Pferd über verlorene Goldmedaillen: „Ich kann nur Reiten“
Ringwood Cockatoo wurden 2004 in Athen zwei Goldmedaillen wegen eines Reitfehlers aberkannt. Wie geht es dem Schimmel heute?
taz: Herr Cockatoo, hätten Sie einen Moment für uns? Wir würden Ihnen gerne ein paar Fragen stellen.
Ringwood Cockatoo: Oh, ich kenne Sie. Wir haben uns doch schon mal unterhalten. Sie waren damals der Einzige, der mit mir gesprochen hat und nicht mit Bettina, also der Bettina Hoy, meiner Rittmeisterin in Sachen Vielseitigkeit. Und ich habe Ihnen Ross und Reiter genannt, so wie ich es immer getan habe. Mit Ihnen rede ich gerne wieder. Und wissen Sie was: Sie dürfen mich Ringwood nennen.
Oh, danke. Nur noch mal zur Erinnerung, was ging 2004 bei den Olympischen Spielen in Athen schief?
Die Bettina hat ja damals in der Einreitrunde gepennt und die Startlinie versehentlich zu früh überquert. Die Franzosen haben protestiert. Später wurde dann deswegen eine Strafe ausgesprochen. Damit waren die zwei Goldmedaillen in der kombinierten Einzel- und Mannschaftswertung futsch. Haferdreck.
Wie geht es Ihnen denn heute, Ringwood?
Ganz gut. Ich muss nicht mehr den Affen machen und durchs Gelände rennen, sondern kann einfach gemütlich im Stall rumstehen und mein Gnadenbrot zu mir nehmen. Das ist wirklich okay. Aber darf ich fragen, wie es Ihnen geht. Sie waren doch von dieser tapferen Zeitung mit der kleinen Chefredakteurin und dem lustigen Sportteil.
47, war von 2001 bis 2005 Sportredakteur der taz. Er ist ein Freund des Triathlonsports. Seine Liebe zum Pferd ist wohl in der taz erwacht. Wahrscheinlich ist Kollege Bernd Müllender schuld, der einen Debattenbeitrag einmal so begann: „Wir Pferde finden die hemmungslose nationale Raserei, vor allem im deutschen Fernsehen, so richtig zum Wiehern.“
Stimmt!
Gibt es sie noch?
Die tapfere Zeitung mit dem lustigen Sportteil? Klar!
Nee, ich meinte die kleine Chefredakteurin.
Nein, die gibt es nicht mehr, jedenfalls nicht bei der tapferen Zeitung.
Oh, schade!
Darüber gehen die Meinungen auseinander. Aber lassen Sie uns doch bitte über Sie reden. Sie sind damals recht schnell von der Bildfläche verschwunden. Warum?
Nun ja, meine Karriere war zu Ende. Da habe ich mich zurückgezogen. Was hätte ich auch anderes tun sollen. Ich kann ja nur Reiten.
Sie hätten zum Beispiel TV-Experte werden können.
Nein. Das ist nicht mein Ding. So abgehalftert war ich dann doch noch nicht.
Oder Kolumnist, zum Beispiel in der taz.
Ja, das wäre eher was gewesen. Aber wissen Sie, ich bin ja gebürtiger Engländer und hab’s nicht so mit der deutschen Sprache. Vor allem mit der Groß- und Kleinschreibung habe ich Probleme.
Das macht doch nichts. Wir hatten schon mal einen Kolumnisten im Sportteil der taz, der nur kleingeschrieben hat.
Ich weiß. Die Sonne aus Gelsenkirchen. War ein Klasse-Typ.
Acht Wochen nach dem Gewinn der beiden Goldmedaillen in Athen, die Ihnen ja bekanntlich wegen des blöden Fehlers Ihrer Reiterin wieder aberkannt wurden, sind Sie mit einer positiven Dopingprobe auffällig geworden. Was haben Sie genommen?
Gar nichts! Ich kann nur sagen: Ich habe nie jemanden betrogen. Das Einzige, was ich mir vorstellen kann, ist, dass mir das Zeug jemand in die Zahnpasta gemischt hat. Sie wissen ja, wir Pferde haben überall unsere Zahnpastatuben rumliegen.
Eine dümmere Ausrede ist Ihnen nicht eingefallen?
Nein. Das ist die dümmste, die es gibt.
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