Panter-Preisträger gekürt: Auf dieser Bühne sind alle richtig
Zum achten Mal wird der taz-Panterpreis im Deutschen Theater in Berlin vergeben. Er ehrt die "HeldInnen des Alltags".
![](https://taz.de/picture/193832/14/taz_Panterpreis_Fiona_Krakenbuerger15092012.jpg)
BERLIN taz | Ein bisschen Rouge, ein bisschen Puder braucht’s noch, die roten Lippen, die schwarzen Wimpern hat Adriana Altaras schon. Sie lässt ihre Tasche auf den Boden fallen und plumpst auf den Stuhl in der Maske des Deutschen Theaters in Berlin.
Altaras, bekannt als Schauspielerin in Dani-Levy-Filmen und als Regisseurin der „Vagina-Monologe“, wird heute eine Laudatio halten und aus Rilkes Panther-Gedicht zitieren. „Nein, ich verrate keine Gewinner“, sagt sie und versinkt unter einem Schminkpinsel.
Es ist die achte Preisverleihung des taz Panter Preises – und Preisverleihungen können eine wahnsinnig öde Angelegenheit sein. Alles ist durchgeplant, choreografiert, es soll lustig und festlich zugleich, ja sogar ein bisschen glamourös zugehen. Ein festes Korsett, in dem der oder die Ausgezeichnete meist noch eitel daherkommen.
Der taz Panter Preis ist anders. Den Unterschied zum Award-Allerlei machen die Nominierten. Sie machen den Eindruck, als wollten sie gar nicht wirklich auf dieser Bühne des Deutschen Theaters stehen – aber sie gehören umso mehr hierher.
So wie Heike Kammer, die nach Mexiko und Guatemala reist, um mit Kindern Puppentheater zu spielen („Der böse Wolf wird in meinem Theater nicht totgeschlagen.“). Emiliano Chaimite, der sich in Dresden unter anderem im Ausländerbeirat für die Zukunft von MigrantInnen einsetzt („Ich kämpfe einfach um Gleichheit, ganz einfach.“).
Fahrräder für Afrika
Oder Johannes Wolf, der Fahrräder nach Afrika schickt, um die Menschen dort mobil zu machen – und an diesem Samstag seinen Vater geschickt hat, weil er selbst gerade in den USA studiert. Und schließlich Sandra Klatt-Olbrich, die eine Gruppe für behinderte Mütter gründete („Nicht nur wir sind behindert, sondern wir werden behindert.“).
Am Ende des Abends ist „ZDF-Morgenmagazin“-Moderatorin Dunja Hayali, die gemeinsam mit taz.eins-Leiter Gereon Asmuth den Abend moderiert, so begeistert von den Nominierten, dass sie spontan an alle sechs ihr Honorar dieses Abends spendet.
„Es kann keine falschen Preisträger geben. Auf dieser Bühne sind alle richtig“, hatte die ehemalige taz-Chefredakteurin Elke Schmitter zu Beginn der Veranstaltung gesagt.
Die Preisträger
Der Panter soll dennoch an zwei gehen, die besonders herausstechen: Steffen Richter, der im sächsischen Pirna gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung kämpft und den Preis der taz-Leserinnen und -Leser gewinnt.
Und Antje Krajci, die ein schwer verletztes afghanisches Mädchen bei sich zu Hause in Erfurt gesund pflegte – und von der Jury dafür ausgezeichnet wird. Zusätzlich zum in eine taz-Zeitung eingewickelten Panter gibt es für beide 5.000 Euro Preisgeld, finanziert durch die taz Panter Stiftung.
Steffen Richter hat für sein Engagement gegen Nazis einiges einstecken müssen: Sein Auto wurde in Pirna in Brand gesetzt, einige Male wurde er tätlich angegriffen.
„Heldin ohne Vorsatz“
Wohl deshalb, und vielleicht auch, weil die Ermittlungen zu den NSU-Morden wieder für das Thema Rechtsextremismus sensibilisiert haben, wählten die taz-LeserInnen Richter zum „Helden des Alltags“.
Antje Krajci sei dagegen eine „Heldin ohne Vorsatz“, so begründet Adriana Altaras in ihrer Laudatio die Jury-Entscheidung. „Ich fühle mich ertappt“, sagt Altaras.
„Antje Krajci tut etwas, das wirklich fast jeder tun kann. Aber nicht getan hat. Das ich auch schon längst hätte tun können. Aber nicht getan habe. Wie viele Kinder werden in unseren Krankenhäusern zwar gut behandelt, sind aber im Letzten doch allein gelassen mit ihren Ängsten.“
Stille im fast ausverkauften Theater. Die betroffene Zustimmung kann man förmlich hören.
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