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Päpstliche Peinlichkeiten in Afrika

■ Auf seiner Afrika-Reise stößt Papst Johannes Paul II. nicht nur auf Gegenliebe / Im kleinen Ruanda befremden seine Morallehren sogar die Regierung / In der Elfenbeinküste wird demonstriert

Bujumbura/Kigali/Abidjan (ap/dpa/taz) - Seit einer Woche reist der Papst schon durch Afrika, und mit jeder Station wächst der Unmut über das Oberhaupt der Katholiken. Im ostafrikanischen Tansania sprach Johannes Paul II. noch von Armut und Kapitalismus, von den zu pflegenden „menschlichen und natürlichen Ressourcen“ des Kontinents und erntete überwiegend Beifall. Sein Aufenthalt in Ruanda und Burundi jedoch geriet fast zu einem Fiasko. In den beiden zentralafrikanischen Kleinstaaten, wo die Bevölkerungsdichte hoch und die Lebenserwartung niedrig ist, erntete der Nachfolger Petri für seine Lehren über Aids, Sexualität und Moral Verwunderung - und Kritik.

Die Eindämmung des Bevölkerungswachstums fordere „einen großen gegenseitigen Respekt der Eheleute und eine Beherrschung des Intimlebens“, hatte der Papst 75.000 Zuhörer in Burundi aufgeklärt. Eine „christliche“ Familienplanung sei vonnöten, Kondome seien verwerflich. Als er diesen Standpunkt in Ruanda wiederholte, griff die Regierung ein: Der Direktor des staatlichen Informationsbüros, Christophe Mfizi, sagte dem völlig überraschten Papst am Wochenende, afrikanische Ärzte hätten ihre liebe Not, ihren Patientinnen den Standpunkt der Kirche zur Geburtenkontrolle in übervölkerten Ländern nahezubringen. Auch werde es ihnen schwer gemacht, die Ablehnung von Kondomen zum Schutz gegen Aids zu verteidigen. Weiter fragte Mfizi, warum keine Ruander seliggesprochen oder in den Heiligenstand erhoben worden seien. In einer spontanen Entgegnung sagte der Papst, es gebe kein Monopol für die Seligsprechung - die afrikanische Kirche müsse aber noch reifen. Später wiederholte er seine Warnungen vor Aids und machte eine zu große Freizügigkeit dafür verantwortlich.

Für die sieben Millionen Einwohner Ruandas muß das wie Hohn klingen: Die Zahl der Aidskranken wächst in beängstigenden Ausmaßen. Eine kirchliche Studie geht davon aus, daß 30 Prozent der Bewohner der Hauptstadt Kigali Aids-infiziert sind; deutsche Missionare sprechen sogar von bis zu 80 Prozent. „In fünf bis zehn Jahren wird ein Drittel der Bevölkerung an Aids gestorben sein“, sagt ein Geistlicher.

Vollends ins Absurde abgleiten könnte die Reise des Papstes am heutigen Montag, wenn er in der Elfenbeinküste eintrifft, um die größte Kirche der Welt als Geschenk des Präsidenten Houphouet-Boigny entgegenzunehmen. Der 200-Millionen-Dollar -Bau in der Savanne, den der Präsident aus eigener Tasche bezahlt haben will, wurde während der tiefsten Wirtschaftskrise des Landes seit der Unabhängigkeit fertiggestellt. Vor zehn Tagen gab es schon Proteste, am Donnerstag lösten Soldaten wieder eine Demonstration der Opposition gewaltsam auf. In der Hauptstadt der Elfenbeinküste hat die Armee Stellung bezogen.

D.J.

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