: Pendelverkehr auf der Hollywoodschaukel
■ Kunst am Gleis: Ein S-Bahn-Zug der HdK fährt mit eingebauter Kunst
„Wat'n dette?“ Dem Jungen fällt beinahe der Döner aus der Hand. Beim Einsteigen in die S- Bahn erlebt er eine Überraschung: Im Waggon sind die üblichen Sitze abmontiert worden, statt dessen stehen jetzt an dieser Stelle mehrere Hollywoodschaukeln hintereinander. Auf den zweiten Blick findet er aber Gefallen an dem ungewohnten Anblick und setzt sich mit seinen beiden Kumpels auf die Schaukel. Lautes Lachen schallt durch die Bahn.
Tine Benz kann sich bestätigt fühlen: „Es kommt gut an, man sieht eigentlich nur strahlende Gesichter“, freut sie sich über die Resonanz auf ihren „Joy-Train“. Sie hat den Waggon mit dem Gartenmöbel eingerichtet und die Waggonwände mit den Verpackungskartons verkleidet. Es ist das auffälligste Abteil in dem Zug, der am vergangenen und am nächsten Wochenende im Rahmen einer HdK-Aktion auf der Linie 25 zwischen Lichterfelde Ost und Nordbahnhof unterwegs ist.
Weiter hinten im gleichen Zug sitzen drei Gestalten, die merkwürdig mit ihrer Umgebung harmonisieren. Sie tragen Anzüge und Mützen, die aus dem gleichen braunen Kunstleder geschneidert sind wie die graffitibesprühten Überzüge der S-Bahn-Sitze. Auch einige Kissen und Kuscheltiere aus dem Material sind ausgebreitet. Plötzlich stürmen drei Mädchen den Wagen und beginnen eine Kissenschlacht mit einem der braunen Kunstlederkissen. Nina Sidow, die Aufseherin, will eingreifen und erhebt sich. Die Mädchen sind erstaunt: „Oh! Das Kissen steht auf.“
In fast allen Waggons dieses S- Bahn-Zugs haben KünstlerInnen der HdK Installationen angebracht, ebenso auf den Bahnhöfen Friedrichstraße, Oranienburger Straße und Nordbahnhof. Privat und öffentlich – dieses Spannungsfeld wollen die HdK-GestalterInnen mit ihrer Bahn-Performance ausloten. Einige Bahnnutzer fühlten sich mit dem zusätzlichen Angebot sichtlich wohl. Tine Benz berichtet von einer alten Dame, die ahnungslos ihr Abteil betrat und sich dann angenehm überrascht auf einer der Hollywoodschaukeln niederließ. Nach einer Weile amüsierten Nachdenkens habe sie ihr auf die Schulter geklopft und gesagt, daß sie jetzt wisse, warum das hier so sei: Das sei bestimmt der Ausgleich für den Pendelverkehr. Daniel Bax
Am kommenden Wochenende fährt der Zug auf den Linien S2 und S25 jeweils 19-23 Uhr
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