: Papstfreie Zone für Konfessionslose
■ Humanistischer Verband bietet Alternativprogramm zum Papstbesuch
Der Humanistische Verband Deutschlands will anläßlich des Papstbesuches in Berlin ein Alternativprogramm anbieten. „Wir verstehen die Aktionen nicht als antipäpstlich, sondern als Alternativprogramm für Konfessionslose“, sagte gestern Norbert Kunz, Pressesprecher des Landesverbandes Berlin. Der Verband bezeichnet sich selbst als Weltanschauungsgemeinschaft von Atheisten, Agnostikern und Freidenkern.
„Wir wollen die Humanistischen Tage vom 12. bis zum 24. Juni dazu nutzen, kritische Anmerkungen zur Politik der katholischen Kirche anzubringen“, sagte der Landesvorsitzende Christian John. Dies betreffe insbesondere Themen wie Abtreibung, Aidsprävention und Verhütung. Auf Aktionen am Tag des Papstbesuchs in Berlin werde jedoch bewußt verzichtet. „Ich kann die Anti-Papst- Proteste akzeptieren, unser Stil ist das jedoch nicht“, betonte John.
Höhepunkt der Humanistischen Tage, die am Mittwoch mit der Eröffnung einer „antiklerikalen Karikaturenausstellung“ beginnen, soll die „Papstfreie Zone Party“ am 22. Juni sein. Im „Tränenpalast“ treten der Kabarettist Arnulf Rating und „Die Zöllner“ auf.
Kirchenkritiker Karlheinz Deschner wird am 20. Juni aus seinem Buch „Kriminalgeschichte des Papsttums“ vortragen. Außerdem veranstaltet der Verband in Zusammenarbeit mit dem Kino „Arsenal“ eine Reihe mit kirchenkritischen Filmen. Unter anderem werden Luis Buñuels „Viridiana“ und „Teorema“ von Pier Paolo Pasolini zu sehen sein.
Die Wurzeln des Humanistischen Verbandes liegen bei dem 1905 gegründeten „Sparverein für Freidenker zur Ausführung der Feuerbestattung“. 1933 wurde der Verband verboten, 1947 in West- Berlin als „Deutscher Freidenker- Verband“ wiedergegründet. 1993 schlossen sich schließlich mehrere humanistische, freidenkerische und freigeistige Gruppen zum Humanistischen Verband zusammen. Dieser zählt heute rund 10.000 Mitglieder. Neben Beratungstätigkeiten oder sozialen Projekten ist der Berliner Landesverband auch für den Lebenskundeunterricht an den Schulen der Hauptstadt verantwortlich. dpa
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