piwik no script img

Party in Zeitschleife

■ Die Schauspielklasse der O 33 zeigt Gert Jonkes „Gegenwart der Erinnerung“

Konzentration, Maske, Wahrnehmung, Atmung... Die Schule für Schauspiel 0 33 in Altona bildet in einem dreijährigen Vollstudium seit 1987 Schauspieler und Schauspielerinnen aus. Erstmals hat sich die diesjährige Abschlußklasse daran gemacht, ihre Schauspielfähigkeiten der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Es mußte ein Stück her, das für 14 angehende Talente auch 14 Rollen zur schauspielerischen Entfaltung bereithält. Gert Jonkes erstes Bühnenstück Gegenwart der Erinnerung - unter dem Titel Schule der Geläufigkeit übrigens vom selben Autor bereits als Roman erschienen - bietet für die jungen Darsteller und Darstellerinnen das ideale Feld zum Austoben. 14 Personen feiern ein Sommerfest. Wieder einmal, denn die Party befindet sich mitten im Stau auf der Zeitschleife. Denn die Gastgeber Johanna und Aton Diabelli (Inken Kempf und Ben Jung) wollen ein Fest vom Vorjahr exakt wiederholen. Die Gäste sind also immer dieselben: mittlere Beamte, der unbedeutende Musikkritiker (Ulrich Bildstein), der Stadtgärtner (Rene von Hof), der Dichter Kalkbrenner (Guido Schick) und andere illustre, kunstinteressierte Persönlichkeiten aus einer Kleinstadt. Höhepunkt ist der Auftritt der extravaganten Pianistin Schleifer (Vera Göpfert). Ob sich die belanglosen Monologe der Gäste, die üblichen Zeremonien und die Rituale der Kunstbeflissenen genauso wie im vorigen Jahr wiederholen werden, hängt ganz entscheidend von der Schlüsselfigur Waldsstein (Björn Ole Blunck) ab, der durch sein plötzliches Verschwinden einen Sprung aus der Zeitschleife ermöglichen könnte.

Ob sich die etwas überholten Anspielungen des Autors auf die 68er Generation, auf abgehobene Musikveranstaltungen und ein unverständiges Party-Publikum von den jungen Schauspielern und Schauspielerinnen erfrischend dargegestellt werden, wird am Samstag zu sehen sein.

Uschi Behrendt

Premiere 5. April, 19.30 Uhr in der Hochschule für Bildende Künste, weitere Termine: 6., 8.-11. April

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen