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Pesttangente

■ Das Leben im autonomen Dorf geht seinen sozialistischen Gang

Pesttangente und Volxküche

Das Leben im autonomen Dorf geht seinen sozialistischen Gang

Als die Panzer der Alliierten gestern nachmittag zur Militärparaden-Probe in Richtung Straße des 17. Juni dröhnten und zahllose Autofahrer im heillosen Verkehrschaos steckenblieben, ging das Leben im kleinen Dorf auf dem Norbert-Kubat-Dreieck seinen normalen Gang.

Denn Lärmbelästung jeder Art - sei es nun das Röhren der Panzer oder die nächtliche Musikbeschallung aus den Bordlautsprechern der Polizei - gehört schon fast zum Alltag. Eine Alltagsbeschallung lieblicher Art ist das unermüdliche Hämmern und Sägen, unter dem immer neue Hütten aus dem Boden sprießen. Die ersten Zelte und Hütten am Eingang des Dorfes zählen inzwischen zur Altstadt, die Neustadt ist gerade mal zwei Tage alt. Wer in die Neustadt will, geht am besten über den Trampelpfad Pesttangente und gelangt so zunächst zur Autobahnraststätte.

Aber Speis, Trank und trocknes Dach winken erst in der Volxküche, die sich weithin sichtbar über die anderen Häuser erhebt. Sie ist mit dem Rudi-Dutschke-Haus benachbart, welches wiederum in enger Verbindung zum Graciano-'Rocky' -Rocchigiani-Gedächtnis-Minarett steht (der Box-Weltmeister, der gerade wegen versuchter Bullen-Verprügelei auf dem Kudamm angeklagt werden soll.) Eigentlich war für das Minarett noch einen zweiten Stock geplant, doch der mußte aufgrund des mangelnden Holznachschubs vorerst auf Eis gelegt werden. Dafür soll hier demnächst die erste öffentliche Parteigründung stattfinden: Die Kreuzberger populären Demokraten, realistisches Zentrum, kurz KPD-RZ, wollen sich selbstredend 1989 zur Wahl stellen.plu

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