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Pink Floyd gegen Mp3-VerkaufKonzeptalbum, bleibe ganz!

Pink Floyd haben gegen den Verkauf einzelner Mp3s ihrer Songs geklagt - und gewonnen. Jetzt darf man nur noch ganze Alben digital erwerben.

Pink Floyd: Ob sie damals auch so streng gewesen wären? Bild: emi

Es gibt Leute, die meinen, unkontrollierter Internet-Konsum, ständiges Herumgesimse und Dauerfummeln am iPod führe zu einer zerfaserten Denkstruktur und erschwere ein Konzentrieren auf Dinge wie Dostojewski-Romane oder den Genuss eines vollständigen Musikalbums (Tatsächlich: Es gibt ein Musikhören außerhalb von Mp3s: CDs! Und Schallplatten!)

Zu diesen Menschen gehören offenbar auch die noch lebenden Mitglieder der Band Pink Floyd. Jetzt hat sich die Band vor Gericht gegen das Auseinandergezerre ihrer Alben im Netz gewehrt - und das mit Erfolg. Kein ihrer Lieder darf mehr als einzelnes Mp3 übers Internet verkauft werden. Schließlich machen sie Konzeptalben! Und diese "nahtlosen" Kunstwerke sollen nur als Gesamtwerk verkauft werden, argumentierte der Pink-Floyd-Anwalt. Die Plattenfirma EMI, die Pink Floyd seit 1967 unter Vertrag hat, muss den Einzelverkauf von Pink-Floyd-Songs jetzt stoppen. Wer also "Wish you were here" haben will, kommt um "Welcome to the Machine nicht herum".

Aber vielleicht geht es Pink Floyd ja auch gar nicht bloß darum, dass ihren Fans die geistige Aufnahmefähigkeit nicht abhanden kommt - ein Album kostet schließlich auch mehr als ein Song. Und, hey: Selbst zu Zeiten des Vinyl wurde der Musikgenuss auf unmögliche Weise unterbrochen. Und zwar beim Umdrehen der Platte.

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13 Kommentare

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  • TF
    Thomas Fluhr

    Interessant wie sehr alles nach kapitalistischen Massstäbchen beurteilt wird, angeblich geht's den einen nur um mehr Kohle und den anderen auch, die sie behalten wollen. Brauch sich doch niemand zu wundern, dass Arbeit nichts mehr Wert ist.

    Ansonsten hat Pink Floyd nicht nur, aber halt auch Konzeptalben, aufgenommen, bei denen die kurzen Wiedergabesprünge, zwischen den einzelnen Tracks, sehr stören.

  • W
    W.B.

    Verkauf von Alben nur noch "am Stück" - das kann man jetzt gaaaanz toll finden.

    Muss man aber nicht.

    Spätenstens wenn in Zukunft sämtliche Veröffentlichungen "Konzept"-Alben sein sollen und mit mit Verweis auf dieses Urteil nur noch als Gesamt"werk" verkauft werden dürfen, würde ich die voreiligen Jubel-Perser von heute gern noch mal hören ...

    Dieses Gerichtsurteil bietet reizende (Gewinn-)Aussichten für die Labels der Britneys, Bohlens und was es noch an Castingshow-Überbleibseln so geben mag.

  • O
    Oliver

    Recherche (und Rechtschreibkontrolle) sind bei der taz wohl erneut im Urlaub.

     

    Die Band behält sich das Recht vor, selber zu entscheiden, ob einzelne Songs auch aus einem Album herausgerissen angeboten werden dürfen. Entschieden wurde jetzt nur, dass dies auch für den Online-Handel gilt.

     

    Das hier ist somit falsch:

     

    “Kein ihrer Lieder darf mehr als einzelnes Mp3 übers Internet verkauft werden.”

     

    Wenn die Band es möchte und erlaubt, dann können einzelne Songs natürlich auch online vertrieben werden.

     

    Von MP3s ist übrigens nirgendwo die Rede. Schließlich geht es um den Vertriebskanal, nicht um die Formatfrage. Etliche Online-Musikläden verwenden andere Formate als MP3, z.B. AAC oder Windows Media, so dass eine Einschränkung auf das Dateiformat auch ausgesprochen blödsinnig wäre.

  • M
    myrna

    michael jackson und seine erben wurden damals als geldgeier bezeichnet, weil sie den download der beatles verboten hatten. bei pink floyd wird eine viel offensichtlichere geldgier als künstlerisch wertvoll hochgejazzt. jetzt fehlt eigentlich nur noch, dass die rolling stones nur noch mp3s freigeben, wenn das komplette gesamtwerk am stück geladen wird. und später, wenn opa unter der erde liegt, müssens die enkel dann doch wieder getrennt in den müll werfen.

  • I
    ich

    Gute Sache!

     

    Und noch besser, daß der Richter ihnen Recht gab.

     

    @q who: Bitte nicht von sich auf andere schliessen.

     

    @Tom: Betreffs Schwachsinn und Dümmlichkeit:

     

    Jetzt müssten Sie nur noch wissen, daß sich PF immer gegen diese Veröffentlichung gewehrt und sich sogar offiziell bei den Fans für dieses Machwerk (die Zusammenstellung seitens EMI) entschuldigt hat...

  • B
    Burki

    Da die Herren solo ja nun nichts mehr auf die Reihe bekommen und sich zusammen auch nicht mehr blicken lassen wollen - die Zeiten sind davon mal abgesehen auch langsam mal vorbei - muss die Kohle ja anders rein kommen.

     

    Einige Widersprüche wurden ja schon genannt (Best.Of-Alben, Single-Auskopplungen, Titel im Radio), aber da gab es dann auch noch diese Abmachung - ich glaube ebenfalls höchst richterlich durchgesetzt - dass Gilmour nie mehr als 3 oder 4 Titel von The Wall auf seinen Konzerten spielen darf.

    Klasse Konzept, nicht?

  • O
    Oberhart

    Was soll denn der letzte Absatz? Es sprechen doch wohl klar künstlerische Gründe dafür, Alben nur ganz anzubieten. Das sollten die Künstler schon selbst entscheiden dürfen. Dahinter gleich üble Geldmacherei zu vermuten, greift meiner Meinung nach auch gar nicht. Denn wer wirklich nur einen Song haben möchte, wird so verschreckt und kauft gar nichts. Ich ziehe den Hut vor Pink Floyd. Alle beschweren sich, wie MP3s den Musikmarkt kaputtmachen und ein gutes Stück Musikkultur, nämlich das Coverartwork, den Bach runtergeht, Pink Floyd handeln. Weiter so!

  • T
    Tom

    Spätestens beim Best Of Album ist das Konzept des KOnzeptalbums dahin. Ziemlich schwachsinnige Ausrede und ziemlich dümmliche Richter.

  • G
    Gachmuret

    Also, wer, wenn nicht nicht Pink Floyd sollte wohl für das Konzeptalbum einstehen? ;)

    Unabhängig von diesem konkreten Fall, erscheint es mir aber seltsam, daß es ein Gericht braucht, um Musikern das Recht zu geben, ihre Musik so zu verkaufen, wie sie das für richtig halten. Ob das klug oder sinnvoll ist, ob da kreative Überlegungen oder nur der schnöde Mammon dahinter steckt - das steht alles auf einem anderen Blatt.

    Aber bitte schön, sie haben es erfunden, dann sollen sie damit auch machen, was ihnen richtig erscheint.

  • FB
    Felix Berthold

    Ich finde das mutig. Dem Autor hätte gut zu Gesicht gestanden, wenn er mal ein paar Gedanken an die grundlegenden Veränderungen durch die schnelllebige Art der Nutzung von Musik in der digitalen Welt verschwendet hätte.

  • T
    Tom

    Komisch nur, dass dieselbe Band eine Best of verkauft, in der jedes einzelne Lied aus dem jeweiligen Gesamtkunstwerk bzw. -zusammenhang herausgerissen wurde.

  • KH
    Konzeptloser Hörer

    Der Geldspeicher von Pink Floyd ist nun voll und wird geschlossen!

     

    Was für ein Unfug: Single-Auskopplungen waren immer das Motiv zum Kauf von Alben, Radiosender haben (zu normalen Uhrzeiten) nie das komplette Album "The Wall" gespielt sondern selbstverständlich nur "Another Brick..."

     

    Ich würde den Jungs ja ihre Retrovertiertheit gönnen - aber ich vermute, es geht einfach nur darum, noch mehr Geld zu machen. Aber das ist ja auch ein "Konzept".

  • QW
    q who?

    wo ist das problem? dann sollen die herren aus "dark side of the shroom" einfach einen track machen und ihn dann als einen track für 0,99 cent anbieten. dann hat der runtergerechtete mist wenigtens mal ein vernünftiges preis/leistungsverhältnis. bei dem format welches itunes anbietet können die die einzelnen titel sogar als kapitel markieren.

    wenn die prog rock zombies aber ihrem eigenem kunst und bla bla ethos treu bleiben wollen, dürften die eh keinen lossy mist verkaufen, das ist ja nicht kunst und hi-end und quadro und was weiss ich. aber woher kommt dann die kohle für den weissen nasenpuder der doch so schön das altersrheuma lindert.