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Parallelen zu Herbert Wehner

betr.: „Recht auf Irrtum verwirkt“ (Joschka Fischer und sein Verhältnis zur Gewalt – im Kosovo), taz vom 19. 1. 01

Die Parallelen zu Onkel Herbert, dem Zuchtmeister der SPD bis zum Ende der Regierung Schmidt, sind auffallend. Wehner hatte eine stalinististische Vergangenheit, von der wir nur wenig wissen. Wehner entschloss sich dann zum Bruch. Wehner führte die SPD an die Macht. Wehner zwang die SPD zur Anerkennung der internationalen Realitäten, weg von der pazifistisch-neutralen, hin zur prowestlichen Position: Akzeptanz der Nato und damit der untergeordneten Rolle Deutschlands im stärkeren Bündnis. Am Ende wurde Brandt der erste und Schmidt der zweite SPD-Kanzler – dank Wehners Machtstrategie. [...] J. KOCH, Stelle

Die Problematik bei allen Diskussionen dieser Art liegt in der Tatsache, dass politische Entscheidungen nicht in Form von Versuchsreihen auf ihre Auswirkungen im Voraus getestet werden können. Es gibt keine Szenarien oder Null-Parzellen, mit denen wir in der Lage wären zu bewerten, was für eine Entscheidung welche Ergebnisse erzielt hätte. Was aber gewollt war, war ein Ende von Gewalt!

Wenn die Gewaltlosigkeit also als eine allgemein akzeptierte ideelle Grundlage aller Entscheidungen ist, für die wir uns einsetzen wollen, kommen hier sehr schnell die ersten Fragen in einem „Was-wäre-wenn-Spiel“ auf. In dieser Hinsicht muss jeder offen und ehrlich damit umgehen, wenn er die Problematik einer eventuell gewesenen „Nichteinmischung“ (als Vergangenheitsszenario) im Kosovo aufwirft. Auch aus journalistischer Sicht müssen Sie dazu bereit sein, Hypothesen auszudenken, um daraus ein realistisches Zukunftsszenario zu beschreiben. Dieses mag anstrengend sein, aber es ist ehrlicher, weil es dazu zwingt, Lösungen anzubieten, nach denen Sie ja auch suchen. Und zum anderen würde dieses glaubwürdiger wirken. [...]

MATTHIAS GILDEMEISTER, Worpswede

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