Pakistan III: Und die Frauen rufen: Dschihad!

Das Viertel rund um die Rote Moschee in Islamabad gleicht derzeit einem Schlachtfeld.

Islamabad: Frauen fürchten um ihre Kinder. Andere schreien für den Krieg. Bild: dpa

ISLAMABAD afp Heftige Kämpfe zwischen der pakistanischen Armee und radikalen Islamisten haben die in einem ruhigen Viertel von Islamabad gelegene Rote Moschee am Dienstag in ein Schlachtfeld verwandelt. "Überall sind Leichen", berichtet ein Augenzeuge telefonisch aus dem Innern des Gebäudes. Seit Sicherheitskräfte gestern Morgen begonnen haben, die seit Dienstag vergangener Woche von militanten Islamisten besetzte Moschee zu stürmen, kamen nach Armeeberichten mindestens 58 Menschen ums Leben. Unter den Toten befindet sich Medienberichten zufolge auch der radikale Kleriker Abdul Rashid Ghazi. Der Sender GEO TV berichtete gestern Abend, die Kämpfe seien beendet.

Seit dem Vormittag war dichter Rauch über dem Moscheegelände zu sehen, starke Explosionen erschüttern auch das nahe gelegene Botschaftsviertel. Augenzeugenberichten zufolge stand die Koranschule für Mädchen auf dem Moscheegelände in Flammen. Der Augenzeuge, der vom Telefon des Klerikers Rashid aus spricht, berichtet von einem "wahllosen Töten".

Rund 50 islamistische Kämpfer nutzen nach Angaben des Armeesprechers Waheed Arshad eine kurze Feuerpause am Vormittag, um aus dem umkämpften Gebetshaus zu fliehen. Dreiviertel des Geländes habe die pakistanische Armee seit Beginn des Sturms auf die Moschee bereits von den Islamisten befreit, sagt der Sprecher. Dabei seien die Soldaten auch von den Minaretten aus beschossen worden. "Sie haben die Heiligkeit der Moschee verletzt", sagt Arshad über die Islamisten.

Angesicht des drohenden Blutbads in der Roten Moschee hatte die Regierung tagelang versucht, eine Verhandlungslösung mit den Besetzern zu erreichen. Noch kurz vor der Erstürmung der Moschee hatte eine Delegation aus Islam-Gelehrten und islamistischen Abgeordneten erneut mit Ghazi ergebnislos verhandelt.

Vor der Moschee warten verzweifelte Eltern auf Nachrichten von ihren Kindern, die sich auf dem Gelände befinden sollen. "Wenn ich die Explosionen und die Schüsse höre, fühle ich, dass sie meine Brust durchbohren", sagte Maqsood Hussain, der auf seinen 14-jährigen Sohn wartet.

Etwa hundert kampfbereite Männer verschanzen sich nach Armeeangaben bis zum Abend weiter in den Kellern und Dienstbotenräumen der Moschee. Mit Maschinengewehren, Granaten und Raketenwerfern leisten sie "heftigen Widerstand" und halten 300 bis 400 Koranschüler, darunter auch Frauen und Kinder, als menschliche Schutzschilde fest. Die Anführer der Moscheebesetzer bestritten hingegen, Geiseln genommen zu haben. Mit Lautsprecherdurchsagen forderte die pakistanische Armee die Islamisten zur Aufgabe auf: Wer nicht mit erhobenen Händen das Gebäude verlasse, werde erschossen. Etwa 60 Frauen und Kinder können nach Armeeangaben bis zum Nachmittag von den pakistanischen Sicherheitskräften gerettet werden. Darunter seien auch die Frau und die Tochter von Ghazi. Einige Frauen rufen nach Augenzeugenberichten beim Verlassen der Moschee "Dschihad, Dschihad!".

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