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Pädophilie in der katholischen KircheEnde der Parallelgesellschaft

Der Mann, der in der Öffentlichkeit das Gesicht der Kirche für Aufklärung und Prävention sexualisierter Gewalt ist, soll selbst Pädosexuelle beschäftigt haben.

Nach der Familie statistisch der wichtigste Tatort für sexualisierte Gewalt an Kindern: Die katholische Kirche. Bild: birdy's/photocase.com

Wer wissen will, wie man sexuelle Gewalt und Missbrauch nicht aufklärt, der muss sich wenden an: den Chefaufklärer der Katholischen Bischofskonferenz, Stephan Ackermann. Ackermann, der zugleich Trierer Bischof ist, musste sich von dem exzellent informierten Opferverein MissBit (Missbrauch im Bistum Trier) vorhalten lassen, dass er sieben Pädosexuelle beschäftigt.

Das ist für Ackermann und die katholische Kirche ein, freundlich gesagt, schwerer Rückschlag: Ist der Missbrauchsbeauftragte der Täterorganisation Kirche gar kein Aufklärer, sondern ein Pate der Pädophilen?

Die jetzt herausgegebenen Erklärungen des Bischofs sind jedenfalls kaum angetan, das Vertrauen wiederherzustellen. Ackermanns Pressestelle hat einen Text herausgegeben, der mit keinem Wort konkret auf die sieben Priester eingeht, sondern sich allgemein auf Richtlinien aus dem Jahr 2010 bezieht.

Selbstverständlich betont das Bistum, dass „sexueller Missbrauch, vor allem an Kindern und Jugendlichen, eine verabscheuungswürdige Tat ist“. Und weiter: „Tatsächlich gibt es Priester, die Täter sind und dennoch weiter priesterlich arbeiten, aber eben unter Auflagen.“ Ein Dementi hört sich anders an.

Mehr ist derzeit nicht zu holen. Der Mann, der in der Öffentlichkeit das Gesicht der Kirche für Aufklärung und Prävention sexualisierter Gewalt ist, sieht sich mit einem schweren Vorwurf konfrontiert – und eben diese Kirche reagiert eher verhalten.

Selbst der maßvoll agierende Nationale Missbrauchsbeauftragte Johannes Wilhelm Rörig ließ am Montag Unmut durchscheinen: Es ist misslich, sagte Rörig, er werde Ackermann schnellstmöglich kontaktieren. Rörig will jetzt den Druck erhöhen: Er strebt einen Vertrag mit der Bundesrepublik Deutschland an, in dem die Kirche sich zur Prävention bekennt – und sich endlich einem Monitoring, also unabhängiger Begutachtung öffnet. Bislang zierte sich die Bischofskonferenz, einen solchen Vertrag zu schließen.

Die katholische Kirche, nach der Familie statistisch der wichtigste Tatort für sexualisierte Gewalt an Kindern, hat sich bislang eine Sonderrolle bei der Aufklärung reserviert: eigene Aufklärer, eigene Entschädigungsregeln, eigene Leitlinien. Diese Strategie ist mit Ackermanns Fehlleistung im eigenen Bistum praktisch gescheitert.

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14 Kommentare

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  • W
    W.Fesselmann

    Herr Ackermann ist sowieso eine ganz kleine nervöse Wurst. Genauso wie Zollitsch, Müller Regensburg, Ratzinger der Anführer der Kinderficker-Sekte.

    Ja genauso wie in meinem Missbrauchsfall, das Bistum München und Essen, den Pädophilen und seinen Nachfolger weiter arbeiten lies. Bischof Marx hat die Polizei instrumentalisiert um mich zum Schweigen zu bringen. Dies hat leider nicht geklappt, denn der heute Papst hat meinen und anderen Fälle bewusst vertuscht. Wer nicht sofort aus der kath.Kirche austritt, ist automatisch in dem weltweit größten Kinderschänder-Verein Mitglied. Also aus der Kirche austreten und die eigenen und andere Kinder schützen.

    Diese Sekte gehört endlich abgeschafft. Keiner traut sich offen Stellung zu beziehen, doch einige Leute denken auch mal laut

  • WB
    Wolfgang Banse

    Reden mit zweilerlei Zungen

    Der Trierer Bischof Ackermann sollte seinen Hut nehmen und gehen.

    Auf der einen Seite Missbrauchsbeauftragter der katholischen Kirchem in Deutschland sein auf der anderen Seite in seinem Bistum Pädoseuelle zu beschäftigen.Hier besteht ein widerspruch.

    Die Gebote kommen nicht zum tragen,sowie die Unversehrheit von Schutzbefohlenen.

    Die katholische Kirche und nicht nur sie ist in einer Krise,die selbst durch die Hauptamtlichen in der Kirche in den Kirchen verursacht worden.

    Nicht alles ist Kirche,was sich Kirche nennt.

    Man kann sich nicht immer auf den berufen,auf den die Kirche,hier die Hauptamtlichen beruft:JESUS CHRISTUS.

  • E
    Ex-Odenwaldschüler

    Trotz der nicht mehr zu ignorierenden Veröffentlichungen von Pädosexuellen Kriminellen in kirche, heime und internaten-also institutioneller missbrauch-hat sich nichts getan weder bei der kirche,heimen noch z.b. der odenwaldschule.Mangeht wieder zur tagesordnung über und ein grossteil der bevölkerung interessiert sich eh nicht dafür.Die betroffenen schweigen wieder bzw. immer noch weil sie sonst wie eh und je nur nachteile erfahren bis hin zu unterlassungs-und verleumdungsklagen durch nicht verurteilte täter(da wegen der kurzen verjährungsfristen die taten eben verjährt sind).Also wie eh und je nur das der runde tisch und die werbekampagne mit wim wenders bestimmt einiges an steuergeldern gekostet hat und sich noch der ein oder andere dort profilieren durfte -z. bsp. die gutmenschin vollmer ,die obwohl von einem lehrer der odenwaldschule brieflich über die verbrechen des schulleiters gerold becker informiert nichts unternahm!

  • F
    Forelle

    150 Millionen Verschwendung im vergangenen Jahr !!!

     

    Und nun muß man dagegen die 120 Millionen stellen, die man bereit ist, um Unrecht, Missbrauch und Kinderarbeit in den Heimen von Nachkriegsdeutschland zu verdecken.

     

    Eine Entschädigung für vorenthaltenen Lohn, Renten oder Kompensierung entgangener Bildungschancen kann diese Summe nicht sein, da sie weniger ist, als was wir im Jahr verschwenden.

     

    Maximal eine Krankenkassenleistung auf Gutschein. Hier ein Stützstrumpf, dort eine Traumatherapiezuzahlung und das Gewissen ist beruhigt.

     

    Denk ich an Deutschland in der Nacht…….

  • R
    rosa

    Karl, wie ticken sie denn?? paedophile priester haben kein recht mehr re-integriert zu werden. man muss ihnen die pensionen streichen und sie von der kirche komplett entfernen. sie muessen geaechtet werden. die kirche aber deckt diese kranken maenner. solange der statt subventionen zahlt, werden die kirchen-oberen diese kranken typen schuetzen. solche priester gehoeren behandelt wie man in deutschland die harz4 empfaenger behandelt. Aechten und bestrafen. sind denn hartz4 empfaenger integriert? Nein, sie werden gehasst und gemobbt, erfahren auch keine anerkennung. Paedophile priester gehoeren bestraft. sollen sie doch in der isolation leben am rande der stadt. keiner braucht diese unbelehrbaren typen. sollen sie doch sehen, wie sie bekannte ausserhalb der kirche finden. schaffen sie sowieso nicht, bekannte zu finden..

    sie wuerden sich aergern, wenn ihnen ihr lebensabend nicht mehr mit 2500€ versuesst wuerde...

  • AO
    Angelika Oetken

    Die Taz gehört zu den wenigen Printmedien in Deutschland, die mutig und sachlich über das Thema "sexualisierte Übergriffe auf Kinder und Jugendliche" berichtet.

     

    Sexualisierte Übergriffe sind eklatante Menschenrechtsverletzungen, der Umgang der Institution RKK mit dem Thema lässt erahnen, wie sehr die Kirchenführung auf die einfachen Gläubigen, v.a. die minderjährigen herabblickt, wie gering sie sie achtet.

     

    Wäre ich Katholikin würde ich aufhören auf das Mitgefühl und das Verantwortungsbewusstsein der Kirchenobrigkeit zu bauen, sondern konkret Widerstand leisten.

     

    Weniger "Glauben" (an die Menschen), mehr effektive Kontrolle.

     

    Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, Betroffene sexualisierter Misshandlung in der Kindheit

  • A
    Ann

    Wenn die Kirche mal wieder Negativ-Schlagzeilen hergibt, berichten die Medien.

     

    Wo wird an die vielen Betroffenen in den Familien gedacht? Sind die Betroffenen Opfer zweiter Klasse?

  • PB
    Pater Brown

    Jo mei, da glauben die Menschen doch schon seit ein paar Tausend Jahren den Märchenonkels Ihre Märchen ("Gott schuf die Welt", "in sieben Tagen", "es gibt ein Leben nach dem Tode", "das Weib sei dem Manne untertan", "Tiere soll man töten und aufessen" usw.). So etwas schafft Selbstbewußtsein bei den heiligen Brüdern. Da dürfen die auch mal was machen, was eigentlich Pfui ist. Denn der liebe Gott ist ja ihr Freund. Und damit machen sie den Menschen seit Jahrtausenden Angst. Wen wundert also das Verhalten eines Herrn Ackermann (diesmal nicht von der Deutschen Bank, aber genauso eklig)?

  • A
    aida

    @Karl

     

    Genauso ist es...

     

    Pädophile müssen weiter in ihrem Beruf arbeiten dürfen...

     

    ...genauso, wie Alkoholiker unbedingt zwecks Resozialisierung/Heilung unabdingbar in einer Bierschwemme beschäftigt werden müssen, Drogenabhängige in einer Apotheke und Pyromanen bei der Feuerwehr...

  • T
    Thomas

    Ich möchte es ja kaum glauben, dass Sie die Kirche als eine "Täterorganisation" bezeichnen, das erinnert mich schnell an das Unwort des Jahres 2003. Ich bin schon ziemlich erschrocken, dass ein solch unreflektierter Artikel überhaupt veröffentlicht wird. Es mag ja ihr gutes Recht sein, ein in den Medien gut laufendes Thema mal wieder neu aufzulegen - aber bitte mit etwas mehr Niveau! Also auf mich wirkt der Artikel wie ein "Potpourri" aus Hetzparole die bei einer bestimmten Zielgruppe gut ankommen.

  • L
    Leser

    Karl kann sicher manche Wahrheit nicht gut vertragen wie viele andere in unserer Gesellschaft....mag sein das hier und da ein wenig übertrieben wird aber..ich bin froh und dankbar das die presse endlich anfängt wirklich existierende Dinge aufzudecken und öffentlich macht. Über das maß wie dann bestraft wird oder weiter gehandelt wird...tja das ist meineserachtens das nächste Problem. Wer will und kann darüber entscheiden. Ich bin der Meinung jeder einzelne Mensch hat es in der hand seine eigene Moral zu finden...wie weit er geht und welches Risiko er damit eingeht. Darüber sollte er vorher! immer nachdenken!!!

  • K
    Karl

    Liebe TAZ

     

    Leider sagt dieser Artikel nichts aus, außer das verurteilte Priester unter Auflagen weiterbeschäftigt werden. Mehr nicht.

    Wie sehen diese Auflagen aus? Wie gefährlich oder ungefährlich sind diese Menschen? Was haben sie gemacht, das sie keine Arbeit mehr haben dürfen?

     

    Achso, Arbeit. Dürfen verurteilte nicht wieder in die Gesellschaft eingegliedert werden? Eigendlich ja, oder? Aber nicht bei sexuellen Straftaten die mit Kindern zu tun haben?

    Also zweierlei Maß? Also einen Mörder wiedereingliedern und einen Sexualstraftäter besser nicht? Ganz ausschließen, nie wieder Arbeit geben, nie wieder wiedereingliedern?

    Angst das sie rückfällig werden? Ist die Gefahr gebannt wenn sie von der Gesellschaft ausgegliedert werden. Also auch nie wieder Arbeit bekommen?

     

    Jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient, oder nicht? Ist die taz da andere Meinung? Vielleicht eine etwas "rechtere"

     

    Diese Menschen sind unter Auflagen weiter beschäftigt. Das ist gut so. Ich hoffe das die Auflagen dier Gefahr das sie rückfällig werden so weit es geht mindert. Und wünsche den Priestern das sie die Chance nutzen wieder in diese Gesellschaft zurück zu finden.... Straffrei.

     

    Und noch was. Es wird immer von pädophilen Priestern geschrieben. Sind sie alle pädophil? Also liegt der Taz eine Diagnose von Phsychologen vor? Ja? ... oder doch nein? Wenn nein, warum schreibt die TAZ dann etwas von pädophilen oder pädosexuellen? ist das der Taz nicht bekannt das die meißten Täter heterosexuel sind?

     

    Also was sagt uns der Artikel? Das verurteile Sexualstraftäter unter Auflagen Arbeit haben.

    Mehr nicht!

     

    Liebe Taz. ich habe diese Zeitschrift mal sehr gerne gelesen, genau so wie den Spiegel. Ich muß aber feststellen das die TAZ genau so wie der Spiegel, immer mehr sich der Bildzeitung inhaltlich annähern.

     

    Bei den Thema "Sexualstraftäter, Sex mit Kindern, Kinderpornografie" usw, würde ich mir wünschen das wenigstens die TAZ nicht aus den "Missbrauchspanikzug" aufspringt, sondern kritisch, unaufgeregt und wahrheitsgemäß den Lesern Nachrichten und Artikel präsentiert.

     

    Mit emotionalisierenden Schlagzeilen die eine Inhaltliche leere vertuschen, stellt man sich auf die Seite derer, die mit diesen Themen Kasse machen wollen, oder instrumentalisierent den Bürgern Angst machen wollen.

     

    Danke fürs Lesen.

     

    Karl

  • MN
    Mein Name

    "Die katholische Kirche, nach der Familie statistisch der wichtigste Tatort für sexualisierte Gewalt an Kindern,..."

    Abgesehen davon, dass die Begriffswahl "wichtig" hier ein wenig ... seltsam ... wirkt - könnte der Autor diese Behauptung mit irgendetwas belegen.

    Statistiken, Untersuchungen, Abschlussberichte irgend welcher Komissionen?

    Für einen Link wäre ich dankbar.

  • L
    Limette

    Alles unfaßbar...aber bezeichnend, es wird langsam Zeit endlich die Staatsleistungen für die beiden Kirchen (Dotationen) zu streichen!!! Mögen sie sich doch bitte aus den Mitgliedsbeiträgen selbst finanzieren und nicht aus dem Steuertopf der Allgemeinheit, was eine bodenlose Frechheit und Dreistigkeit!!! Im Jahr 2009 bekam die katholische Kirche 188.500.400 Euro vom Staat....