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PRO: VERFASSUNGSÄNDERUNG IN MAKEDONIEN WÄRE EIN DURCHBRUCHNiederlage für Nationalisten

Na endlich. Die makedonische Führung hat sich bewegt. Dass es dazu eines immensen internationalen Drucks bedurfte, zeigt zwar, dass balkanische Politiker von sich aus wenig Kompromissbereitschaft zeigen. Dennoch, Hut ab vor der Entscheidung. Denn Präsident Trajkovski und Premierminister Georgievski sind ein innenpolitisches Risiko eingegangen: Viele slawische Makedonier möchten der albanischen Bevölkerung keine Gleichberechtigung zugestehen. Zu tief sitzt das Misstrauen gegenüber den Albanern, die – so meinen diese nationalkonservativen und rechtsradikalen Makedonier – die Hand nehmen, wenn sie den Finger gereicht bekommen. Umgekehrt empfinden viele nationalistische Albaner das Angebot, die Verfassung zu verändern und die albanische Sprache gleichberechtigt einzuführen, als noch viel zu wenig. Sie wollen die Abspaltung eines Teiles Makedoniens, zumindest eine Föderation.

Die Nationalisten beider Seiten streben also die Teilung des Landes an. Wenn Vertreter der Akademien der Wissenschaften aus Skopje und Tirana (!) miteinander über Gebietsaustausch zwischen beiden Staaten (!) diskutieren, ist dafür ein Zeichen gesetzt. Diese Nationalisten brauchen den Krieg, um einen Bevölkerungsaustausch durchzusetzen. Im Prinzip sind sie sich also einig, nur über die Größe der jeweiligen Territorien nicht. Der Krieg dient dann dazu, Fakten zu schaffen, und jede Seite trachtet danach, den größten Teil des Kuchens abzubekommen.

Diesen Gedankenspielen wurde mit der Entscheidung der makedonischen Führung immerhin eine Grenze gesetzt. Zum Glück. Denn setzten sich die Nationalisten durch und würde der Krieg weiter geführt, so würde nicht nur immenses Leiden produziert – auch die gesamte internationale Strategie der letzten Jahre wäre in Frage gestellt. Gebietsveränderungen würden auch auf Bosnien zurückwirken. Dann sähen sich auch dort die Nationalisten bestätigt. Man kann nur hoffen, dass die internationale Gemeinschaft in dieser Frage geschlossen bleibt – das Gefasel mancher Diplomaten von einem neuen Berliner Kongress zur Festlegung neuer Grenzen sollte Gewäsch im Hinterzimmer bleiben. ERICH RATHFELDER

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