Piraten vor Somalia: Erneut deutscher Frachter gekapert
Trotz der militärischen Präsenz am Horn von Afrika konnten somalische Seeräuber erneut einen Frachter überfallen. Derweil ist weiter unklar, was mit den bereits gefangenen Piraten passieren soll.
BERLIN dpa Piraten haben erneut zugeschlagen und vor Somalia ein deutsches Schiff gekapert. Das Verteidigungsministerium in Berlin bestätigte am Sonntag, dass ein deutscher Frachter vor der Küste Somalias von einer unbekannten Zahl Piraten geentert wurde. Weitere Angaben über die Herkunft des Schiffes, den Zeitpunkt der Aktion und die daran Beteiligten machte das Ministerium zunächst nicht.
Das Auswärtige Amt teilt mit, es sei davon auszugehen, dass im Indischen Ozean ein Schiff unter deutscher Flagge gekapert worden sei. Im AA sei ein Krisenstab gebildet worden. Weitere Angaben zu operativen Details machte die Sprecherin nicht.
Wie Spiegel Online berichtete, handelt es sich um ein Containerschiff. Zitiert wurde der Koordinator des Ostafrikanischen Seefahrer-Hilfsprogrammes, Andrew Mwangura, wonach das Schiff etwa 400 Seemeilen vor dem somalischen Hafen Kismayu, zwischen den Seychellen und Kenia, von Piraten aufgebracht worden sei. Nach diesen Informationen sollen sich 24 Besatzungsmitglieder an Bord des Frachters befinden.
Der Kampf gegen Piraten soll auch Teil der neuen NATO-Strategie werden. Wie NATO-Sprecher James Appathurai beim Gipfel in Baden-Baden erklärte, sind bestimmte Einsätze - beispielsweise gegen Piraten - im bisherigen strategischen Konzept nicht vorgesehen.
Was tun mit den sieben Seeräubern?
Unterdessen ist das Schicksal der sieben Seeräuber weiter ungewiss, die am vergangenen Sonntag im Golf von Aden den deutschen Marine-Tanker "Spessart" angegriffen hatten und dabei gestellt wurden. Strittig ist, ob die auf der Fregatte "Rheinland-Pfalz" festgesetzten Angreifer sich in Kiel, dem Heimathafen des Tankers, vor Gericht verantworten müssen.
Die Kieler Staatsanwaltschaft hatte nach einer Anzeige der Bundesregierung unter anderem wegen eines versuchten Angriffs auf den Seeverkehr ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Nach dem Spiegel-Bericht hofft das Justizministerium, dass in Kiel ein Exempel statuiert werden könne.
Diese Behauptung wurde von der Sprecherin des Ministeriums am Wochenende als "schlichter Unfug" bezeichnet. Das Magazin berichtete weiter, das Innenministerium halte die Attacke auf den Tanker dagegen nicht für gewichtig genug, weil die "Spessart" von den Schüssen nicht getroffen worden sei.
Eine Entscheidung muss bis Mitte kommender Woche getroffen werden. Wahrscheinlich an diesem Mittwoch wird die Fregatte "Rheinland-Pfalz" im kenianischen Hafen Mombasa erwartet. Gegenwärtig gibt es intensive Kontakte zwischen deutschen und kenianischen Behörden.
Anfang März waren bereits neun Piraten nach einem ebenfalls gescheiterten Angriff auf ein deutsches Handelsschiff den Behörden Kenias übergeben worden. Rechtsgrundlage ist ein Abkommen zwischen der Europäischen Union und Kenia. Ihre beiden deutschen Verteidiger kritisierten nach einem Bericht des Magazins Focus in einem Schreiben an das Auswärtige Amt die Haftbedingungen ihrer Mandanten.
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