: Phantasie erscheint dringend nötig
■ betr.: "Die Olympiade löst alle Probleme", taz vom 27.1.92
betr.: »Die Olympiade löst alle Probleme« (Informationsveranstaltung zum olympischen Verkehrskonzept), taz vom 27.1.92
»Phantasie ist wichtiger als Wissen«, zitierte Hartmut Meyer von der Olympia GmbH den Nobelpreisträger Albert Einstein. Und damit auch alle geladenen Gäste der Informationsveranstaltung dieses Motto gut erinnern können, wurde es gar an die Leinwand projiziert.
Angesichts der vorgestellten Daten und Planungen scheint Phantasie auch dringend nötig. Erwartet werden mindestens drei Millionen BesucherInnen, davon zwei Millionen NichtberlinerInnen, die vorwiegend mit Bahn, Flugzeug und Bus anreisen sollen. Wir kennen nicht erst seit der Maueröffnung überfüllte Eisen- und U-Bahnen, Straßen und Bürgersteige. Und wir können uns ausmalen, wie die zwei Millionen Gäste sich mit uns EinwohnerInnen durch enge U- und S-Bahn-Zugänge wälzen. Erwartet wird, daß die BesucherInnen die Gelegenheit nutzen werden, auch die kulturellen und Freizeitangebote Berlins zu erkunden. Stellen wir uns also vor, wie sie die jetzt schon engen und vollen Bürgersteige in den Citys Ost und West, den Einkaufsstraßen und nahe der Sportstätten beleben!
Auf die Frage, welche Maßnahmen geplant sind, die zu erwartenden Fußgängerverkehre sicher, gesund, attraktiv und angenehm zu gestalten, antwortete Herr Meyer, die Olympia GmbH könne nur die Anforderungen angeben, Maßnahmen müßten die Senatsverkehrsverwaltung und die Bezirke treffen. Weder ein Senats- noch ein Bezirksvertreter fühlte sich angesprochen, dazu genauere Auskünfte zu erteilen.
Es wird zwar damit gerechnet, daß viele Wege zu Fuß zurückgelegt werden, doch genaue Planungen liegen bisher nur für die »richtigen« Verkehre vor. Also alles beim alten: FußgängerInnen werden sich schon irgendwie durchdrängeln. Elfi Jantzen, Fußgängerschutzverein
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