: „Papa, du bist verrückt“
■ In Abidjan trafen schwarze US-Bürgerrechtler mit afrikanischen Staatsoberhäuptern zusammen
Abidjan (wps) — „Vorsicht Afrika! Wir kommen!“ brüllt Reverend Sullivan ins Mikrofon. „Heimat unseres Erbes, Land unserer Vergangenheit, wir können helfen. Wir haben zwei Millionen Hochschulabsolventen in Amerika. Wir verdienen 300 Milliarden Dollar im Jahr. Vor drei Jahrhunderten nahmen sie uns in Booten fort. Aber heute kommen wir in Flugzeugen zurück!“ Die Menge ist begeistert. Leon Sullivan, schwarzer Bürgerrechtler in den USA, Verfasser der Antidiskriminierungsrichtlinien für US-Firmen in Südafrika und Aufsichtsratsmitglied der Autofirma General Motors, hat seinen Traum verwirklicht: ein Treffen führender schwarzer US-Amerikaner mit afrikanischen Staatsoberhäuptern.
Die Präsidenten von Botswana, Burkina Faso, Gambia, Guinea- Bissau und der Elfenbeinküste, die Premierminister von Gabun, Marokko und Zaire und 500 US-Delegierte, darunter elf Kongreßabgeordnete, diskutierten drei Tage lang in der Hauptstadt der Elfenbeinküste Schuldenfragen, Nahrungsmittelkrise, Aids und die US- Außenpolitik. „Ihr habt gleiche Rechte erkämpft“, begrüßt Felix Houphouet-Boigny, Präsident der Elfenbeinküste, die Angereisten. „Wir können voneinander lernen.“ Blaise Compaore, Präsident Burkinas: „Wir sind eine Widerstandsgemeinschaft im Kampf gegen Rassismus, Apartheid und erzwungene Verschuldung.“
Doch konkretere Diskussionen finden nicht statt, obwohl gegenwärtig in vielen afrikanischen Staaten Bürgerrechtler und Demokraten auf die Straße gehen. So zweifeln manche US-Besucher denn auch am Sinn ihres Besuches: „Wir wissen nichts über Afrika“, meint der Bürgerrechtler Gregory und erinnert sich an die Reaktion seiner Kinder, als er einst mit ihnen Afrika besuchen wollte: „Sie sagten: Papa, du bist verrückt. Die Leute dort werden uns aufessen.“
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