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Pakistans Diktator abgestürzt

■ Der pakistanische Diktator Zia ul Haq kam zusammen mit dem amerikanischen Botschafter und den beiden höchsten Generalen Pakistan bei einem Flugeugabsturz ums Leben / Unfallursache gestern nachmittag noch unklar / Chancen für die Opposition gestiegen

Islamabad (ap/dpa/taz) - Nach Angaben des pakistanischen Rundfunks ist gestern nachmittag der Diktator Pakistans, Zia ul Haq beim Absturz einer Militärmmaschiene im Osten des Landes tödlich verunglückt. Mit Zia kamen 36 weitere Menschen ums Leben, unter ihnen US-Botschafter Arnold Raphael, der pakistanische Generalstabschef Akthar Rahman und der Armeechef ums Leben.

Die Transportmaschiene ist den Meldungen zufolge wenige Minuten nach dem Start in Bahawalpur explodiert. Ob es sich um ein Attentat oder ein Unglücksfall handelt, war bei Redaktionsschluß unklar. Zia ul Haq befand sich auf dem Rückflug nach Islamabad. Der Flug diente der Inspektion von Armeeeinheiten an der Grenze zu Afghanistan. Nach dem Tod Zias hat der bisherige Senatspräsident Ghulum Ishaq Khan die Amtsgeschäfte übernommen und die Regierungsmitglieder zu einer Dringlichkeitssitzung zusammengetrommelt. Für November dieses Jahres hatte Zia ul Haq Parlamentswahlen angesetzt.

Mit dem Tod des Diktators steigen nach Angaben politischer Beobachter die Chancen der Oppositionsführerin Benazir Bhutto, Tochter des 1977 gestürzten Präsidenten Zulfikar Ali Bhutto. Trotz heftiger internationaler Proteste hatte Zia ul Haq gegen Bhutto einen Schauprozeß durchgesetzt und 1979 das Todesurteil vollstrecken lassen. Nach dem Putsch verhängte Zia das Kriegsrecht, das bis 1985 in Kraft blieb. Zia ul Haq versuchte seine Machtbasis durch eine Islamisierungskampagne abzustützen, die durch Saudi-Arabien lanciert und finanziert wurde. Die von Zia angeordnete Anwendung des islamischen Rechts, der Scharia, stieß auf heftigen Widerstand.

1985 ließ Zia sich durch ein Referendum als Präsident bestätigen. Sein wichtigster Aktivposten war die Unterstützung durch die USA, die ihn als Frontstaatenführer zu Afghanistan brauchten. Zia unterstützte bis zuletzt die afghanischen Mudjahedin und handelte sich deshalb heftige Vorwürfe der Sowjetunion ein. Ob der Tod von Zia ul Haq für die weitere Entwicklung in Afghanistan entscheidende Konsequenzen haben wird, ist zur Stunde unklar. Die Opposition tritt für die strikte Einhaltung des Genfer Abkommens ein - die Unterstützung der Mudjahedin würde bei einem Machtwechsel kaum fortgesetzt.

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