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Pazifist schwört ab

■ Sowjetischer Kriegsdienstverweigerer mit Gewalt „umgestimmt“?

Lew Kritschewskij, Pazifist und aktives Mitglied der Moskauer „Gruppe für Vertrauen zwischen Ost und West“, wurde, nachdem er dem Einberufungsbefehl aus Gewissensgründen nicht nachgekommen war, am 24.Dezember 1986 mit Gewalt in eine Einheit der Luftverteidigung gebracht. Dort hatte er mit Hungerstreiks gegen seinen unfreiwilligen Aufenthalt in der Armee und für das Recht auf Kriegsdienstverweigerung protestiert. Seit Monaten ist sein genauer Aufenthaltsort nicht einmal seiner Frau bekannt. Am Sonntag, den 8.Mai, tauchte Lew Kritschewskij wieder auf - im sowjetischen Fernsehen. Dort wurde er in seiner Einheit bei militärischen Übungen gezeigt. In einem Interview erklärte Kritschewskij, daß alle Gerüchte, wonach er ein Wehrdienstverweigerer sei, und Hungerstreiks für das Recht auf Wehrdienstverweigerung durchgeführt habe, unwahr seien. Auf telefonische Anfrage der taz bestätigte die Frau von Kritschewskij, Rimma, daß die im Fernsehen gezeigte Person tatsächlich Lew Kritschewskij gewesen ist. Zu diesem Interview befragt, erklärte Rimma Kritschewskij: „Bei unserem letzten Gespräch im November letzten Jahres war seine Bereitschaft, den Kriegsdienst zu verweigern, unverändert. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen. Das Fernsehinterview kam für mich völlig überraschend. Ich glaube, daß Lew nach wie vor den Kriegsdienst verweigern möchte, er aber zu diesen Äußerungen gezwungen wurde.“ Bernhard Clasen

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