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StandbildPassable Arbeit

■ Oscar-Highlights, Tele 5, Di., 20.15 Uhr

In früheren Zeiten geriet die Zusammenfassung der Oscar-Gala regelmäßig zum Ärgernis. Von Volker Lechtenbrink gnadenlos zerquatscht, gingen die oft witzigen Originalconferencen völlig unter. Schlimmes schwante dem Rezipienten, als ruchbar wurde, daß auf deutscher Seite Desiree Nosbusch am Ereignis partizipieren würde. Glücklicherweise beschränkte sich ihr Beitrag auf den zwanzigminütigen Oscar Countdown, in welchem sie immer noch ausreichend Peinlichkeiten offerierte.

Tatsächlich brachte es die polyglotte Teilzeitamerikanerin fertig, im Interview mit Warren Beatty dessen Nachnamen falsch auszusprechen. Erlesen auch ihre altkluge Mitteilung, daß James Dean ebenso wie Marilyn Monroe nie einen Oscar erhalten habe — konnte er gar nicht, denn er lag schon unter der Erde, als seine Filme in die Kinos kamen. Hartnäckig hält sich unter den TV- Gewaltigen das Gerücht, die Nosbusch sei zur Moderation glanzvoller Veranstaltungen befähigt, wobei offenbar ihr Talent zur Fremdsprachenaneignung irrtümlich mit Eloquenz und Esprit gleichgesetzt wird. Am besten aufgehoben ist sie in der Sendung Kinder-Ruck-Zuck.

Während der 64. Oscar-Zeremonie selbst hielt sich die schwatzhafte Nervensäge glücklicherweise zurück, wie überhaupt der deutsche Kommentar wohltuend sparsam eingesetzt wurde. Ärgerlich dagegen, daß noch immer die offenbar als zweitrangig geltenden Auszeichnungen für technische Leistungen ausgeklammert blieben. Die Feier, soweit der Zusammenschnitt eine Beurteilung zuläßt, blieb in diesem Jahr angenehm unprätentiös. Sehr offene Worte fielen zum Thema Aids, und Shirley McLaine, Liza Minelli sowie Jessica Tandy stichelten maliziös über die Tatsache, daß Barbra Streisand nicht für den Regie-Oscar nominiert worden war, während ihr Film Herr der Gezeiten als Anwärter auf die Auszeichnung „Bester Film des Jahres“ gehandelt wurde. Auch die richtig zu Herzen gehenden Szenen fehlten nicht, die Standing ovations für Hal Roach etwa rührten selbst hartgesottene Betrachter. Erstklassig war die Moderation Billy Crystals, neulich noch nebenrollenmäßig in Die Ausgeflippten im Kabelkanal zu sehen und lebender Beweis für die tröstliche These, daß Männer durch Haarausfall an Attraktivität mitunter auch gewinnen können. Im großen und ganzen: passable Arbeit auf beiden Seiten des Atlantiks. Herr Dittmeyer

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