piwik no script img

Parteien auf der Jagd nach der schnellen Mark

■ Künftig gibt's pro Wähler eine Mark

Bonn (dpa/taz) – Eine Mark pro Wählerstimme, so einfach wird – im Prinzip – ab 1994 die Parteienfinanzierung aussehen. Außerdem soll Abgeordnetenbestechung jetzt auch in Deutschland richtig teuer werden: bis zu fünf Jahre Knast würde von Brauchitsch ab 1994 riskieren. Das gestern im Bundestag verabschiedete Gesetz war durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts notwendig geworden, in dem wesentliche Teile der bisherigen Parteienfinanzierung für verfassungswidrig erklärt worden waren.

Kernpunkte der Neuordnung sind: Das gesamte Volumen der staatlichen Zuschüsse an die Parteien darf den Betrag von 230 Millionen Mark jährlich nicht übersteigen. Anstelle der bisherigen Wahlkampfkostenerstattung von fünf Mark pro Wahlberechtigten erhalten die Parteien künftig eine Mark für jede tatsächlich abgegebene Stimme. Für die ersten fünf Millionen Stimmen werden je 1,30 Mark gezahlt. Jede zusätzliche Mark, die die Parteien aus Spenden und Beiträgen einnehmen, wird vom Staat mit 50 Pfennig bezuschußt. Die Höchstgrenze für steuerlich absetzbare Beiträge und Spenden wird auf 6.000 Mark für Ledige und 12.000 Mark für Verheiratete herabgesetzt (derzeit 60.000/120.000 Mark). Unternehmen sollen Spenden überhaupt nicht mehr steuermindernd einsetzen können.

Noch eine Neuerung: Die Bestechung von Abgeordneten im Zusammenhang mit einer Stimmabgabe im Parlament steht künftig unter Strafe. Mit Unterstützung aller Fraktionen und Gruppen beschloß der Bundestag gestern in Bonn, daß Kauf und Verkauf einer Abgeordnetenstimme mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe geahndet wird. Die ins Strafgesetzbuch aufgenommene Neuregelung gilt für Abgeordnete des Bundestages, des Europaparlaments, der Landtage sowie der Kommunen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen