Perfekte Düsternis: Sonnean fürSteve
Hamburger Soundtrack
von Nils Schuhmacher
Oben scheint die Sonne und unten wird düsteres Zeug von der jubelnden Fachpresse mit allerlei Referenzen ordentlich beschwert. Und wenn man vor lauter The Cures, Nick Caves, PJ Harveys, Mogwais und Swans noch nicht genug Angst bekommen hat, dass die drei als Esben & the Witch antretenden jungen Engländer bei so viel Gewicht auf den zarten Schultern durch einen morschen Boden brechen und in einer barocken Parallelwelt landen, dann muss man nur noch das berühmte „Steve Albini“ sagen und schon ist klar, in welchen Dimensionen wir uns hier bewegen.
Nun muss natürlich die übliche Vorsicht in dem Maße steigen, wie die Zahl der zum Vergleich herangezogenen Bands anwächst. Wer soll das alles bewältigen, fragt man sich ja zurecht. Esben & the Witch jedenfalls nicht, muss man zu ihrem Glück sagen. Die Band hat auf ihren ersten Veröffentlichungen vor allem wie ein stark elektronifizierter Wiedergänger früher Gruftbands (inklusive Siouxsie and the Banshees-Gesang) geklungen.
Auf ihrer letzten Platte dann – Stichwort Albini – wurde die Kurve in Richtung Gitarre und Schlagzeugarbeit genommen. Schön, aber ebenfalls irreführend ist in diesem Zusammenhang der auf einem Musikportal gefundene Hinweis, dass sich die Band in ihrem Tun von Natur, Literatur und „Sorgen“ inspirieren lässt.
Irgendwie naturmäßig sphärisch und waberig ist es zwar geblieben. Aber es lässt sich doch auch klar erkennen, dass sich über die Friedhofsdüsternis eine Form der schwelgerischen und epischen Düsternis gelegt hat, die sich gerne und ausgiebig im Progrock findet. Man ist fast versucht zu sagen, im Zuge dieser Entwicklung wurde denn auch die Sorge um das irdische Sein mehr und mehr überlagert von der umfassenden Sorge um das perfekte Arrangement. Und jetzt mal Sonne an für Steve Albini: ist aber alles schön perfekt geworden.
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