Philippinische Umweltministerin gefeuert: Rückschlag für die Kämpferin
Gina López' Familie ist mit Minen reich geworden. Trotzdem ging die Tochter in ihrem Amt hart gegen die Industrie vor. Jetzt ist sie den Posten los.
Jetzt wird sie wieder Zeit zur Entspannung haben. Regina Paz La’O López,kurz Gina, hat ihren Posten als Umweltministerin der Philippinen nicht mehr: Die Tochter reicher Industrieller, Yoga-Fanatikerin, Umweltschutzaktivistin und Kämpferin für die immergrüne gute Sache – was ihr internationale Wertschätzung und zahlreiche Preise eingebracht hatte – wurde nach nur zehn Monaten im Amt unter dem unberechenbaren Präsidenten Rodrigo Duterte (der seinen staatlichen Drogenkrieg einmal mit dem Holocaust verglichen hatte) jetzt ganz demokratisch aus dem Amt gewählt.
Der Parlamentsausschuss, der ihre Position billigen muss, stimmte mit 16 zu 8 gegen sie.
In ihrer kurzen Amtszeit hat Gina López nicht weniger als 28 Minen schließen lassen. Sie legte sich mit der Industrie an, verlangte Umweltverträglichkeitsprüfungen, kämpfte gegen den Großbergbau, stellte sich auf die Seite der leidenden Landbevölkerung.
Alles in allem war sie vielleicht etwas zu ehrgeizig. Nahezu täglich giftete sie auch via Facebook in Richtung der Industrie. Dabei war ihre Familie lange selbst im Minengeschäft tätig und hat dort einige Millionen gescheffelt.
Die Demission der tapferen Aktivistin in der vergangenen Woche hat bei ihren Gegnern enormen Jubel ausgelöst: Die Börse in Manila feierte die steigenden Werte der Minengesellschaften; auch die Arbeitnehmerverbände, die um die Jobs ihrer Klientel fürchteten, dürften nicht allzu traurig gewesen sein. Der Inselstaat gilt als rohstoffreiches Land, das es noch nicht geschafft hat, aus seinen unendlichen Reserven entsprechend Profit zu schlagen.
Die Industrie darf sich also als Siegerin fühlen – ihre Macht scheint auch angesichts des etwas irre vorgehenden Präsidenten (der über López lange seine schützende Hand hielt) ungebrochen. Und die Probleme in dem Staat, der aus 7.107 Inseln besteht, bleiben.
Gina López ist in der Umweltszene nach wie vor beliebt und wird gewiss nicht aufhören, für die gute Sache zu streiten. Vorerst wird sie sich wieder stärker ihrem Hobby widmen und sich bevorzugt auf Yogamatten aufhalten. Die sozialen Netzwerke sind wie immer zugeschaltet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!