Parteitag der US-Demokraten: „Zwischen Demokratie und Tyrannei“
Kamala Harris nimmt die Nominierung zur Präsidentschaftskandidatin an. Bei ihrer Rede warnt sie vor Trump und sichert der Ukraine Unterstützung zu.
Die 23.500 Delegierten feierten die möglicherweise erste schwarze und südasiatische Frau an der Spitze der größten Volkswirtschaft der Welt, ihre Rede wurde immer wieder von Sprechchören und Applaus unterbrochen. Harris dankte US-Präsident Joe Biden, der erst vor wenigen Wochen mit seinem Verzicht auf eine zweite Amtszeit den Weg für seine Vizepräsidentin frei gemacht hatte.
Harris versprach einen neuen Weg nach vorn. Sie warnte vor Konsequenzen, sollte Konkurrent Donald Trump von den Republikanern gewinnen. „Im Kampf zwischen Demokratie und Tyrannei weiß ich, wo ich stehe und ich weiß, wohin die Vereinigten Staaten gehören.“
Trump warf sie vor, sich Diktatoren zu beugen. Die Konsequenzen, sollte er erneut in das Weiße Haus einziehen, seien ernst. Sie hingegen wolle sich für die Mittelschicht einsetzen und Steuersenkungen durchsetzen, davon sollen 100 Millionen Amerikaner profitieren. Die Stärkung der Mittelschicht sei ein entscheidendes Ziel ihrer Präsidentschaft.
Unterstützung für Ukraine und Nato
Harris gab sich kämpferisch. Allerdings sind Details ihres Wahlprogramms immer noch offen. Die Wahl selbst wird am 5. November stattfinden. Harris wolle sich für Frieden im Gazastreifen einsetzen, Israel habe das Recht auf Selbstverteidigung. Was in den letzten zehn Monaten seit Beginn des Gazakrieges Anfang Oktober 2023 jedoch passiert sei, sei erschütternd.
„Präsident Biden und ich arbeiteten daran, diesen Krieg zu beenden, für die Sicherheit Israels, die Freilassung der Geiseln, das Ende des Leids im Gazastreifen und das Recht des palästinensischen Volkes auf Würde, Sicherheit, Freiheit und Selbstbestimmung.“ Der Ukraine und der Nato sagte sie ihre Unterstützung zu.
Harris tritt mit Tim Walz als Kandidaten für das Vizeamt an. Der bis vor zwei Wochen über seinen Bundesstaat hinaus wenig bekannte Gouverneur von Minnesota hatte seine Nominierung am Mittwoch angenommen. Der 60-Jährige sprach von der Ehre seines Lebens.
Die 59-jährige Harris hat dem Wahlkampf der Demokraten seit dem Rückzug des 81-jährigen Biden neuen Schwung verliehen. Sie sammelte gut 500 Millionen Dollar an Wahlkampfspenden ein. In Umfragen holte sie gegenüber Trump auf oder schob sich sogar an ihm vorbei. Landesweit liegt sie Erhebungen von FiveThirtyEight mit 46,6 Prozent vor Trump, der auf 43,8 Prozent käme. Mit dem Abschluss des Parteitages und ihrer Rede läutet Harris die heiße Wahlkampf-Schlussphase bis zum Wahltag ein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin