Personenführung #22: Jochen Ronig: Der Graswurzelmeister der taz

Er kam in den Achtzigern nach Berlin, träumte aber schon von einer besseren Welt als er noch im Ruhrgebiet lebte.

Jochen Ronig, wie taz-Hauszeichner Christian Specht ihn sieht. Bild: Christian Specht

Neulich habe er den neuen Film der Coen-Brüder gesehen, „Inside Llewyn Davis“. Ihm leuchten ein wenig die Augen, als er dies auf dem Weg ins taz Café erwähnte: Die Geschichte der Liedermacherei im Village New Yorks vor der Entdeckung des Folks als marktgängig, hat ihm gefallen. Das musste bei diesem Film wohl auch so sein: Für Jochen Ronig ist es auch eine Story der eigenen Generation beziehungsweise jener, die sich in dieser Kultur gern wiedererkennen wollten.

Geboren 1957 in Duisburg, drei Geschwister, Gymnasium mit Lieblingsfach Mathe, Ausbildung im Kaufhaus, Bundeswehr, Fahnenflucht - und ab ins damals noch insulare und nicht von Bundeswehrpflichten eingenommene Westberlin. Typisch für einen wie ihn, der von einer besseren Welt schon träumte, als er noch im Ruhrgebiet lebte und hoffte, dass der hippieske, der friedliche Weg der richtige sein würde.

Mitte der achtziger Jahre begann er ein Studium an der heutigen Universität der Künste, Fachbereich Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation. Was auch immer er dort lernte – das Graswurzelige, das Liedermacherische hat er wahrscheinlich schon immer drauf gehabt. Kommunikation auf die direkte Weise, ohne viel instrumentelles Gewese, betreibt er seit Jahren auch in der taz.

Direkt, unverblümt und freundlich

Jochen Ronig ist in der Marketingabteilung für den wöchentlichen Newsletter der taz, der LE MONDE diplomatique, für Briefaktionen und Briefe an die AbonnentInnen zuständig. Seine Sprache ist direkt, unverblümt und freundlich – KundInnen von Medien aus dem taz-Haus schätzen seine Rundbriefe.

Immer in seinen Jahren seit der Flucht vor den Feldjägern hat er in Kreuzberg gelebt - traditionell so eine Art Village Berlin. Mal in eheänlichen Verhältnissen, mal in Mini-WGs, mal allein.

Und vor wenigen Wochen hat Jochen Ronig mit dem Gitarre spielen angefangen. Er sagt: „Nach 35 Jahren Pause. Als ersten Song habe ich mir ,Buffalo Springfield' von Neil Young vorgenommen. Klingt auch nach zwei Wochen Überei noch schräg.“ Als ob es auf Perfektion ankäme!

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