Philturm geräumt: Die „Ruine“ wird renoviert
Der „Philosophenturm“ an der Uni Hamburg wird in den kommenden drei Jahren saniert. Nun beginnt der Auszug für tausende Studierende und MitarbeiterInnen.
Während der Sanierungsphase werden Studierende und Angestellte nun in die City Nord pendeln müssen. In der ehemaligen Verwaltungszentrale von Shell am Überseering hat die Stadt Räume angemietet, die als Ausweichquartier dienen sollen.
„Ein Riese zieht um“, sagt Uni-Sprecherin Merel Neuheuser. Denn vom Umzug sind rund 7.500 der insgesamt 42.000 Studierenden und hunderte MitarbeiterInnen betroffen. Ebenso müssen in den nächsten Wochen, ehe die Sanierungsarbeiten losgehen, Bücher, Dokumente und Büroeinrichtungen in die City Nord gebracht werden.
„Das ist eine große logistische Herausforderung“, sagt Neuheuser. Vom Umzug betroffen sind Studierende und MitarbeiterInnen der Studienfächer Geschichte, Sprachen, Literatur und Medien sowie der Philosophie.
Der Senat übergibt der Sprinkenhof AG, einer städtischen Baugesellschaft, die Immobilie. Anschließend mietet die Universität das Gebäude. Der Senat übernimmt dann die Mietkosten.
Die Wissenschaftsbehörde erhofft sich dadurch eine bessere Instandhaltung und effizientere Nutzung des Gebäudes.
Kritiker befürchten, nach Ablauf des Mietvertrags in 20 Jahren könnten die Häuser nicht mehr an die Uni, sondern an andere Nutzer vermietet werden.
Nötig geworden ist die komplette Innensanierung des 52 Meter hohen Gebäudes durch Brandschutzmängel. Bauliche Maßnahmen wurden über Jahre hinweg aufgeschoben, sodass voriges Jahr die Grundsanierung endgültig beschlossen wurde. Aber schon 2004 gab es eine lange Liste mit Mängeln, die Brandschützer und TÜV-Gutachter aufgestellt hatten.
Sanierung ist überfällig
Das Gebäude wurde 1963 errichtet und bisher lediglich von außen grundlegend saniert. „Wann werden diese Ruinen, die sich Universität nennen, endlich renoviert?“, fragte Uni-Präsident Dieter Lenzen schon vor drei Jahren, weil das Gebäude der Stadt Hamburg gehört und der Senat bis dato kein Geld für die Sanierung locker gemacht hatte. Nun wird es im Innenhof zusätzlich noch einen Neubau für Lagermöglichkeiten und Lernplätze geben.
Auch der Asta begrüßt, dass die Bauarbeiten nun endlich beginnen. „Insbesondere für die politische Arbeit wird das allerdings eine große Herausforderung“, sagt die Asta-Vorsitzende Franziska Hildebrandt. Denn auf fast allen Etagen des Philturms befanden sich studentische Cafés und Räume, die für politisches Engagement der Studierenden genutzt wurden.
Auch müsse die Lehrplanung in den nächsten Jahren gut ausgearbeitet sein, weil insbesondere Lehramtsstudierende, die Vorlesungen und Seminare von verschiedenen Fakultäten besuchen, viel pendeln werden müssen. Rund sechs Kilometer ist das Ausweichquartier vom Campus entfernt.
Problematisch findet der Asta, dass der Philturm künftig nach dem „Mieter-Vermieter-Modell“ (siehe Kasten) betrieben wird. Auch steht bisher nicht fest, wie teuer die Sanierung wird. Ältere Schätzungen sprachen von rund 60 Millionen Euro. Laut Wissenschaftsbehörde könne das erst in den nächsten Wochen herausgefunden werden.
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