Pilz vernichtet Bananen in Kolumbien: Die Angst vor TR4
In Bananenstauden hat der Fusariumpilz TR4 eine verheerende Wirkung. In Kolumbien hat er bereits die Bananenplantagen an der Karibikküste erreicht.
Andere Plakate erklären auf Englisch und Spanisch, worum es geht: die Weiterverbreitung des Bananenpilzes TR4, in Kolumbien Fusarium Raza 4 Tropical genannt, mit allen Mittel zu vermeiden. Dafür ziehen die Regierung, die Vereinigung der Bananenproduzenten Kolumbiens (Augura), das federführende Institut ICA (Kolumbianisches Institut für Landbau) und auch die Gewerkschaften an einem Strang.
Videos wurden produziert, die auf allen Kanälen laufen und verhindern sollen, dass kontaminierte Erde oder Sporen in die Bananenplantagen in der Region Urabá eingeschleppt werden. Diese Region ist die wichtigste Anbauregion Kolumbiens. Hier, zwischen Apartadó und Turbo, werden rund 85 Prozent der Exportbananen Kolumbiens im Wert von im Jahr 2019 rund 860 Millionen US-Dollar produziert.
Daran soll sich nichts ändern, und deshalb hat die Regierung in Bogotá im August letzten Jahres den nationalen Notstand für die Region ausgerufen und mit einem Maßnahmenpaket dafür gesorgt, dass auf den Plantagen in den Anbauregionen Alarmstufe Rot herrscht. Plantagenarbeiter, Lieferanten und Transportunternehmen wurden geschult, um den Pilz, der im August auf zwei Plantagen nachgewiesen wurde, quasi unter Quarantäne zu stellen. Um die mittlerweile acht Plantagen, die allesamt in der Region La Guajira, eine Halbinsel ganz im Westen Kolumbiens an der Grenze zu Venezuela, liegen, wurde ein Sicherheitsstreifen eingerichtet, die Bananenstauden wurden mit Stumpf und Stil ausgerissen und die Flächen von rund 180 Hektar quasi stillgelegt.
Maßnahmen, um Zeit zu schinden, so Gabriel Jaime Elejalde, Director Regional de Augura in der Region Urabá. „Heute gibt es kein Produkt, welches diesen Pilz kontrollieren könnte“, sagt Elejalde, der genauso wie Augura-Präsident Emerson Aguirre darauf hinweist, dass der Pilz zwischen dreißig und fünfzig Jahren im Boden überleben kann.
Alternative Sorten gibt es nicht
Ein Fluch für die Bananenbauern und eine Herausforderung für die Wissenschaft, denn es ist die Sorte betroffen, die den Bananenexport dominiert: Cavendish. Rund 95 Prozent aller auf dem Weltmarkt gehandelten Bananen sind Produkt dieser Sorte, und alternative Sorten gibt es nicht, so Bananenexperten wie Gerd Kema von der niederländischen Agraruniversität Wageningen.
Das wissen auch die kolumbianischen Experten, die mit Kema und anderen Experten im stetigen Austausch stehen. Sieben bis acht Jahre wird es laut Gerd Kema dauern, bis sein Forschungsprogramm Fürchte trägt und eine neue Bananensorte gefunden ist, die gegen TR4 resistent ist und die Cavendish-Sorte ersetzen könnte.
Viel Zeit, die die kolumbianischen Experten hoffen mit einer Serie von Maßnahmen überbrücken zu können. Obligatorisch ist die Desinfektion von Arbeitsgerät, Arbeitsstiefeln oder Fahrzeugen, die auf die Plantagen gelangen und sie verlassen. „Sauber rein, sauber raus“, lautet deshalb die landesweit ausgegebene Parole gegen den Pilz.
Der sitzt in der Erde, dringt über die Wurzeln der Staude in die Pflanze ein, verstopft deren Nährstoffbahnen, sodass die Blätter welken und die Staude irgendwann einknickt und stirbt. Mit den phytosanitären Maßnahmen soll die Verbreitung des Pilzes unterbunden werden, was nur realistisch ist, wenn auf jeder noch so kleinen Plantage mitgezogen wird. Wie realistisch es ist, über Monate und Jahre die Maßnahmen beizubehalten, kann kaum jemand einschätzen, so Adela Torres von der Agrargewerkschaft Sintrainagro in Aparatadó.
Die Gewerkschaft, der rund ein Drittel der 60.000 Plantatagenarbeiter angehören, ist Teil des nationalen Bündnisses gegen die Weiterverbreitung von TR4. „Wir kämpfen für die Familien, deren Existenz an der Banane hängt“, sagt die Gewerkschafterin. Das sind laut dem Agrarministerium in Bogotá bis zu 50 Millionen Familien, denn die Banane ist mehr als ein Exportprodukt – sie ist auch Grundnahrungsmittel in Kolumbien als Koch- und als Fruchtbanane.
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