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Phoolan Devi

■ betr.: „Banditenkönigin auf Wahl kampftournee“, taz vom 25. 4. 96

In Spalte 4 steht: „... ließ alle 22 Männer zusammentreiben und erschießen. Ihr Verbrechen: Die oberkastigen Dorfbewohner hatten zwei Kastengenossen Unterschlupf gewährt, die kurz zuvor Phoolans Liebhaber Vikram Mallah ermordet hatten.“

Zufällig habe ich vor zirka drei Wochen auf arte eine Dokumentation über Phoolan Devi gesehen. Darin wurde deutlich, daß Phoolan Devi zusammen mit ihrem Liebhaber von diesen Männern gefangen wurde. Ihr Liebhaber wurde ermordet, und sie wurde mehrere Wochen gefangengehalten und von diesen Männer vergewaltigt. Zum „sexuellen Gebrauch“ wurden auch die Männer des Nachbardorfes geladen.

Ich bitte Euch, diese Information zu prüfen und gegebenenfalls zu korrigieren. Es entsteht dann nämlich ein anderes Bild von Phoolan Devi und ihrer Motivation. [...] Daß eine Frau gewalttätig ist, um ihre eigene Entwürdigung als Frau zu rächen, ist gerade das Besondere an Phoolan Devi. In der besagten Fernsehdokumentation hat Phoolan Devi die Frauen in Indien dazu aufgerufen, nicht länger unter sexueller und familiärer Gewalt zu leiden, sondern sich zur Wehr zu setzen. Es wäre wirklich wünschenswert, wenn „wenigstens“ im Ladies Almanach die geschlechtsspezifischen Aspekte einer Thematik gründlicher durchdacht und dargestellt würden! Karola Schupp, Regensburg

[...] Interessiert es Sie neben aller Politik noch, was es für einen Menschen bedeutet, als Kind für den Brautpreis eines Fahrrads und einer Kuh an einen Witwer verkauft worden zu sein?

Sie konzentrieren sich auf die Verurteilung von „Aggression und Rache“, belächeln nebenbei die Frau, welche in „den Schluchten des Chambaltals Robin Hood und Racheengel gepielt hatte“, zeichnen und – vielleicht ungewollt (na ja ... eher unbewußt) – bestärken das Klischee der hysterischen unberechenbaren und dämlichen Frau. Das Foto und die markigen Titelwörter „Banditenkönigin“, „aggressiv“, „will ins Parlament“ sorgen für die richtige Einstimmung des Lesers (mich?).

Informationsquellen lassen sich in den großen Zeitungen eher denn in den unteren Kasten vermuten. Vielleicht stimmt Ihr Frauenbild generell mit dem geschilderten überein. Das wäre ja nicht schlimm, wenn Sie etwas daran ändern wollten ... und den Konflikt zwischen Devi und den Witwen nicht nur damit erklären, daß das alte Kastensystem „den indischen Frauen keine neuen Rollenmodelle bieten“ kann. [...]

Warum gibt die taz eine Seite Obrigkeitsrhetorik und Hoffnungslosigkeit statt Sympathie mit denen, die sich – vielleicht auch hilflos und hysterisch – wehren? [...] Karsten Schlenker, Berlin

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