Petition für überwachten Hanfanbau: In München mangelt es an Cannabis
Für Schwerkranke ist Hanf auf Rezept erhältlich. Doch viele Apotheken kämpfen mit Lieferengpässen. Legaler Anbau vor Ort könnte helfen.
Als Randy Marsh, fiktiver Bewohner der Stadt South Park und der gleichnamigen Fernsehserie, seine Eier in die Mikrowelle hängt, um Hodenkrebs zu bekommen, tut er das, damit ihm sein Arzt endlich medizinisches Marihuana verschreibt. Die Moral der Geschichte ist komplex; doch eins wird deutlich: Die Legalisierung von Cannabis für Kranke macht den Zugang für Freizeitrauchende nicht einfacher.
In München ist der Zugang anscheinend nicht einmal für die betroffenen Patient*innen möglich. Zwar ist Medizinalhanf seit April letzten Jahres auf Rezept erhältlich – etwa für Menschen mit chronischen Schmerzen, Krebs oder Multipler Sklerose. Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass diese Patient*innen ihr Medikament auch bekommen. Denn viele Apotheken in Deutschland haben mit Lieferengpässen zu kämpfen.
Die Ortsgruppe München des Deutschen Hanfverbands (DHV) hat deswegen eine Petition gestartet, um Marihuana unter städtischer Aufsicht vor Ort anbauen zu lassen. „Es darf nicht sein, dass Patienten, die auf ein Produkt eingestellt sind, dieses wechseln müssen, weil es nicht nachgeliefert werden kann, oder ihr Rezept erst gar nicht einlösen können, weil nichts vorrätig ist“, sagt Micha Greif, der Sprecher der Ortsgruppe. „Gerade Schwerkranke können nicht den ganzen Tag von Apotheke zu Apotheke laufen.“
Auch der Apotheker Dr. Jürgen Leikert sieht das Problem der Unterversorgung – hauptsächlich deswegen, weil sich das Vorhalten von Marihuana finanziell nur bei einem größeren Kundenstamm lohnt. Apotheken, die sich, wie seine, auf Cannabis spezialisiert haben, gibt es aber nicht viele. „Bei anderen Apotheken sind zwei Monate Lieferzeit bei bestimmten Präparaten nicht ungewöhnlich“, sagt er.
Medizinischer Hanf aus dem Ausland
Grund dafür sei, dass Medizinalhanf bisher nur importiert werde – vor allem aus Kanada und den Niederlanden. Kanada wiederum könnte demnächst als Lieferant wegbrechen, fürchtet Greif. Denn dort wird Marihuana demnächst komplett legalisiert. Damit verstößt es gegen das internationale Abkommen über Suchtstoffe und könnte sich ein Exportverbot nach Deutschland einfangen. Die Produktion in Deutschland unter staatlicher Aufsicht werde auf der anderen Seite frühestens 2020 beginnen. „So lange können viele Patienten nicht warten“, sagt Greif.
Der Vorschlag des DHV München setzt daher auf regionale Produktion. Der Anbau in einer kontrollierten Umgebung und eine Verteilung ausschließlich durch Apotheken soll jeden Missbrauch ausschließen. Die Stadt könne damit den geregelten Nachschub und eine gleichbleibende Qualität der Medikamente sicherstellen.
Die meisten Oppositionsparteien im Stadtrat haben sich hinter den Antrag von Greif gestellt. Auch der gesundheitspolitische Sprecher der CSU, Bernhard Seidenath, ist für den regionalen Anbau von Medizinalhanf.
Das Referat für Gesundheit und Umwelt der Stadtverwaltung München sieht die Stadt für den Anbau von Medizinalhanf jedoch nicht als zuständig an. Der Antrag müsse auf Bundesebene genehmigt werden, so der Sprecher Bernd Hörauf.
Der DHV München dagegen sieht die rechtlichen Vorgaben des Betäubungsmittelgesetzes mit dem Vorschlag gewahrt und hofft, mit der Petition den nötigen Schwung zu sammeln, um eine Bewilligung des Stadtrats zu erreichen.
Anmerkung: In einer früheren Version des Textes stand, dass der zititerte Apotheker aus München stammt. Das ist nicht richtig und war ein Versehen. Zudem haben wir sein Zitat konkretisiert. Die Redaktion
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