■ Tour de France: Pantani bedauert das Ende der Berge
Berlin (taz) – Die Sitten verrohen bei der Tour de France. Schon zum zweitenmal wurde Bjarne Riis in diesem Jahr das Opfer einer Pinkelpause. War es auf einer der ersten Etappen der Franzose Richard Virenque, der seinem Team das Kommando zum Zwischenspurt gab, als der vermeintliche Topfavorit gerade vom Rad gestiegen war, trat am Montag in ähnlicher Situation am Fuße des Col de la Croix Marco Pantanis Mannschaft Mercatone Uno kräftig in die Pedale, um den schärfsten Anwärter auf den dritten Platz des Italieners abzuhängen. Die Sache klappte vorzüglich, am Ende der vom Franzosen Mengin gewonnenen 16. Etappe hatte der unter Magenproblemen leidende Riis sechs Minuten Rückstand und fiel vom vierten auf den siebten Rang zurück. „Das war, glaube ich, der schlimmste Tag meines Lebens“, sagte der Däne später.
Pantani war sich keiner Schuld bewußt. „Ich habe entschieden, anzugreifen, weil diese Etappe den letzten Anstieg der ersten Kategorie bei dieser Tour enthielt“, rechtfertigte sich der Bergspezialist. „Es war eine äußerst ehrenwerte Sache.“ Auch Telekom-Manager Walter Godefroot mochte dem Italiener keinen Vorwurf machen, sondern kritisierte lieber seine ehemalige Nummer eins: „Ich würde es nicht naiv nennen, aber es ist kaum zu glauben, daß ein Fahrer mit seiner Erfahrung in solch einem Moment anhält.“
Doch nicht nur Riis vermittelte den Eindruck, daß die Berge für das Telekom-Team genau im richtigen Moment überquert waren. Auch Spitzenreiter Ullrich hatte Schwierigkeiten, kam aber am Ende gemeinsam mit seinen ärgsten Rivalen Virenque und Pantani an. „Der Deutsche war am Limit“, hatte der Italiener beobachtet und ärgerte sich, daß es nicht noch einen weiteren Anstieg gab. „Da hätte ich auch Virenque abgehängt. Sie fahren alle nur noch mit Reserveenergie.“Matti
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen