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■ Das PortraitPeter Kunert

Listenplatz 1, der Einzug in den Landtag und am besten auch gleich ins Ministeramt – das sollte die Krönung der politischen Laufbahn des Peter Kunert werden. Doch so steil wie dieser Aufstieg, so rasant war jetzt auch der Fall. Nach dem Konsens in der FDP von Sachsen-Anhalt steht deren Landeschef als der Loser der Woche da.

Der Streit in der FDP des Landes und damit die Koalitionskrise sind beigelegt – Kunert auch. „Der Landesvorstand wird gegen ihn ein Parteiverfahren bei der Schiedskommission einleiten“, steckte Hans Schuster, FDP-MdB, den vor der Tür wartenden Journalisten, während drinnen die Liberalen die Demontage ihres Chefs betrieben. Der 44jährige hatte in der durch die Gehälteraffaire ausgelösten Regierungs- und Koalitionskrise die große Chance vor allem für sich selbst gesehen. Und dabei voll daneben gegriffen. Vor zwei Jahren war das anders. Gegen starke Vorbehalte in der Parteispitze beerbte er den wegen seiner Stasi-Mitarbeit aus der Partei ausgeschlossenen Landesvorsitzenden Gerd Brunner. In diesem Jahr trat zunächst der Import-Wessi Horst Rehberger gegen ihn an. Offizielles Argument für die Rehberger-Kandidatur: Kunert sei im Land zu wenig bekannt, um die FDP erfolgreich ins Superwahljahr 94 zu führen. Aber schon im Frühjahr ging es offenbar um massive Flügelkämpfe. Zwei Tage vor dem entscheidenden Parteitag warf Rehberger das Handtuch. Der Ost- Bonus Kunerts machte die Kandidatur Rehbergers aussichtslos. Für Rehberger sprang Umweltminister Wolfgang Rauls in die Bresche, dem NDPD-Mann gelang es aber nicht, gegen den aus der LDPD stammenden Kunert genug Unterstützung hinter sich zu bringen. Kunert wurde zum zweiten Mal Landesvorsitzender.

Loser der Woche Foto: Olaf Jandke/Caro

In der Gehälteraffaire sah Kunert jetzt seine Chance. Er sorgte für den Rücktritt Rehbergers und übte auf die FDP im Landtag mit Drohungen und Einschüchterungen massiven Druck aus. Sein Ziel: schnelle Neuwahlen mit Peter Kunert als Spitzenkandidat der Liberalen. Im entscheidenden Moment widersetzten sich die Parlamentarier seinem Druck, stimmten für den CDU-Mann Christoph Bergner und setzten sich mit ihrer Linie auch parteiintern durch. Landeschef Kunert blieb mit seinen ehrgeizigen Plänen auf der Strecke. Eberhard Löblich

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