piwik no script img

Plastik im Meer"Ich bin ratlos"

Gegen die Vermüllung der Meere gibt es keine systematische Lösung, sagt der Biologe und Naturschützer Thomas Clemens.

Interview von Thomas Schumacher
Thomas Clemens

64, ist Biologe und Vorstand des Mellumrates e. V. Der kleine Naturschutz- und Forschungsverein betreut verschiedene Naturschutzgebiete.

taz: Herr Clemens, wird auf das Müllproblem in der Nordsee angemessen reagiert?

Thomas Clemens: Zumindest hat die Diskussion ein höheres Niveau als noch vor ein paar Jahren. Jetzt beginnt man, systematisch den Müll im Meer zu erfassen.

Wie könnte man das Problem nachhaltig lösen?

Ich beschäftige mich seit 20 Jahren mit dem Problem, aber ich bin ratlos. Trotzdem darf man den Kopf nicht in den Sand stecken. Die EU erwägt zurzeit ein Verbot von Plastiktüten europaweit. Wir müssen Ersatzstoffe für Plastik entwickeln, Stoffe, die biologisch abbaubar sind. Die Schifffahrtsbehörden sind mit der Kontrolle der Schiffe überfordert. Hier muss nachgebessert werden. Schiffsmüll muss im Hafen kostenlos entsorgt werden können. Internationale Abkommen müssen schärfer kontrolliert werden. Gefordert sind Bundes-, Landes- und Hafenbehörden, aber auch wir als Konsumenten. Müll am Strand und im Meer, das ist nicht nur ein ästhetisches, sondern auch ein ökonomisches und gesundheitliches Problem.

Auf Mellum, dem Schutzgebiet ihres Mellumrates, wird seit Jahrzehnten Müll angeschwemmt. Warum lassen Sie den da liegen?

Es fehlt uns das Personal und das Geld. Wenn wir heute den Strand räumen, ist der morgen wieder voll. Viele Müllteile haben sich mittlerweile in die Landschaft integriert. Es bräuchte schwere Maschinen, um Netze oder anderes aus dem Sand zu ziehen.Welch Horror für ein Schutzgebiet!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!