■ UrDrüs wahre Kolumne: Pionier der Revolte

Manche Missverständnisse zeugen von elementarer Weisheit. Im Bahnhofsbuchhandel fragt ein rüstiges Männlein mit der eingefallenen Trockenbeeren-Physiognomie des Bundesaußenministers die souveräne Dame an der Kasse, wo man denn wohl irgendwas „aus dem Bereich Esoterik“ finde. Passende Antwort: „Da müssense bei Herrenmagazine schauen, da liegt sowas.“

Dass die Bremische Wirtschaft nicht so recht prosperieren möchte, ist sicher nicht nur eine Standortfrage. Sondern manchmal auch bedingt durch abgrundtiefe Dämlichkeit. So bewirbt der ortsansässige Kreuzfahrtveranstalter Transocean Tours einen Juni-Törn „rund um West-Europa“ mit dem drohenden Konterfei des gefürchteten Permanenz-Heuchlers Dr. Franz Alt unter dem Motto „Prominente an Bord“. Zwei Wochen auf See und keine Möglichkeit, dem Triefauge aus dem Wege zu gehen – ja so viele Masochisten gibt es im reisenden Publikum nun auch wieder nicht!

Verkehrsunfall von Henning S. nach dem Besuch beim Bremerhavener Kabarett „Die Müllfischer“ – da nehme ich es dem Regierungssprecher Klaus Schloesser gern ab, dass es sich um eine Dienstreise handelte, die darum ging, „Bremerhaven positiv zu bestärken“. Und so fordere ich Gehaltserhöhung aber subito für die armen Menschen, die im Job den Küstenmüll durchwühlen müssen! Ansonsten gute Besserung ...

Räumung der autonomen Siedlungsgebiete an der Lesum? Das soll sich den Perschaus ihr Hartmut aber nochmal gründlich überlegen, denn dem Parzellisten in seinem Zorn ist auf Dauer kein Senatorensessel gewachsen. Wer kennt denn heute in Bremen noch den namen Claus Jäger? Der Niedergang dieses Liberalinskis begann, als er sich frech, dumm, dreist und unverschämt am Waller Kleingartengebiet vergreifen wollte – gesiegt aber hat am Ende nicht die Niedertracht, sondern der Komposthaufen ...

Soso! Da will der spinatgrüne Fraktionssprecher Matthias Güldner also den Innensenator gegen „falsche Libanesen“ unterstützen. Der Eintritt in den Mastdarm der Macht ist eben nicht mehr nur durch Teilhabe an den Schweinereien zu erlangen, sondern setzt auch das schamlose Bekenntnis voraus. Was weiß dieser Güldner denn von falschen Libanesen in dieser vertrackten Welt, wo er doch vermutlich nicht mal roten Libanesen von grünem Türken oder vom schwarzen Schimmel-Afgan unterscheiden kann? Merke: Wer zu den verdammten dieser Erde zählt, hat das Recht und die Pflicht, die Herren dieser Welt um ihre blutige Ernte zu bringen. Der Name ist Kurde? Der Name ist Mensch! (Groucho Marx, gesammelte Werke Band II)

Mike Leckebusch gestorben – und in dieser unserer Heimatzeitung wird das so beiläufig abgetan, als ob sich der stellvertretende Ortsbrandmeister von Worpswede um einen Job an der hiesigen Feuerwache beworben hätte. Leckebusch aber war ein echter Lebensreformer, ein Pionier der Revolte. Er brachte die Pretty Things und die Rolling Stones, die Searchers und die Rattles ins deutsche Wohnzimmer. Ließ die Vatis verzweifeln und die Omas das Bündnis mit den Enkeln suchen: Und Uschi Nerke war tausendmal schöner als Catarina Valente und zusammen haben beide mehr für die Generation der Sechziger getan als Jean Paul Satre und Simone de Bauvoir.

Meint mit einem wachen „Good bye, my love“

Ulrich „Beatclub“ Reineking