Personenkult in Turkmenistan: Mit dem Präsidenten am Puls der Zeit
Staatsbedienstete müssen sich eine besondere Armbanduhr kaufen. Darauf sind der aktuelle Staatschef und dessen Vater abgebildet. Das Accessoire kostet.
Die sogenannte Geschenkuhr gibt es in verschiedenen Ausführungen. Neben Vater und Sohn sind auf dem Zifferblatt wahlweise auch die turkmenische Flagge und/oder der Umriss des zentralasiatischen Staates zu sehen. Je nach Dienstgrad des Käufers variiert der Preis für das kostbare Kleinod mit den geliebten Führern: So müssen Schulleiter*innen 1.500 Manat (380 Euro), höherrangige Staatsbedienstete jedoch den doppelten Betrag hinblättern.
Das Phänomen Präsidentenuhr in Turkmenistan, bis heute eines der abgeschottesten Staaten der Welt, ist nicht neu. Bereits unter dem ersten Präsidenten des unabhängigen Turkmenistan, Saparmurat Nijasow – er ließ schon zu Lebzeiten das Sieben-Millionen-Einwohner*innen-Land mit seinen Denkmälern regelrecht zupflastern – waren sie im Umlauf, allerdings gratis. Selbst Schüler*innen durften sich über dieses Geschenk freuen.
Von dem neuen „Uhren-Ukas“ sind nicht alle begeistert. „Wir kommen schon jetzt nicht über die Runden, weil wir unter Druck gesetzt werden, die Bücher von Gurbanguly Berdimuhamedow zu kaufen“, zitiert Radio Azatlyk einen Staatsdiener aus der Stadt Türkmenbaşy, der anonym bleiben will.
Tag des turkmenischen Pferdes
Leider lebt der Ex-Präsident, der auch mit musikalischen Auftritten und selbst geschriebenen Liedern brilliert – 2019 zum Beispiel ein extra zum „Tag des turkmenischen Pferdes“ verfasstes musikalisches Werk –, sein schriftstellerisches Talent gnadenlos aus. Drei Bücher pro Monat soll er schreiben, insgesamt habe er es bereits auf fast 70 Titel gebracht.
Zu allem Überfluss soll auch die Qualität der präsidialen Armbanduhren leider sehr zu wünschen übrig lassen. „Diese Uhren werden speziell in China hergestellt und dann zum Verkauf unter die Leute gebracht. Über das Ministerium für nationale Sicherheit kontrollieren sie den Handel mit Uhren“, sagt der Direktor einer der örtlichen Schulen gegenüber Radio Azatlyk.
Am Vertrieb bzw. dem Zwangsverkauf von Porträts des Präsidenten verdienen übrigens einflussreiche Unternehmer, die der Regierung nahe stehen. Das dürfte bei der Bevölkerung – 50 Prozent leben unter der Armutsgrenze – nicht wirklich gut ankommen.
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