Pay TV: Drei kleine Italiener

Rupert Murdoch positioniert seine Leute bei Premiere. Verkalkuliert sich der alte Medienfuchs im harten deutschen TV-Markt nun zum dritten Mal?

Die Bundesligavereine befürchten, dass Rupert Murdoch zu wenig Geld für die Übertragungsrechte zahlt. Bild: ap

München ist bekanntlich das Rom des Nordens, von daher werden sich die aktuellsten Neuzugänge bei der angschlagenen Pay-TV-Plattform in der neuen Heimat schon wohlfühlen: Rupert Murdoch, mit gut 25 Prozent der Anteile Mehrheitsaktionär und Herr im Hause Premiere, hat Giovanni Brunelli, Marcello Maggioni und Gaetano Pannito von seinem Pay-Sender Sky Italia an die Isar beordert. Sie verantworten unter dem schon im September von Sky Italia importierten neuen Premiere-Vorstandschef Mark Williams künftig die Bereiche Kundenmanagement, Marketing und Sales.

Damit sind die zentralen Bereiche des Bezahlfernsehens, das Anfang Oktober zugeben musste, eine satte Million weniger Abonnenten zu haben als bisher angegeben, in der Hand von Murdoch-Leuten. "Kurzfristig wollen wir insbesondere die Kundenzufriedenheit verbessern und die Zahl der Neukunden steigern", sagt dazu Premiere-Chef Williams: "Diese Ziele können wir dank der hohen Expertise und Erfahrung der neuen Führungskräfte erreichen."

Besser ist das - denn sonst erlebt Murdoch seinen zweiten Nasenstüber beim Versuch, den deutschen Pay-TV-Markt aufzumischen. Der internationale Medienunternehmer war schon in den 1990er Jahren beim damals zur Kirch-Gruppe gehörenden Bezahlsender eingestiegen und hatte bis zur Kirch-Pleite 2002 erhebliche Summen bei Premiere versenkt.

Zu Murdochs Konzern News Corporation, der beinahe weltweit aktiv ist, gehört mit dem britischen BSkyB eines der profitabelsten Pay-TV-Unternehmen der Welt. Allerdings sind die Unterschiede im Fernsehmarkt beider Länder erheblich: Anders als in Deutschland gibt es in Großbritannien nur fünf landesweit zu empfangende analoge TV-Kanäle - im durchschnittlichen deutschen TV-Haushalt sind es zwischen 30 und 40.

BSkyB hat sich seine Vormachtstellung zudem im Mutterland des Fußballs vor allem mit einem Quasimonopol auf Liveübertragungen sichern können: Die britische Premier League wurde nach den Wünschen von Murdoch geschaffen. Auch die Struktur der Spieltage orientiert sich an den Ansprüchen von BSkyB. Anders als in Deutschland läuft die erste Zusammenfassung erst spätabends im Free-TV: Dann zeigt die öffentlich-rechtliche BBC das "Match of the Day".

Auch in Deutschland setzt Premiere weiter alle Hoffnungen auf den Fernsehfußball - und hier vor allem auf die kommenden Saisons der Bundesliga. Die Ausgangslage für den Sender, der für sein Jahresergebnis 2008 bereits rote Zahlen prognostiziert hat, ist hier nicht schlecht. Nachdem das Vertriebsmodell von Deutscher Fußball-Liga (DFL) und ihrem TV-Rechte-Vermarkter vom Kartellamt gestoppt wurde, ist die Liga de facto auf Premiere als einzigen großen Pay-TV-Veranstalter in Deutschland angewiesen. Dass der Vermarkter, der die Liga in die missliche Lage brachte, auch noch Leo Kirch heißt, dürfte Murdoch zusätzlich beflügeln.

Doch der Kartellamtsspruch vom September bremst auch allzu kühne Pläne von Premiere. Die Wettbewerbshüter haben den Zeitpunkt einer Zusammenfassung des wichtigsten Spieltags am Samstag für die Zeit vor 20 Uhr festgeschrieben - und damit de facto die ARD-"Sportschau" gesichert.

Gerade weil so die Pay-TV-Rechte am deutschen Liga-Fußball nicht so viel wert sind wie die englischen, fürchten die deutschen Klubs jetzt um ihre TV-Einnahmen. Denn einem Murdoch ist - anders als der ARD, die bereits versprochen hat, einen "fairen Preis" zu zahlen - der deutsche Fußball herzlich wurscht.

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