„Panorma“ erklärte nicht, warum die Mörder davonkamen

■ betr.: „Schmutz anstatt Ehre“, Kommentar von Anita Kugler, taz vom 10./11. 2. 96

[...] Helden sind Helden und bleiben Helden, komme was wolle. Helden dürfen nicht kritisiert werden. Helden sind sankrosant. Mögen die Fakten von „Panorama“ noch so wasserdicht sein – für Sie ist Simon Wiesenthal aus Prinzip unantastbar, Wahrheit hin oder her. Was ist schon Wahrheit, wenn es doch um „die gute Sache“ geht, um „Ehre“ gar? Nur Schall und Rauch, und so machen Sie, von missionarischem Eifer getrieben, kurzentschlossen eine Lüge zu Ihrer Hauptthese.

Sie behaupten, der Titel der Sendung, der, wie Sie messerscharf schließen, „Programm“ für die ganze „Sauerei“ sei, würde lauten: „Die Zerstörung einer Legende“. In Wahrheit (schon wieder das schlimme Wort!) hieß der Beitrag: Ende einer Legende. Aber was soll's: Wenn's um Ideologie geht, darf schon mal getobt, geschäumt, gelogen werden, streng in der Tradition des alten Neuen Deutschland. Solcherart linientreu toben Sie, mit ideologischen Scheuklappen anstelle von journalistischem Handwerkszeug bestückt, polternd gegen die Panorama-Zeugen an: Die amerikanischen NS-Ermittler täten nichts außer auf ihren Akten hocken, mit dem Sprecher des jüdischen Weltkongresses sei Wiesenthal verkracht, der israelische Geheimdienst halte naturgemäß nichts von internationalem Teamgeist. Alles Lügner eben?

Das, liebe Frau Kugler, sollen wir Ihnen glauben? Sind es nicht Sie, die sich ungeniert der Lüge bedient? Nein, man wird den Verdacht nicht los, daß es Ihnen sogar egal ist, ob Wiesenthal gelogen hat oder nicht. [...] Thomas Schwarz, Hamburg

„Denkmäler“ dürfen vom Sockel geschmissen werden, aber nicht Menschen zerstört. Ich danke Ihnen für Ihren couragierten Kommentar. Wiesenthal ist sicher ein eitler alter Herr, aber ihn einen Betrüger zu schimpfen, der mit Millionen von Opfern ein Spiel treibt, um sich selbst ins beste Licht zu setzen, ist er nicht. Der Panorama- Bericht war tendenziös und diente nicht dazu, sich mit dem Naziunrecht und seiner juristischen Aufarbeitung zu beschäftigen. Statt zu erklären, warum die Mörder davonkamen, diffamiert man jemanden, der die Mörder jagte. Vielleicht nicht immer erfolgreich. Aber immerhin. „Ehre statt Schmutz“, Anita Kugler hat es richtig gesagt und dafür danke ich. Joachim Krieger, Langenau

Schalom, Kollegin Kugler, herzlichen Dank dafür, daß Sie diesen Kommentar geschrieben und sich geweigert haben, diese ekelhafte antisemitische Jagd auf Simon Wiesenthal mitzumachen. Michel R. Lang, Journalist,

Berlin

[...] Hätte man Simon Wiesenthal nicht in Achtung und Würde sein Lebenswerk beenden lassen können? Der Mann ist 87 Jahre alt. Selbst dann, wenn er Fehler gemacht hat. So kann man nicht Opfer zu Tätern machen. Es sei denn, man stellt sich selbst auf die Seite des geduldeten Verbrechens. Ob in der Kriegszeit, der Nachkriegszeit oder heute. Dies möchte ich Herrn Wagner nicht unterstellen. Ich vermute eher, daß er sich aus eigener Profilsucht als „Maulheld“ darstellen wollte. Hinzu kommt die Verarbeitung der DDR-Geschichte. Es ist nicht opportun, von der eigenen Schuld zu reden, wenn man auf andere Schuldige einprügeln möchte. Doch so lange Menschen wie Simon Wiesenthal den Spiegel hochhalten und für das Recht eintreten, mit welch unfähigen Mitteln auch immer, so lange dürfen wir auch noch hoffen. Danke, Simon!

Und Dank auch Anita. Indem Du versuchst Menschen zu schützen, die keine Lobby haben, solange ist mir auch um Eure Zeitung nicht bange. Macht weiter so. Werner Jendrich, Bayreuth