: Piff! Paff! Puff!
■ Berliner dürfen an Feuerwaffen ran/ Bislang entmilitarisierter Status verbot solchen Besitz/ Ex-DDRler kaufen massiv Jagdflinten auf
Berlin. Feuer frei: Seit dem 3. Oktober ist in Berlin der private Erwerb und Besitz von Schußwaffen, die keine Kriegswaffen sind, mit Genehmigung der Behörden gestattet. Das teilte gestern die Innenverwaltung mit. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges war es in Berlin wegen des entmilitarisierten Status prinzipiell verboten, Waffen zu besitzen.
Jäger und Sportschützen dürfen nun ihre Waffen und Munition zu Hause behalten — bislang mußten sie in Vereinslagerstätten deponiert werden. Gefährdete Personen könnten sich zur ihrer Verteidigung Handfeuerwaffen zulegen — wenn sie die persönliche Eignung hierfür vorweisen können. Die Mitglieder der Berliner Jagd- und Schützenvereine sowie Personen, die bereits bisher legal mit Waffen umgehen durften, müssen innerhalb von sechs Monaten Anträge für eine neue Erlaubnis nach dem Bundeswaffengesetz bei der Polizei stellen. Dabei können auch bisher illegale Waffenbesitzverhältnisse legalisiert werden, wenn die Personen ihre Zuverlässigkeit belegen.
Bislang waren für West-Berlin rund 6.000 Jagd- und Sportwaffen, sowie die Waffen von zwei Wachgesellschaften bei der Innenbehörde angemeldet gewesen, meinte deren Sprecher. Für den Ostteil der Stadt seien ihm keine Zahlenangaben bekannt. Bis heute seien bei der Polizei »mehrere hundert« Anträge auf neue Waffenbesitzkarten eingegangen. Ausbildungstätten für den Erwerb von Waffenscheinen gebe es in Berlin noch nicht.
Wie die Innenverwaltung weiter mitteilte, besteht in Ost-Berlin und der ehemaligen DDR erhebliche Rechtsunsicherheit, was den Waffenbesitz angeht. Vielfach würden die Behörden noch nach den alten Gesetzen operieren.
Bislang waren anscheinend viele DDR-BürgerInnen davon ausgegangen, daß Feuerwaffen im Westen frei erhältlich seien. Mehrere Waffenhandlungen berichteten auf Nachfrage der taz von einer massiven Nachfrage nach Kleinkaliberwaffen. Kurzzeitig hätten die Ex-DDRler auch den Markt für preiswerte Jagdwaffen leergekauft. dpa/taz
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