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Peter Sloterdijk über die Finanzkrise"Nur Verlierer kooperieren"

Peter Sloterdijks neues Buch kommt im Befehlston daher: "Du mußt dein Leben ändern". Ein Gespräch über die "Massenfrivolität" des Neoliberalismus und die Krise als Katastrophenfilm.

Der Untergang der Titanic im Film: "Die Katastrophe ist für uns vor allem ein ästhetisches Konzept." Bild: dpa
Robert Misik
Interview von Robert Misik

Bild: dpa
Im Interview: 

PETER SLOTERDIJK

ist Professor für Philosophie

und Ästhetik sowie Rektor der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Seine bekannteste Arbeit ist die zweibändige "Kritik der zynischen Vernunft" von 1983. 1999 löste Sloterdijk mit seiner Elmauer Rede "Regeln für den Menschenpark" einen Streit über die Anwendung von Gentechnologie aus.

"Du musst dein Leben ändern". Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009, 714 Seiten, 24,80 €

taz: Herr Sloterdijk, muss ich mein Leben ändern?

Peter Sloterdijk: Vermutlich ja - unter der Voraussetzung, dass Sie sich in Hörweite des absoluten Imperativs begeben.

Wer spricht da zu mir?

In unseren Tagen ist es die globale Krise, und zwar die ökonomische, die ökologische, die kulturelle. Ich habe mit meinem Buch versucht, eine Art Megafon zu sein und zu formulieren, was aus der Krise unserer Zeit emaniert. Dabei geht es zunächst darum, die Realität der Krise überhaupt im Ernst zu begreifen. Wir müssen aufhören, die Krise zu ästhetisieren.

Passiert das im Augenblick?

Die westliche Krisenästhetik geht auf die Romantik zurück, seit einem halben Jahrhundert beherrscht sie die Weltmassenkultur. Wir haben es fertiggebracht, Naturkatastrophen und Sozialkatastrophen als Horrorgenre zu ästhetisieren. Die Katastrophe ist für uns vor allem ein ästhetisches Konzept.

Aber die Finanzkrise kann man sich nicht gut als Horrorfilm ausmalen, oder?

Da wäre ich mir nicht so sicher. Einerseits erleben wir sie als die Rückkehr des Realen, sie bringt die Rache des ökonomisch Realen am Imaginären des Börsenkasinos zum Zug. Hierbei sind im kollektiven Erleben die Ansätze zur Ästhetisierung unverkennbar - viele genießen die Krise auch ganz unverhohlen, weil sie "das System" bloßstellt. Die Sehweise des Theater- und Kinobesuchers ist so tief in uns eingepflanzt, dass wir die Gegenwart wie einen Katastrophenfilm erleben. Die basale Botschaft des Katastrophenfilms ist ja: Solange wir zuschauen, kann es nicht so schlimm sein.

"Du mußt dein Leben ändern" - ist das nicht etwas unscharf? Darunter kann die tägliche Übung, die ja auch der Neoliberalismus von uns gefordert hat, verstanden werden: Arbeite an dir, halte dich fit für den globalen Wettbewerb!

Der große Unterschied ist eben der, dass der Neoliberalismus eine Metaphysik des Mitmachens impliziert. Er wendet sich an den alten Adam in dessen schlimmsten Eigenschaften: Je gieriger du bist, umso besser drückst du dich selbst aus und desto besser passt du in den Betrieb. Der Imperativ, den ich rekonstruiere, erzeugt eine ethische Revolution, er verlangt die Distanzierung zum bisherigen Leben und setzt auf Diskontinuität.

Was ist da in den vergangenen fünfzehn, zwanzig Jahren passiert?

Man hat uns in ein psychopolitisches Großexperiment über Frivolität verwickelt - aber was auf dem Programm stand, war nicht mehr aristokratische Frivolität, sondern Massenfrivolität, Leichtsinn und Egoismus für jeden. Man hat in dieser Zeit behauptet, Gemeinwohldenken sei gescheitert. Also blieb der Asozialismus, den wir höflicherweise Individualismus genannt haben, um uns mit besseren Gefühlen zu ihm zu bekennen. Doch was sind konsequente Individualisten? Es sind Menschen, die ein Experiment darüber veranstalten, wie weit man beim Überflüssigmachen sozialer Beziehungen gehen kann.

Aber kann der Kapitalismus ohne diese "Gierdynamik", wie sie das einmal genannt haben, funktionieren?

Die Wahrheit dieses Systems ist eine doppelte. Einerseits wird der Mensch als Stoffwechsler enthüllt, und dies drückt eine unleugbare Wahrheit aus. Zugleich tritt ein anderer Aspekt der Wahrheit über die Lage des Menschen zutage: Wir gelangen durch entfesselten Konsum an die Grenzen der Naturproduktivität. Die Menschheit erweist sich als eine Gattung, die es fertig bringt, die Natur leerzufressen. Am bestürzendsten zeigt sich das beim Fischfang: Der Urlauber auf griechischen Inseln isst heute schon norwegische und finnische Fische, die über Nacht eingeflogen werden, weil die Ostägäis praktisch leergefischt ist.

Aber lautete die moralische Erzählung der liberalen Ökonomie nicht, dass der Eigennutz der Einzelnen in allgemeinen Nutzen umschlägt?

An sich ist dies ein höchst sympathisches Konzept, und es wäre zu wünschen, dass die Dinge so liegen. Es ist kein Zufall, dass selbst große Geister wie Kant mit diesem Modell sympathisiert haben - er hat zwar große Stücke auf den freien guten Willen gehalten, aber da er dem allein nicht die ganze Last der Sittlichkeit aufbürden konnte, setzte er zusätzlich auch auf den Marktmechanismus beziehungsweise die gegenseitige Zivilisierung der Egoismen. Wir sehen inzwischen, wie verfrüht diese Zivilisierungshoffnung gewesen ist.

In Ihrem Buch "Zorn und Zeit" haben Sie die Metapher "Zornbank" geprägt. Die wurde ja in jüngster Zeit sehr ironisch modifiziert - jetzt sind es Banken, die den Zorn auf sich ziehen.

Es soll Kreise geben, in denen das Ansehen des Bankers noch unter das des Kinderschänders gesunken ist. Aber das war mit "Zornbank" nicht gemeint.

Sie beschrieben politische Organisationen, die Zorn und Empörung in produktive Energien umwandelten, Parteien beispielsweise oder Gewerkschaften.

Das Konzept wird wieder aktuell, weil sich erneut die Frage stellt, ob es für die kollektive Empörung eine ansparbare und renditefähige Form geben kann.

Der Titel "Du mußt dein Leben ändern" deutet nicht darauf hin - das ist ja ein Imperativ, der sich an den Einzelnen richtet.

Wir leben am Ende eines Zeitalters vereinseitigter Weltveränderung. Seit der Französischen Revolution behauptet die Forderung nach Weltveränderung den Vorrang vor der Selbstveränderung. Doch dieses Schema greift nicht mehr - nachdem man gesehen hat, zu welchen Ergebnissen die gewaltsame Weltveränderung von außen im Kommunismus geführt hat. Selbst der historische Kompromiss der Nachkriegszeit, den man den rheinischen Kapitalismus nannte, dieser real existierende Semisozialismus, in seiner strahlenden Lächerlichkeit, ist unwiederholbar.

Halt! Der war doch das Funktionstüchtigste, das wir hatten!

Auch als Linker hat man ein Recht, ihm nachzutrauern.

Weil er schon existiert hat, geht von ihm kein utopischer Glanz mehr aus, auf ihm liegt der Schatten des Nostalgischen?

Dies ist das Paradoxon des progressiven Denkens seit jeher: Wir können den Menschen ehrlicherweise immer nur das Zweitbeste vorschlagen, und das scheint gegen die menschliche Natur zu sein. Die will das Beste, und wenn man als Realist nur Zweitbestes im Angebot hat, verletzt man eine Spielregel der psychischen Wirklichkeit. Darum hat es jede nichtutopische Linke schwer. Sie muss für Suboptimales Propaganda machen, von dem zudem nicht gewiss ist, ob man es erreicht. Wenn man heute etwas Großes versuchen wollte, müsste es eine ökologische Kühnheit sein.

Barack Obama versucht das gerade in den USA: Bankenrettung, gleichzeitig Sozialpolitik machen und obendrein ökologische Infrastrukturinnovationen. Kühnheit in der Krise lässt sich da doch attestieren.

Man könnte sagen, Obama hat den Imperativ "Du musst dein Leben ändern" ins Euphorische übersetzt, sodass nicht mehr von "müssen" gesprochen wird, sondern von "können" - "wir können das". Das war ja das Genialische an dem Slogan "Yes, We Can". Die Amerikaner wollen lieber können, als von einem Müssen überwältigt zu werden.

Simpel gesagt: Manchmal gibt es auch ein bisschen Glück in der Geschichte.

Was man am meisten braucht, ist zugleich das Unverfügbare.

Kommt jetzt der alte, verstaubte Begriff "Gemeinwohl" zurück?

In der Sache ja, aber auf der Ebene des Begriffs muss man tiefer ansetzen. Das Wort "Gemeinwohl" ist mit zu viel idealistischen, also betrugsverdächtigen Elementen belastet - man kann 200 Jahre Ideologiekritik nicht einfach vergessen machen. Wo Idealismus war, muss Realismus kommen. Gemeinwohlgesinnung ist unwahrscheinlich - ich muss also zeigen können, wie das Unwahrscheinliche wahrscheinlich wird. Genau das versuche ich in meinem Buch mit den Argumenten, die das Konzept Ko-Immunismus begründen. Wenn wir beweisen, dass wir das Eigene und das Fremde systematisch falsch unterscheiden, weil wir zu klein definierte Egoismusformate haben, so würde daraus folgen, dass wir ein größeres inklusiveres Eigenes schaffen müssen - nicht aus Idealismus, sondern aus wohlverstandenem weitsichtigem eigenem Interesse.

Das heißt ja Gemeinwohl: dass Kooperation mit anderen nicht Altruismus ist, sondern zu meinem eigenen Nutzen.

Schon, aber das muss bewiesen werden. Unter Siegertypen gab es seit je die stille Überzeugung: Nur Verlierer kooperieren. Tatsächlich, solange der Sieger alles nimmt, ist Solidarität eine Verliererparole. Wir werden beweisen müssen, dass das falsch ist.

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20 Kommentare

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  • SW
    Stefan Wehmeier

    Die wirkliche Ursache der "Finanzkrise", die Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz, sowie die einzige Möglichkeit, wie diese "Mutter aller Zivilisationsprobleme" zu überwinden ist, sind seit langem bekannt. Die wirklich interessante Frage lautet, warum eine Menschheit, die bereits Raumfahrt betreibt, etwas im Grunde so Einfaches wie das Geld bis heute nicht verstehen konnte:

     

    http://www.swupload.com//data/Wirtschaftswissenschaft.pdf

  • M
    Maikäfer

    Ich denke es ist prinzipiell richtig an die Moral der Leute zu appelieren. Ihnen zu sagen, dass sie den Kopf nicht in den Sand stecken sollen. Dass man die Leute aber deswegen gleich als Verlierer bezeichnet finde ich nicht fair und ziemlich herablassend. Denn schließlich gibt es echte Verlierer in der Krise, die bis zu 13 Stunden am Tag arbeiten für die ist es nicht nur ein Katastrophenfilm es ist ihr echtes und einziges Leben. Was man sich nun fragen sollte ist, wen sollten wir verantworten, wenn nicht uns selbst? Im Moment ist es doch so, dass der Staat alle die auffängt, die Milliarden verloren haben, diejenigen die diese nie besessen haben stehen ganz ohne Hilfe da. Nun fragt man sich, ob nicht gerade die milliardenschweren Konzerne für sich selbst sorgen sollten... Aber das der Staat hier helfend einspringt scheint allgemein anerkannter Konsens zu sein : siehe http://www.exika.de/Finanzkrise

  • L
    Luke

    Tut mir leid, aber mir wird schlecht bei dieser verschwurbelten Sprache, die nur als Ablenkungsmanöver angesichts nicht vorhandener Argumentation dient. Mit Philosophie hat das nichts zu tun. Lieber Sloti: Was ist Deine These? Für was argumentierst Du? Was sind Deine Argumente? Wie sieht deine Gesellschaftstheorie aus? Was ist Dein Menschenbild? Was ist überhaupt dein Gedankengang!? Wenn du was zu sagen hast, sag es klar, nachvollziehbar und intellektuell aufrichtig, ansonsten hau ab.

     

    Der Artikel in der FAZ war schon übel - manche Stellen trivial und langweilig, manche interessant aber ohne Zusammenhang und erkennbare Argumentation. Aber das hier - whatever.

  • DH
    Dr. Harald Wenk

    Der eindringliche Aufruf zumm Verlassen der stark habituierten Zuschauer"lebensform" ist wirklich

    "vorwärtsweisend" und bitter notwendig - im

    philosophisch tiefen Sinne, nicht als Politpropaganda.

     

    Allerdings war das "zweitbeste Angebot" bis jetzt

    fast noch immer der Tarnname für die Operation

    der Kursumkehr zum "weiter so", einschließlich Zuschauerlebensform.

     

    Was das Leben ändern angeht, steht und stand einer einfachen

    aber konsequenten Anwendung des Yoga und der westlichen Wissenschaften einschließlich ihres Ausbaus mit postmoderner metaphysikbasierter Aufnahme

    der Perlen andren Kulturen schon lange nichts im Wege.

    Nur die "Reklame" vom Chor der westlichen Intellektuellen zur Schwellenüberschreitung zur

    Ausführung fehlte.

  • HH
    Hans-Hermann Hirschelmann

    "Wenn wir beweisen, dass wir das Eigene und das Fremde systematisch falsch unterscheiden, weil wir zu klein definierte Egoismusformate haben, so würde daraus folgen, dass wir ein größeres inklusiveres Eigenes schaffen müssen."

     

    Oh! Sloterdijk scheint mit Siebenmeilenstiefen zu den schönen Aussichten Marx und Egels hinauf zu sprinten!

     

    Nein, er fällt wieder zurück:

     

    "Also blieb der Asozialismus, den wir höflicherweise Individualismus genannt haben..."

     

    Ich empfehle, nach Bergpredigt klingende Gebote ("wir Asoziale müssen unser sündiges Leben ändern") fürs Erste zurück zu stellen und den Aufstieg mit der Weltveränderungsfrage fortzusetzen, mittels welchen Regeln "wir Individuen" einander zu mitmenschlichem Egoismus/Hedonismus nötigen könnten.

     

    Ansonsten: Nicht aufgeben! Weitermachen bitte! "Wir Individuen" brauchen eine Philosophie der Mitmenschlichkeit wie die Lust das Atmen - und Regeln des Zusammenlebens, die eine solche Einstellung systematisch hervor bringen.

     

    :-)

     

    Gruß Hans Hirschel (http://hhirschel.wordpress.com)

  • BH
    Bernhard H. Johannes Wagner

    @ Quigley down under: Da Du offenbar ja gut deutsch verstehts, sag ich's gleich auf Deutsch:

     

    Ja, ich sehe das ähnlich. Zwei weitere Namen sehr geistreicher deutschsprachiger PhilosophInnen fallen mir gerade ein (obwohl mir gleich die Augen zufallen), nämlich

     

    Tatjana Tarkian und Elif Özmen .

     

    Okay, sie schreiben normalerweise über etwas grundsätzlichere, bzw. abstraktere Fragen, als die hier im Interview abgehandelten, aber auch zu konkreten Fragen wären sie bestimmt mal spannende Interviewpartnerinnen - nicht nur für die taz .

  • QD
    Quigley down under

    @ renekoeller: O dear ... You call this "pilosophy"? That's ironic, isn't it?

     

    There are indeed some good german living philosophers, for example Franz von Kutschera (I have got 3 of his books, one about ethics, one about aestetics, and another one).

     

    One of my german friends has studied philosophy and told me also some other names, which I've forgotten, but P. Sloterdijk was not one of them and I guess to know why.

     

    - exept one name, if I remember it correctly, it was:

    Isabelle Caroline Riesenkampff

     

    (I found this name so funny, that I remembered it; and I think she wrote an interesting paper about M. C. Nussbaum and international politics or sth. like that).

  • H
    hto

    Mensch Sloterdijk, den Blödsinn der da Evolution genannt wird, kann man folgendermaßen mit wenigen einfachen Worten beschreiben:

     

    "Als der Mensch anfing seine Toten zu bestatten, wurde er zum Mensch - als er anfing auch daraus ein Geschäft zu machen, war seine weitere Entwicklung für den Arsch."

     

    Aber warum denn einfach wenn es konfus proftabler funktioniert!?

  • HG
    Holger Günter

    Ja gar nicht so schlecht der Sloterdijk. Es kommt einem sofort das Theorem von Axelrod "The Evolution of Cooperation" in den Sinn und auch das des meritokratischen Gutes - die Verbindung der kollektiven und individuellen Ebene, gabs auch schon bei Olson. Mit seinen zweitbesten Lösungen für die Linken im Allgemeinen hat er natürlich Unrecht. Irgendwann hat er im Fernsehen auch mal vom Ende der Arbeitsgesellschaft bzw. der Arbeit geredet. Ist natürlich auch falsch. Bildung rauf, Fortbildung ebenso, Aktivierung, mehr Kinder, weniger Liberalismus, höhere Löhne, mehr Staat, mehr Steuern, mehr Zukunftsorientierung und schon läuft der Laden wieder. Übrigens der einzige Weg, finanziell und legitimatorisch oben zu bleiben.

    Nicht nur Philosophie lesen sondern auch die Statistiken von OECD und Eurostat.

  • M
    MIistral

    Misik trifft Sloterdijk - klasse! Eines der geistreichsten Interviews, das ich in den letzten Jahren in der TAZ gelesen habe.

     

    Übrigens, hier ein interessantes Video für all diejenigen, die Sloterdijk vorwerfen, einseitig Partei für marktradikale Kräfte ergriffen zu haben

     

    http://www.youtube.com/watch?v=L5FjGSekGDc&feature=related

     

    PS: Dieses Video zeigt auch was für unsägliche Debatten vor 10 Jahren hierzulande geführt wurden (hinsichtlich Gewerkschaftsschelte, Lohndumbing, Exportfixierung,)

  • R
    renekoeller

    Sloterdijk transportiert Philosophie ins Öffentliche, das ist seine eigentliche Leistung. Damit stellt er sich den Bedingungen einer Mediengesellschaft an diese Diszilpin.

    Man muss zudem nicht seiner Meinung sein, um das Anzuerkennen.

    Dabei ist er oftmals unbequemer als das Heer der Kommentatoren, die ihn als Schwätzer abtun und damit einzig ein gängiges Vorurteil bedienen.

     

    Hat er nicht vor Jahren bereits neue Regeln angemahnt - wenn auch auf anderem Gebiet, die jetzt überall gefordert werden?

    Ich erinnere an "Regeln für den Menschenpark", jenes Stück Provoation, das bereits auf vorherrschende Extreme verwies.

     

    Ein gutes Interviev mit ihm zur Lage der Dinge finde sich hier: http://www.youtube.com/watch?v=liLcn1hNS-Q&feature=related

  • J
    Julia

    Durch die Wahl solcher Interview-Partner zeigt sich mal wieder die riesige Ratlosigkeit der taz, was zukunftsfähige Theorie anbelangt.

     

    Für das Nachplappern und Verschwurbeln von linken Allgemeinplätzen sollte weder Sloti bezahlt noch für dessen Abdruck die taz gekauft werden.

     

    Zurecht ist die taz heute nur noch Lehrer-Zeitung und wird von Jüngeren als keine Alternative zum anderen Scheiß angesehen.

     

    Schafft mal die Leute ran, die wirklich was auszusagen haben, die nicht schon ewig korrumpiert sind und die Wege formulieren können, sonst ist diese Zeitung regulärer Mist, bloß eitler - von wegen Unabhängigkeit, wozu denn, wenn so was dabei rauskommt???

  • W
    walther

    Ich war gestern im Penny-Markt, habe mir franz. Walnuss-Schweine Salami gekauft. Stand neben dem Kaviar-Ersatz. Schliesslich sind wir in der Krise und man kann sich nichts mehr leisten! Und von den 40 Fernseh-Snacks sind 14 von der Stiftung-Warentest auf mangelhaft getestet. Wer wohl im Penny kauft? Bestimmt die Superreichen, angesichts der Krise lebt Deutschland ja unter der Brücke. Man kann sich keinen echten Kaviar mehr leisten! Unser Wirtschaftssystem ist gescheitert! Von Hartz IV kann man sich keinen Neuwagen kaufen! Das ist doch ein Skandal !

  • D
    dietah

    ach Sloti, alter Zauselbär.

    Schwafelst du schon wieder? Und jetzt wieder ganz dolle links, auf einmal.

     

    Vielleicht hast du´s schon vergessen, aber 2 - 3 Jahren auffe F.A.Z. da hasse janz schön einen auf Aristokratenanwalt gemacht. Elite, huih und so.

     

    Und jetzt heißts wieder "Wir". "Gürtel enger schnallen", kommt dann demnächst, wollnich?

     

    Irgendwie süß, diese dreiste Naivität. Wir habens aber trotzdem nicht vergessen.

  • NJ
    navajo joe

    Herr S. demonstriert selbst, wie man auf eine fragwürdige Weise "ästhetisiert", nämlich durch einen völlig unnötig umständlichen Sprachgestus, der nur allzu bei ihm die Banalität oder manchmal auch sogar den Unsinn seiner Aussagen überdecken soll, so scheint es mir.

     

    Mit einigen Aussagen hat er trotzdem teilweise recht. Was mich an solchen Interviews aber stört, ist z. B. ein zu undifferenziertes "wir", mit dem da ständig hantiert wird.

     

    Noch 'was: Es gibt, wenn ich mich recht erinnere, ein einigermaßen berühmtes Rilke Gedicht (Archaischer Torso Apoll...), dem die Zeile "Du musst dein Leben ändern" evtl. entnommen ist. Das Verb "müssen" impliziert übrigens keinen "absoluten Imperativ". Es kann auch einen inneren Drang ausdrücken, vgl. auch den Unterschied zwischen dem engl. "must" und "have to". Ein von außen kommender Imperativ lautet "Ändere ...!" Sogar der kann aber verschieden gemeint sein, als freundlicher Rat oder als Befehl. Schon bei so banalen Textinterpretationen zeigt Herr S. dass er zu den peinlich überbezahlten Professoren gehört und ich rufe ihm zu: Bitte weniger reden, weniger schreiben, schärfer nachdenken und die Brille nicht allzu tief rutschen lassen, sonst leidet vielleicht die Atmung darunter und damit die Sauerstoffzufuhr und damit das Denken u.s.w.

     

    Eine allgemeine und wohl durchdachte Kritik an einer gewissen "Horrormanie" - die aber schon mindestens! ins 13. Jh. u.Z. zurückreicht (nicht erst in die "Romantik" wie Herr S. hier meint) - bis hinein in die alltäglichen Kino- und Fernseh- Programme, würde allerdings die Menschheit langfristig freier und glücklicher machen. Damit einher gehen müsste (nicht Imperativ, sondern Konditional zu verstehen: notwendig, um xy zu erreichen) auch eine Infragestellung so mancher Menschenbilder, auch solcher, wie sie gerade auch Herr. S. bisher schon desöfteren verbreitet hat (z. B. in mancher viel zu kurz gegriffenen Kritik dessen, was er für "Aufklärung" hält oder gehalten hat).

  • NS
    Norbert Schaegstroem

    Kann man den Mann nicht einfach mal abschalten? Ist ja schlimm!

  • AR
    A.S. Reyntjes

    Yeah - das Gegenkonzepot zu Wellness, das auch schon von Kirchen angepriesen wird: "Religion und Wellness"!

     

    Ab die Sieger haben schon gewonnen: Yes, they do ist! -

    Wer versteht Sloterdijk?

    Und: Wer will ihm (oder Rilke!) folgen, wenn er nicht beamteter Groß-Professor ist?

  • F
    Frank

    Gerade dieser feine Herr meint, sich jetzt zu Wort melden zu müssen. Diese Type hat sich doch jahrelang vor den Karren der Lobbyisten und der INSM spannen lassen und ist mit Kotzbrocken wie Clement gemeinsam in diesen fürchterlichen "Elite"-Initiativen zugange wie Zukunftskonvent u.ä.

    Mittlerweile finde ich es schier unerträglich, wer alles meint, jetzt so tun zu müssen, als hätte er nie dafür geworben und nie dazugehört, zu denen, die die Karre in den Dreck gefahren haben durch ihre unmenschliche Asozialität. Der Typ bekommt von mir sicher keinen Freibrief.

  • BM
    Basileus Megalogaster

    Ich empfehle folgende Lektüre:

    http://www.princeton.edu/mudd/news/faq/topics/Non-Cooperative_Games_Nash.pdf (Nobelpreis 1994),

    erspart einem manche sinnleere Diskussion.

  • DD
    Dankwart Dussek

    Teufel auch - kann der Mann reden!

    Oder fabulieren, wenn man's lieber so ausdrücken möchte ...

    Aber spätestens, wenn er uns Normalos Begriffsungetüme wie aus dem kleinen Philosophenbaukasten erstellt - "Ko-Immunismus!" - verkaufen möchte, darf man (wenn man nicht gerade Matussek heisst) geistig kurz stolpern; wenn er dann aber noch Weisheiten à la Konfuzius2.0 ("Was man am meisten braucht, ist zugleich das Unverfügbare") ins Interview streut, sollte es so langsam Zeit für den generellen Verdacht sein: "Das hätte meine Tante Berta jetzt genauso gesagt - wenn sie auch so ein genialer Labersack wäre ..."

     

    Ich bewundere Maestro S. ja wirklich für seine Fähigkeit, derart punktuell parlieren zu können - aber ist denn Philosophie nicht vielleicht doch mehr, als von ganz weit oben mit geschliffenen Beliebigkeiten die schnöde Welt:) zu kommentieren?

     

    Herr Sloterdijk: ändere er sich!