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„Per pedes statt Mercedes“

■ Naturschützer besetzen Mercedes-Teststreckengelände/ Im Moorgebiet bei Papenburg entsteht Hüttendorf/ Mercedes will Konfrontation vermeiden

Papenburg/Stuttgart (ap) — Zehn Naturschützer und Mitglieder der örtlichen Grünen haben am Donnerstag das Gelände der geplanten Mercedes-Teststrecke bei Papenburg im Emsland besetzt und mit dem Bau eines Hüttendorfes begonnen. Eine Sprecherin der Jugend-Naturschutzorganisation „Janun“ kündigte an, das Gelände solle so lange besetzt bleiben, bis die Pläne für den Bau der Teststrecke vom Tisch seien.

Mercedes-Benz will nach eigenen Angaben in keinster Weise gegen die Umweltschützer vorgehen. Ein Sprecher erklärte in Stuttgart, der Konzern wolle jegliche Konfrontation vermeiden und sei jederzeit zu Gesprächen mit den Besetzern bereit.

Die Naturschützer, die ihre Aktion unter das Motto „Per pedes statt Mercedes“ stellten, werteten die geplante Teststrecke als „ein neues Kapitel des Autowahns“. Nach Mitteilung einer Sprecherin wurden am Donnerstag zunächst auf einem kleinen Teil des Areals Zelte aufgebaut. In den nächsten Tagen sollten jedoch auch massive Holzhütten errichtet werden. Bis zum Wochenende würden etwa 100 Besetzer erwartet. Auch die Polizei will nach Angaben eines Sprechers zunächst nicht einschreiten.

Die rot-grüne Landesregierung in Niedersachsen hatte im Mai beschlossen, Mercedes-Benz für den Bau der seit mehr als zehn Jahren geplanten Teststrecke eine 1.275 Hektar große Moorfläche zu verkaufen. Im Gegenzug sagte das Automobilunternehmen dem Land einen ökologischen Ausgleich zu. Unter anderem soll Mercedes als Ersatz für die Versiegelung einer 130 Hektar großen Fläche — dies entspricht der Größe von 200 Fußballfeldern — die Renaturierung von Mooren in Ostfriesland zu übernehmen.

Die Entscheidung der Landesregierung hatte zu einer scharfen Kontroverse bei den niedersächsischen Grünen geführt, deren Basis sich von Landtagsfraktion und Landesvorstand übergangen fühlte. Ein Antrag, die Koalition mit der SPD aufzulösen, war jedoch auf einer Landesdelegiertenkonferenz im Mai mehrheitlich abgelehnt worden.

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