■ QUERBILD: Picture of Light
Das Nordlicht (Aurora borealis) kennen die meisten Menschen nur aus dem Fernsehen. Was ist es nun aber wirklich? Eine mystische Offenbarung? Oder doch einfach elektromagnetische Ströme? Picture of Light von Peter Mettler beleuchtet dokumentarisch die Spannung zwischen Natur und Technik, Wissenschaft und Mythos.
Sechs Personen machen sich auf in die unzivilisierte Weite der kanadischen Arktis. Im Gepäck: 50 Pfund Batterien und eine Filmkamera, die Temperaturen bis zu minus 40 Grad Celsius aushält. Nach 3000 Meilen Zugreise durch fast unbewohnte Schneelandschaften erreicht man schließlich Churchill, Manitoba, das nördliche Ende der zivilisierten Welt.
Endlose Schneewüsten. Vom eiskalten Wind getrieben, schlängelt sich ein weißer Teppich über die Straße. Moment, eiskalt? Woher weiß der Zuschauer, daß der Wind eiskalt ist? Ein Filmbild ist schließlich kein Tiefkühlfach. Die Stimme aus dem Off stellt die Frage nach den Möglichkeiten und der Verantwortung des Mediums und legt offen, daß der filmische Illusionismus schließlich auch im Dokumentarfilm gaukelt. Zeitraffer, Farbfilter, Schnitt suggerieren eine Realität und Anschaulichkeit, die nicht dem eigentlichen Naturschauspiel entspricht. Doch Mettler macht keinen Hokuspokus, bei dem er sich nicht in die Karten schauen ließe. Wenn versucht wird, eine Schneewehe in einem Hotelzimmer nachzubilden oder das eigentlich sehr bedächtige Flackern des Nordlichts mit Zeitraffer wiedergegeben wird, machen gerade diese Mühen um die suggestive Macht und das filmogene Arrangieren der Natur einen großen Knicks vor der Faszination ihrer Erscheinungen und ihrer Spektakel und ihren eigenen Gesetzen. Eher nüchtern und technokratisch, aber deswegen nicht minder faszinierend, beschreibt schließlich ein Astronaut aus orbitaler Perspektive das Nordlicht als vom Sonnenwind erzeugte magnetische Verzerrungen. Picture of Light ist ein atmosphärisch dichter Film, den man sich am besten in der melancholisch-ausgeglichenen Stimmung nach einer durchzechten Nacht anguckt. Ein echter Chill-out-Film. C. Hansen
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