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Pädagogischer ErosDas Ende des Schweigens

Was wir heute als Missbrauch ansehen, war fester Teil höherer Pädagogik – unter Ausschluss der Frau. Siebzehn Gedanken zur Missbrauchsdebatte.

Der Knabe/Jüngling gibt sich dem älteren Mann hin, weil dieser ihn in die Prinzipien eines männlich-tugendhaften Lebens einführt - Neoninstallation "Seven Figures" von Bruce Nauman. Bild: dpa

1. Die öffentliche Diskussion um den Missbrauch an Schulen und Internaten ist wichtig. Es ist gut, dass sie endlich öffentlich geführt wird, denn vieles ist bereits länger bekannt. Erste Diskussionen um die Odenwaldschule gab es bereits 1999, der betroffene ehemalige Schulleiter, Gerold Becker, hat damals alle seine Ämter niedergelegt. Allerdings kehrte er nach zwei Jahren in den Vorstand der Lietz-Schulen zurück. Die meisten jetzt öffentlich diskutierten Fälle stammen aus der Zeit bis 1985, sie liegen also 25 bis 40 Jahre zurück.

2. Interessant ist, warum diese Diskussion jetzt erst als breite Debatte öffentlich geführt wird. Das Schweigen hat Gründe, die bei den Opfern und in der Vergangenheit zu suchen sind.

3. Gerade weil es oft lange dauert, bis Betroffene darüber sprechen können, ist die Verjährung problematisch, jedenfalls auch juristisch nicht immer so eindeutig, wie von Täterseite gerne betont.

4. Dass es häufig so lange dauert, hat - nach allem, was wir wissen - offensichtlich gleichermaßen mit Scham wie mit Loyalitäten gegenüber beispielsweise Lehrern zu tun, aber auch damit, dass es den Opfern oft nicht gelang, sich Gehör zu verschaffen.

5. Es ist wichtig, zwischen verschiedenen Formen des Missbrauchs genau zu unterscheiden. Geht es um das Quälen von Behinderten, etwa von Autisten, wie in einer Einrichtung der Diakonie Rheinland, oder geht es um sexuellen Missbrauch wie in anderen katholischen Einrichtungen und Schulen oder eben in der Odenwaldschule?

6. Es sollte demnach genau unterschieden werden zwischen sexuellem Missbrauch und anderen Formen des Missbrauchs, genaues Hinsehen und Differenzieren ist also gefragt.

7. Es stellt sich so dar, dass mehr oder weniger geschlossene Einrichtungen, wie etwa Internate, die ihre eigenen Binnenwelten erzeugen und sich oft auch - im Selbstverständnis von der Außenwelt absetzten ("wir sind anders") - in besonderer Weise betroffen und prädestiniert für sexuellen Missbrauch sind. Dies ist eine Gemeinsamkeit zwischen dem katholischen Aloisius-Internat in Bonn-Bad Godesberg und der Odenwaldschule.

8. Trotzdem weisen die - oft vermutlich impliziten und stillschweigenden - Begründungsmuster und Legitimationen für die Vorfälle Unterschiede auf. Der Missbrauch in katholischen Einrichtungen wurde lange vermutlich mit einer starken Hierarchie zwischen den Generationen, eben einem autoritären Prinzip, legitimiert. Daraus resultierte auch die Sicherheit, dass die Missbrauchten und Betroffenen schweigen werden.

9. In der reformpädagogischen Odenwaldschule haben andere Begründungen dazu geführt, die Praxis des sexuellen Missbrauchs von jüngeren Schülern (Knaben) durch ältere Lehrer zu legitimieren - nämlich das in der Antike, genauer bei Platon, ausformulierte Prinzip des pädagogischen Eros. Das die Berufung auf den "pädagogischen Eros" in der Odenwaldschule explizit eine Rolle spielte und präsent war, wird in den neuesten Kommentaren deutlich. Es wurde dort, so schreibt Amelie Fried, ehemalige Schülerin der Odenwaldschule, "gern das Ideal der griechischen Knabenliebe bemüht, womit dem kriminellen Treiben gewissermaßen die höheren Weihen verliehen wurden" (FAZ, 13. März).

In Platons "Gastmahl" wird ein sexuelles Verhältnis von älteren Männern (Freund) zu Jünglingen (Geliebter) als pädagogisches Prinzip legitimiert. Der Knabe/Jüngling gibt sich dem älteren Mann hin, weil dieser ihn in die Prinzipien eines männlich-tugendhaften Lebens einführt. Dessen Handeln wiederum ist eben durch diese Unterweisung in der Tugendlehre und der tugendhaften Lebensführung gleichfalls legitimiert. Indem das sexuelle Verhältnis zugleich ein pädagogisches - also ein Lehr-Lern-Verhältnis - ist, wird es geadelt, denn hier wird - so die Begründung - eine höhere Form des Eros praktiziert, als dies bei einem lediglich körperlich-leiblichen Eros der Fall ist. Damit adelt also Pädagogik Pädophilie und Pädophilie begründet Pädagogik.

Bei Platon wird zwischen zwei Formen des Eros, einem niedrigeren und einem höheren, unterschieden. Durch jene höhere sexuelle Beziehung zwischen Mann und Jüngling wird darüber hinaus so etwas wie eine zweite Geburt unter Männern begründet, unter Ausschluss des Weiblichen. Dezidiert wird bei Platon mit diesem pädagogischen Verhältnis homosexuelle und homosoziale Praxis grundsätzlich legitimiert, denn Eros sei ein Gott, der ohne Mutter geboren sei, und deshalb sei es nur nachzuvollziehen, dass es die besten Männer zu diesem von einem Mann geborenen Eros ziehe. Die Geburt aus dem Schoß einer Frau wird in dieser Erzählung ausgeschlossen - und durch eine männlich symbolisierte ersetzt. Damit ist der gebildete Jüngling das Ergebnis einer pädagogischen Geburt des Mannes (Freund), an dem jedoch auch der Körper und seine Lüste Teil hatten. Es handelt sich bei der pädagogischen Geburt also um einen männlichen Zeugungsakt unter Umgehung der Frau.

10. Dieser auf die Antike zurückgehende Begründungskonnex für die Liebe zwischen männlichen Lehrern und ihren Schülern, der homosexuelle und homosoziale Praxis legitimiert, wurde bereits in der älteren reformpädagogischen Tradition rezipiert. Der Reformpädagoge, Gründer der "Freien Schulgemeinde Wickersdorf" (1906) und zentrale Gestalt der deutschen Jugendbewegung, Gustav Wyneken, verfasste 1921 - unter Bezugnahme auf die Antike - eine Schrift mit dem Titel "Eros". Er forderte ein Bekenntnis zum "wirklichen Eros" "als den allein erlösenden und zeugenden", dessen "Reich" zu gründen Aufgabe der "wirklichen Jugend" sei. Auch Gustav Wyneken war seinerzeit der Prozess wegen Missbrauchs seiner Schüler gemacht worden. Seine Ämter als Schulleiter legte er 1920 nieder, elf Jahre später erfolgte ein weiterer Missbrauchsvorwurf.

11. Die deutsche bürgerliche Jugendbewegung und - mit ihr teilweise verknüpft - die deutsche Reformpädagogik weist historisch Formen männerbündischer Praxen und Legitimationen auf, die homoerotische und homosexuelle Praktiken und Legitimationsmuster nicht ausschließen und in der antiken Konstruktion des pädagogischen Eros auch eine - jedenfalls implizite - Legitimation für Pädophilie fanden. Diese Bezugnahme auf die Antike ist - in den bildungsbürgerlichen Tradierungen - nicht verwunderlich. Dass sich Konstruktionen und Entwürfe des deutschen bildungsbürgerlichen Mannes wesentlich auf die Griechen und das griechische Schönheitsideal beriefen, um sich so auch vom männlichen Arbeiter abzusetzen, hat der Historiker George Mosse überzeugend gezeigt ("Das Bild des Mannes", 1997). Forschungen zu Jugendbewegung und Männerbund gibt es in jüngster Zeit verstärkt, so etwa die Studie von Claudia Bruns zur "Politik des Männerbundes" (2008). Auch das neue Buch von Ulrich Raulff, "Kreis ohne Meister" (2009), über das Fortleben des George-Kreises liefert interessante Hinweise auf das subkutane Weiterwirken antiker Rezeptionen im deutschen Bildungsbürgertum und damit verbundener homoerotischer Sympathien.

12. Vorwürfe gegen unhaltbare Zustände vor allem in Einrichtungen der katholischen Kirche, aber auch in einigen evangelischen Jugendheimen, gibt es seit den 1960er-Jahren. Diese wurden etwa im Rahmen der Heimkampagne, die von linken und linksradikalen Akteuren im Kontext von 68 initiiert wurden, erstmals erhoben. Die Verantwortlichen, insbesondere der katholischen Kirche, haben sich lange ihrer Verantwortung entzogen. Das ganze Ausmaß von Unterdrückung und Missbrauch, aber auch der Weigerung, Stellung zu beziehen und die Verantwortung zu übernehmen, ist jetzt in einem sehr lesenswerten Buch von Peter Wensierski "Schläge im Namen des Herrn" (2008) dokumentiert. Brutale Misshandlungen - dies wird auch bei Wensierski deutlich - von Kindern und Jugendlichen gingen und gehen auch von Frauen aus. Dies schließt sexuellen Missbrauch ein, wie die neuesten Vorwürfe gegen Nonnen in den Niederlanden zeigen. Sexueller Missbrauch durch Frauen ist jedoch deutlich minoritärer, vor allem aber ist er nicht durch einen tradierten Diskurs symbolisch legitimiert, wie den von der antiken Erzählung des pädagogischen Eros unter Männern.

13. Auch im Kontext der 68er-Bewegung, etwa im Rahmen der Kinderladenbewegung, gab es Pädophilievorwürfe, aber bisher keine Missbrauchsvorwürfe. Mögliche Pädophilie legitimierte sich hier jedoch, anders als bei der katholischen Kirche, nicht mit einer Hierarchie zwischen den Generationen, sondern gerade aus einer Enthierarchisierung der Generationendifferenz und der Annahme, dass Kinder ihre Triebe ausleben müssten, um zu freien und mündigen Erwachsenen zu werden. Dass sich der Erwachsene kindlichem Begehren nicht entziehen dürfe, war hier die Perspektive. Auch dazu gibt es inzwischen historische und bildungsgeschichtliche Forschungen (Bourg 2006; Baader 2008). Die Figur Gerold Becker gehört - historisch - auch in diesen Kontext, in dem die sexuellen Aufbrüche der 60er-Jahre als Legitimation benutzt wurden und die "sexuelle Befreiung" den angeblich verklemmten Schülern und Schülerinnen entgegengehalten wurde.

14. Resümieren wir also die derzeitigen Debatten und ordnen sie historisch ein, so ist Pädophilie kein historisch neues Phänomen. Aber historisch neu ist, dass man sich auf das Schweigen darüber nicht mehr verlassen kann - nicht mehr auf das Schweigen der Missbrauchten, vor allem aber auch nicht mehr auf das der schützenden Netzwerke und Mitwisser in den entsprechenden Institutionen, sei es in der Kirche, sei es in der Odenwaldschule, sei es in den Medien. Das Ende der Diskretion ist also das eigentliche Novum. Es schließt das Ende einer asymmetrischen Diskretion von Mitwissenden, die selbst keine Täter sind, ein. Dieses Prinzip hat historisch lange funktioniert, scheint jetzt aber ausgedient zu haben.

15. Die derzeitige öffentliche Diskussion ist auch vor dem Hintergrund einer - aktuellen und berechtigten Diskussion - um mehr Männer in der Erziehung, etwa in Kindertageseinrichtungen und Grundschulen, wichtig (siehe etwa auch taz vom 8. 3. 2010). Differenzierung jedoch tut not, um nicht von einander zu Unterscheidendes unter der allgemeinen Formel "Missbrauch" zum Amalgam werden zu lassen.

16. Aufklärung tut not, aber eben genau in jener differenzierten Perspektive, um nicht eine erregte öffentliche Stimmung zu erzeugen, die zu dem führt, was die unlängst verstorbene Autorin Katharina Rutschky als "Missbrauch mit dem Missbrauch" bezeichnet hat.

17. Und ein letztes: etwa 75 bis 80 Prozent aller Missbrauchsfälle findet nach wie vor in den Familien statt.

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19 Kommentare

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  • U
    ulschmitz

    wenn nichts mehr hilft, wird "differenziert".

    seit wann hat das prügeln von "abhängigen" nichts mit sexualität zu tun, hallo, geht's noch?

    das problem scheint (scheint, wohlgemerkt) zu sein, dass die TAZ immer noch nicht so recht weiß, wie sie mit der thematik umgehen soll - erst kommt Herr Füller und schreibt was, dann folgen andere differenzierer (was ja wichtig ist) - aber es scheint (scheint!) im kern um die erhaltung der fundamental-doktrinen und dogmen der "reformpädagogik" zu gehen (die ja in sich sehr differenziert ist).

    was aber - nur mal angedacht - wenn es letztlich seit 1921 oder so um nichts weiter ginge als um die zu den eigenen gelüsten passende ideologie, verkauft als "pädagogik" im sinne von "kindesheil".

    die autorin hat den S. George-"Kreis" vergessen...

    nun fehlt nur noch in den nächsten beiträgen der gute alte Teddy Adorno mit dem verdikt: "in sachen sexualis gilt: der ankläger hat immer unrecht!" man darf fragen: und dieser glaubenssatz gilt dann auch für die opfer?

     

    MFG

  • D
    Dieter.Gieseking

    Der Artikelinhalt ist in der Sache Päderastie gut gelungen. Jedoch passt der Begriffe "sexueller Missbrauch" nicht hinein. Pädophilie/Pädosexualität ist eine sexuelle Orientierung, auch wenn man diese in der Öffentlichkeit heutzutage nicht immer sagen darf. Ich hoffe, dass die taz es wenigstens zuläßt.

  • C
    Claudia/Sophia

    Wir haben hier mal als Frauen - eher per Zufall - auf userem eigenen Blog das Begehren jüngerer Frauen nach älteren Frauen thematisiert. Ist wie ein (Foto)Negativ von dem männlich-schwulen Begehren. Es ist irgendwie umgedreht: nicht die ältere Frau will was von der jüngeren- sondern die jüngere verzehrt sich oft nach der älteren... Komisch, aber so ist es meistens...

  • WS
    Winfried Schumacher

    Die Erzählung vom "Platonische Eros" wurde sicherlich so rezipiert, dass sie als Rechtfertigung für eine oft fragwürdige pädagogische Tradition hergehalten hat, aber es stimmt einfach nicht, dass Platon in seinem "Gastmahl" die (in der athenischen Obeschicht) herrschende "Erziehungspraxis" mit seinem Reden vom Eros "legitimiert" hätte.

     

    In Platons "Gastmahl" wird ein "Symposion", also eine "Männer-Party", dargestellt; das Thema ist der Eros, und verschiedene Personen halten verschiedene Vorträge dazu. Einer der Teilnehmer sagt, Eros sei der älteste der Götter, ein anderer sagt, er sei der jüngste, und die verschiedenen Positionen werden ausgemalt. Aber diese Geschichten kann man nicht einfach als Aussage Platons hinstellen, und außerdem setzen sie ein päderastisch geprägtes Ertiehungswesen als allgemein akzeptiert voraus, wollen es keineswegs "legitimieren".

     

    Was Platons eigener Haltung zum Thema "Eros" sicherlich am nächsten kommt, das ist der Redebeitrag, den er den Sokrates halten lässt. Sokrates erzählt einen "Mythos", den er von einer altehrwürdigen Priesterin gehört haben will (so eine Neuerfindung von Mythen gibt es öfter in Platons Schriften). In dieser Geschichte ist Eros der Sohn von "Poros" und "Penia" (übersetzbar etwa mit "Initiative" und "Mangel"); erzählt wird, wie es zur Vereinigung dieser als sehr unähnlich dargestellten "Gottheiten" kommt.

     

    Also, in der Sokrates-Geschichte hat Eros einen männlichen Vater und eine weibliche Mutter, ist jedoch sozusagen durch "Samenraub" gezeugt worden. Eine wie auch immer beschaffene Pädagogik wird mit diesem Mythos weder illustriert noch legitimiert.

  • AB
    Anna Blume

    Der Schenkelverkehr(und eben nicht Missbrauch!) der griechischen Antike war wohl kaum als reine Triebabfuhr gedacht sondern lässt sich in diesem Zusammenhang tatsächlich als Kulturarbeit verstehen, wie dies Michel Foucault beschreibt. Kulturarbeit aufgrund des Zwangs zur Stilausbildung lässt sich hier vorfinden und nicht mit dem Missbrauch zur Triebbefriedigung vermeintlich enthaltsamer Katholiken vergleichen.

  • WW
    Wieland Waldmann

    Der "Knabe" in der Abbildung scheint mir ueber ein veritables Paar Brueste zu verfuegen. Silikon?

  • B
    Betty

    Ganz ehrlichmal und auch böse polemisch: die Knabenliebe war auch im alten Griechenland nichts als eine Ausrede für alte Säcke Kinder zu missbrauchen.

    Es war damals legal mit Jungen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren rumzumachen. Meiner Meinung nach war das damals schon widerlich, und ich finde es noch widerlicher, wenn einige Täter die griechische Knabenliebe als Vorbild nehmen.

     

    Nein, ich bin nicht homophob, einige meiner Freunde mögen das eigene Geschlecht mehr als das andere.

    Mir tun auch die armen Kerle leid, die pädophil sind und ihre Wünsche unterdrücken müssen.

    Aber Kindermissbrauch bleibt Kindermissbrauch. Kinder können sich dagegen schützen und wissen oft gar nicht, was da mit ihnen passiert, deswegen muss man umso strenger dagegen vorgehen.

  • JR
    Jörg Rupp

    und auch hier muss es TäterIn und LehrerIn heißen, denn es gibt auch Fälle, in denen Kinder - meist männliche - von Frauen missbraucht wurden.

  • T
    Thomas

    Ich finde die Punkte 8 und 9 nicht ganz nachvollziehbar. Die These, dass auch die Pädagogik durch die Pädophilie legitimiert wird, wird nirgends begründet.

    Außerdem wird angedeutet, dass der Missbrauch der Täter durch in den Institutionen gelebte Überzeugungen legitimiert wurde. Gibt es dafür aber irgendwelche Belege? Es ist eine Sache zu behaupten, dass sich eine pädagogische Einrichtung auf den pädagogischen Eros Platons bezieht und eine andere, wie dieser heute interpretiert und gelebt wird. Ich habe selbst vor 5 Jahren Erziehungswissenschaften und Philosophie studiert. Die pädophilen Stellen bei Plato wurden zwar nicht übergangen, aber nie als mögliches Motiv heutiger Pädagogik dargestellt. Oft herrscht zudem eine große Kluft zwischen offizieler Berufung auf bestimmte Traditionen und gelebter Alltagspraxis. Dass die Täter sich in ihrem Handeln also darauf berufen haben, finde ich deshalb ziemlich weit hergeholt.

    Einen Dank gebürt dem Autor aber für die Erwähnung des letzten Punktes. In der ganzen Missbrauchsdebatte werden nämlich oft unbegründete Zusammenhänge aufgestellt, wie z.B. dem vom Internet und sexuellen Missbrauch oder dem vom Zölibat und Missbrauch und ganz vergessen, dass die Mehrheit der Fälle ganz woanders stattfindet.

  • DK
    Dieter Kleinschmied

    Vielen Dank, Frau Baader, für den historischen Abriß. Wir wissen nun also, dass bei der katholischen Kirche allein die böse Hierarchie für den Kindesmissbrauch verantwortlich ist, während alle Pädophilen außerhalb der katholischen Kirche sich mit Platon legitimieren können. Geschichte wird ja bekanntlich nicht um der Vergangenheit willen geschrieben, sondern für die Gegenwart. Insofern kann Ihr Text trotz manch kritischer Zwischentöne ohne weiteres als Apologie der kirchenfernen Pädophilie gelesen werden. Herzlichen Glückwunsch! Ich bin mir sicher, dass ein entsprechend belesener katholischer "Experte" auf diesem Gebiet ohne weiteres einen ähnlich eingängigen Essay zur Verteidigung der "katholischen" Missbrauchsfälle schreiben kann.

     

    Sie haben recht, Differenzierung ist wichtig, z.B. jene zwischen sexuellem Mißbrauch und nicht-sexueller Gewalt z.B. gegenüber Heimkindern. Die Differenzierung zwischen Kindesmissbrauch in katholischen (bzw. kirchlichen) und nicht-kirchlichen Schulen scheint mir jedoch nicht nur überflüssig, sondern sogar gefährlich zu sein.

     

    Sexueller Missbrauch von Kindern ist und bleibt eben nun mal sexueller Missbrauch von Kindern - und dabei ist es völlig egal, ob der Täter sich auf Hierarchien oder auf Platon beruft.

  • A
    Angelika

    Danke für diese Informationen.

    Liege ich falsch wenn ich sage, auch der pädagogische Eros ist durch und durch patriarachal?

  • Q
    "anonym"

    Gleichheit von Frau und Mann - ich erlange vor

    weniger als einer Stunde einen elektronischen

    zum Gästebuch der Stadt Graz nicht, zugleich für

    jenes Gästebuch sind meine folgenden Fragen

    bestimmt:

    1.

    Der Österreichische Rundfunk strahlte vorgestern

    am Abend eine Sendung über Marlen Haushofer

    aus, in der auch Simone de Beauvoir angesprochen

    wurde. Glauben Sie, daß die Universität in

    München und in Graz - die Institute für Germanistik

    und Romanistik - eine Rundfunksendung gestalten

    könnten, die Marlen Haushofer und Simone de

    Beauvoir mehr Gerechtigkeit widerfahren lassen

    würde als die vorgestrige Sendung?

    2.

    Ich verschickte vor weniger als acht Tagen

    zwei Einschreibbriefe, deren Zweck die Fortsetzung

    einer Debatte über Edelstein-Heilkunde war.

    Glauben Sie, daß die Universität in München und

    in Graz diesen Zweck zu fördern vermöchten?

    S. P. Posch

  • R
    Richard

    das klingt für mich so, als ob Missbrauch gar nicht so schlimm wäre, ist ja historisch belegt ...

    und außerdem .. passiert es in Familien ja viiel häufiger

    was für eine Perversion

     

    Missbrauch, insbesondere mit Abhängigen ist furchtbar und verändert .. manchmal ein ganzes Leben

  • S
    stef

    der Knabe/Jüngling hat Titten. nur zur Info.

  • D
    DiversityAndEquality

    Es ist absolut skandalös und demagogisch, wie die Autorin immer wieder "Differenzierung" fordert, aber gleichzeitig Homosexualität mit Pädophilie und Kindesmissbrauch in einen Topf wirft.

     

    Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun???

     

    Die meisten Täter im aktuellen Missbrauchsskandal sind keine "Pödophilen", sondern so genannte Ersatztriebtäter oder Personen, die in einem System der sexuellen Unterdrückung und Pathologisierung sich unter Ausnutzung der Hierarchien an den Wehrlosesten vergangen haben.

     

    Ich lasse mir als schwuler Mann diese ständige Verknüpfung von "Homo-Erotik" oder Homosexualität mit Pädophilie und dies wiederum mit Kindesmissbrauch nicht mehr gefallen. Das Ganze hat inzwischen volksverhetzenden Charakter gegen schwule Männer, wenn ständig Homosexualität in einem Atemzug mit den Missbrauchsfällen genannt wird.

     

    Und wenn man schon einen ganzen Artikel schreibt, in dem man Homosexualität mit Pädophilie und beides wiederum mit Kindesmissbrauch in einen Topf wirft, dann hätte man beim letzen Satz auch dazu sagen müssen: Die allermeisten Fälle von Kindesmissbrauch werden von HETEROsexuellen Tätern begangen!

     

    Die Kampagne zur Diffamierung männlicher Homosexualität läuft weiter auf Hochtouren - und die taz mischt kräftig mit!

  • DS
    Dr.Friedrich Schreyer

    "...5. Es ist wichtig, zwischen verschiedenen Formen des Missbrauchs genau zu unterscheiden. Geht es um das Quälen von Behinderten, etwa von Autisten, wie in einer Einrichtung der Diakonie Rheinland, oder geht es um sexuellen Missbrauch wie in anderen katholischen Einrichtungen und Schulen oder eben in der Odenwaldschule? ..."

     

    Wenn nachweislich ca.94% - und nicht 75-80% - der sexuellen Gewalt in der Familie geschehen, dann hat dies unter 5. an erster Stelle zu stehen.

     

    Vielmehr ist erstaunlich, dass die bisherige gesamte Diskussion 94% der Fälle ausblendet und es wäre interessant zu wissen, warum?

  • A
    Apfelkuchenmann

    Das Bild hätte so echt nicht sein müssen - Illustration geht auch dezenter.

  • F
    Feinfinger

    Fester Teil höherer Pädagogik? Dann hat Pink Floyd wohl zurecht gesungen, dass wir keine Lehrer brauchen. Nicht alles, was die Griechen gesagt oder getan haben, war unbestritten vorbildlich und richtig. Sich die eine Platon-Rosine rauszupicken und damit zu legitimieren, halte ich für mehr als gewagt.

    Der sexuelle Missbrauch ist Teil der kath. Kirche seit Bestehen. Und noch ein Aspekt: Kindesmissbrauch gab es schwerpunktmäßig auch in den 1950er. Darüber wird/wurde aber in den Mainstreamnachrichtenmix kaum berichtet. Hier traf es Kinder, häufig Waisen, ohne Lobby und aus "untersten" Schichten. Sie mussten zudem teilweise in der Industrie die nach 45 weggefallenen Zwangsarbeiterplätze besetzen. Auch da haben die Kirchen mitverdient. Die betroffenen Kinder sind heute gebrochene Persönlichkeiten. Recherchiert mal, welche Entschädigung oder Wiedergutmachung diese erfahren haben.

    In Eurer Platon-Pädagogik-Berichterstattung über Eliteschulen steckt wohl das Klassenbewußtsein des begüterten Bürgertums? Es ist keine Frage, dass der heute diskutierte Missbrauch verurteilt gehört. Aber behauptet nicht, dass es sowas erst seit Mitte der 60er gibt.

     

     

    http://www.vaeter-aktuell.de/politik/politik-1949-1994/2004-Heimkinder-Kongress.htm

     

    http://www.welt.de/politik/article3900536/Deutsche-Heimkinder-sollen-entschaedigt-werden.html

     

    http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1221208694560

  • N
    naumen

    das Bild passt ja mal garnicht dazu...