie ChatGPT, mit dem man sich unterhalten könne. „Sie brauchten etwas Aufregendes, um Investitionen anzulocken“, sagt Marx.

„Jeder möchte Netflix streamen, Onlinebanking nutzen und E-Autos fahren. Ohne Rechenzentren funktioniert das alles nicht“

Christina Mertens, Managerin bei Virtus Data Centres

Statt auf Daten- und damit Ressourcensparsamkeit zu achten, werden KI- und Cloud­anwendungen aggressiv vermarktet. So liefert Google standardmäßig auf Suchanfragen eine Antwort durch seine Gemini-KI, obwohl seine Chatbots rund das Zehnfache an Energie verbrauchen wie bei einer Suchanfrage ohne KI.

In Werbespots wirbt Google damit, mit Hilfe seines KI-Assistenten Waschetiketten zu entschlüsseln. „30 Grad und auf links gedreht“, teilt die Computerstimme mit, nachdem eine lächelnde Frau die Smartphone-Kamera auf das Waschkorb-Symbol gehalten hat. „Die Industrie hat es geschafft, dass wir nicht über die dahinter liegende Infrastruktur nachdenken“, sagt Marx.

Dem stimmt auch Anke Domscheit-Berg zu. „Wir müssen uns immer fragen: Ist uns das den riesigen Verbrauch von Flächen, Wasser und Energie wirklich wert?“ Immerhin müsste die gesamte Hardware mindestens alle vier Jahre ausgetauscht werden, was enorme Mengen Elektroschrott verursache. Die Produktion von Hardware und Energie verbrauche Millionen Liter Wasser.

Die Frage sei nicht nur, was im Innern der Betonklötze passiert, sondern auch wer sie betreibt. „Je mehr wir die Dienste von Amazon, Google, und Microsoft benutzen, umso erpressbarer werden wir“, warnt Domscheit-Berg. Durch den „Lock-in-Effekt“ werde es immer schwieriger, Lösungen außerhalb der Cloud der Tech-Riesen zu nutzen. Wer heute im Unternehmen Microsoft Office nutzt, kauft nicht mehr das Programm, sondern abonniert einen Onlineservice, der nur mit Microsofts Cloud funktioniert – ein Wechsel wird zunehmend schwieriger.

Auch wenn sich die Standorte in Europa befinden, unterliegen sie US-Recht, im Zweifelsfall müssen Daten an US-Behörden abgeführt werden oder die Dienste können ganz abgeschaltet werden. „Die Abhängigkeit von US-amerikanischen Digital­unternehmen ist viel höher als früher von russischem Gas“, sagt Domscheit-Berg.

Die Ansiedlung von Rechenzentren ist ein komplexes Thema, das sehr viel Planung und Steuerung erfordern würde. Doch davon sei bislang von der Politik nichts zu sehen, kritisiert Stadtforscher Halfar. „Es ist ein völlig deregulierter Prozess, der jetzt seine Grenzen erreicht.“

Dem Alt-Vogelsdorfer Guido Schoening ist vor allem wichtig, dass gar kein Rechenzentrum in seinem Dorf gebaut wird. Schon jetzt hätten die Vierzigtonner, die durch die Dorfstraße zum Gewerbegebiet brettern, dazu geführt, dass sein Fundament absackt. Tatenlos will Schoening nicht zusehen: „Wenn das wieder passiert, dann verklag ich die.“

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