Peruanische Polizei erfindet Räuberpistole: Die Legende vom Menschenfett

Die Berichte über eine peruanische Mörderbande, die mit Körperfett handelt, sind offenbar erfunden. Die Kriminalpolizei wollte damit von Vorwürfen gegen die eigene Behörde ablanken.

Fingiertes Fett: Peruanische Polizisten mit "Beweismittel". Bild: ap

LIMA ap | Die Berichte über eine Mörderbande im peruanischen Dschungel, die Menschen umgebracht und deren Körperfett verkauft haben soll, sind möglicherweise frei erfunden. Aus dem Innenministerium in Lima hieß es, Polizisten hätten sich die gruselige Geschichte ausgedacht, um von Vorwürfen gegen ihre eigene Behörde abzulenken. Der Chef der Kriminalpolizei, General Felix Murga, wurde deswegen am Dienstag entlassen. Interne Ermittlungen wurden eingeleitet.

Der ehemalige stellvertretende Innenminister Carlos Basombrio äußerte die Vermutung, Polizisten hätten die makabre Geschichte erfunden, um von einem kürzlich erschienenen Pressebericht abzulenken, wonach Polizisten 2007 und 2008 in der Küstenstadt Trujillo in einer Art Selbstjustiz 46 mutmaßliche Verbrecher getötet haben sollen.

Drei verhaftete Bandenmitglieder hätten fünf Morde gestanden, es könnten aber Dutzende mehr gewesen sein, hatten Murga und ein anderer hoher Polizeibeamter, Oberst Jorge Mejia, vor kurzem erklärt. Das Körperfett der Opfer sei auf dem Schwarzmarkt für kosmetische Zwecke verkauft worden. Medizin-Experten hatten von Anfang an Zweifel an der Exstenz eines solchen Schwarzmarktes geäußert, weil fremdes Körperfett keinen medizinischen oder kosmetischen Wert habe.

Die Polizei hatte der angeblichen Bande den Namen "Pishtacos" verpasst – nach mythischen Gestalten der peruanischen Sagenwelt, die ihre Opfer mit Macheten gevierteilt und ihnen das Fett ausgesogen haben sollen. Mejia hatte erklärt, zwei der Verhafteten hätten bei ihrer Ergreifung Flaschen mit flüssigem Menschenfett dabei gehabt, das nach ihrer Aussage umgerechnet 10.000 Euro pro Liter wert sein soll. Verkauft wurde das Fett an Mittelsmänner in der Hauptstadt Lima und ging nach Vermutung der Polizei weiter an Kosmetikfirmen in Europa. Beweise dafür nannte Mejia allerdings nicht.

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