■ Soundcheck: Paul Weller
Gehört: Paul Weller. Er spaltete am Donnerstag im nahezu ausverkauften Docks die Gemüter. „Ist das nun grunge?“, mögen sich einige apfelsafttrinkende Parfümverkäuferinnen wegen der Gitarrengniedelei gefragt haben. Ein paar versprengte Mods in karierten Sakkos fühlten sich angesichts des wie ein Derwisch herumtollenden Jam-Gründers an Wellers Tage als Bürgerschreck erinnert. All jene aber, die in Paule seit dem letzten Besuch in Hamburg den geläuterten Liedermacher sahen, der luftige kleine Popballons mit tanzbarem Groove steigen läßt, wandten sich mit Grausen ab. Denn im Kontext der opahaften Rockismen wirkten die Songs von Wellers gelungenem Solo-Debüt wie „Remember How we Started“ wie Kuschelrock. Selbst von seiner ausgefuchsten Band ließ sich Weller nicht davon abhalten, noch die intimsten Balladen mit falschem Pathos und bis zur vierten Zugabe fahrigem Gitarrenspiel zuzukleistern.
Volker Marquardt
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