Personenführung #43: Anja Maier: Frau Maier aus dem Osten

Anja Maier, geborene Berlinerin und gelernte Brandenburgerin, ist taz-Parlamentskorrespondentin und Buchautorin.

Bild: Wolfgang Borrs

Manchmal betritt Frau Maier morgens den Glaskasten des Inlandsressorts mit einem sächsischen „Guddn Morschn allorseids”. Eine Kollegin, die aus dem Großraum Sachsen stammt, grüßt fachgerecht zurück: „Morschene.” Das reißt den Chef des Inlandsressorts ad hoc von seinem Stuhl, er trabt in die Mitte des Raumes und schmettert: „Wenn das nicht sofort aufhört, hagelt's Kündigungen.”

Der Chef kommt aus einem Bundesland, das mit Sachsen und dem Rest der Ostzone so viel zu tun wie Wladimir Putin mit Humor. Aber Frau Maier ist nun mal aus dem Osten, zwar nicht aus Leipzig oder Dresden, sondern aus Berlin. Ostberlin. Sie kann auch so reden: „Weeßte, wennick dit hier so sehe, frachick mich, wat dit allet soll. Aba okee, is jebongt.”

Keine „Zonenmausi”

In der taz-Redaktion wird ihr so was wie „Ostkompetenz” zugeschrieben. Aber Anja Maier, 48, ist keine „Zonenmausi” und auch nicht die „Zonengabi im Glück”. Das hat auch mit ihrem Privatleben zu tun. Schon mehr als die Hälfte ihres Lebens verbringt sie an der Seite eines Mannes, der vom Osten noch weiter entfernt aufgewachsen ist als der Inlandschef. Mit ihrem Mann hat sie früher, als die beiden noch frisch zusammen waren, über Demokratie gestritten. Und über Stasi, Freiheit und den Rechtsstaat.

Für die nächsten sechs Monate leitet Anja Maier das Parlamentsbüro der taz. Ende August und Mitte September wählen die drei Ostländer Sachsen, Thüringen und Brandenburg einen neuen Landtag. Frau Maier hat das alles fest im Blick und eine lange Liste mit Themen, über die die taz in der nächsten Zeit schreibt. Macht Frau Maier natürlich nicht alles allein.

Frau Maier ist zwar eine Multi, aber überall gleichzeitig sein – dit kannse nu noch nich. Ooch wenn se dit vielleischt jerne möschte.

Simone Schmollack