: Peso fällt und fällt
■ Finanzkrise Mexikos verschärft sich
Mexiko-Stadt (dpa/rtr) – Die Währungskrise in Mexiko hat sich nach Monaten relativer Ruhe überraschend wieder verschärft. Der Peso verlor im Vergleich zum US-Dollar vorgestern gut sechs Prozent an Wert und fiel auf den tiefsten Stand seit März. Im mexikanischen Interbankenhandel schloß der Dollar bei 7,23 Pesos nach 6,79 Pesos am Vortag. Es habe keinerlei Unterstützung für die Währung gegeben, berichteten Händler gestern in Mexiko-Stadt. Vielmehr sei die blanke Panik ausgebrochen.
Auf dem Höhepunkt der Peso- krise hatte der Dollar am 9. März seinen höchsten Stand mit 7,55 Pesos erreicht. Anschließend war er dank des internationalen Hilfspakets für Mexiko wieder auf rund sechs Pesos gefallen. Doch seit September wird die mexikanische Währung erneut schwächer. Einen so starken Einbruch wie am Donnerstag hatte es aber seit März nicht gegeben.
Experten hatten für den Kurssturz keine Erklärung parat, doch werden die Finanzmärkte schon seit einiger Zeit nervöser. So schwand das Vertrauen in eine baldige Konjunkturerholung in Mexiko, und die jüngst gemeldeten Inflationswerte (1,1 Prozent allein für die erste Oktoberhälfte) lagen über den Prognosen. Außerdem will Mexiko offenbar eine zum 30. Oktober fällige Rückzahlung von 1,3 Milliarden Dollar an die USA bis zum Januar aufschieben.
Auch politische Faktoren sollen die Märkte negativ beeinflußt haben. So erklärten am Mittwoch die aufständischen Indios im Bundesstaat Chiapas, sie befänden sich in Alarmbereitschaft, nachdem einer ihrer mutmaßlichen Führer trotz laufender Friedensverhandlungen verhaftet worden war. Hinzu kommt die Ungewißheit über einen angestrebten Sozialpakt von Unternehmern, Gewerkschaften und Regierung.
Die Pesokrise hatte kurz vor Weihnachten 1994 begonnen, als die mexikanische Zentralbank wegen fortdauernder Devisenabflüsse den Pesokurs freigab. In kurzer Zeit fiel damals der Pesowert um fast die Hälfte; die Devisenreserven tendierten gegen Null. Um Mexiko vor der Zahlungsunfähigkeit zu bewahren, stellte US-Präsident Bill Clinton 20 Milliarden US- Dollar aus dem Währungsstabilisierungsfonds der USA zur Verfügung, der Internationale Währungsfonds weitere 17,6 Milliarden Dollar. Damit konnte der Peso seit März zeitweilig stabilisiert werden. Die Investoren hätten damit aber offenbar nicht wirklich beruhigt werden können, hieß es gestern an den Devisenmärkten.
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