piwik no script img

■ PRESS-SCHLAGWarum, warum?

Wie das eben so ist in einer dermaßen verzwickten Situation: Rollen tut der Ball zwar nach wie vor, nur eben nicht mehr dahin, wohin man ihn gerne rollen sähe. Und wenn denn die selbstbewußt-tiefschürfenden Antworten ausgehen, bleibt irgendwann nur noch die Frage nach dem Warum. Also fragte sich auch der VfB-Trainer Christoph Daum nach dem 2:2 gegen Eintracht Frankfurt so einiges. Zum Beispiel dieses: „Warum ist der Ball von Jolly nicht rein?“ Und desweiteren: „Warum ist der Ball vom Fritz nicht rein?“ Oder: „Warum ist der Ball vom Guido nicht rein?“ Später kam via TV die gute Nachricht: Der Ball vom Guido ging sehr wohl rein, landete, von der Unterkante der Latte abprallend, deutlich hinter der Torlinie. „Selbst der Manni Binz“, berichtete der Kunstschütze, „hat gesagt, daß es ein klares Tor war.“ Ein Tor war's nicht, weil Schiedsrichter Amarell sich nicht zum Pfeifen durchringen mochte. „Das“, seufzte Buchwald, „ist typisch für diese Saison“. Ja, alles läuft schief derzeit. Nur warum?

Weil der Gegner Frankfurt stark gewesen wäre? War er nicht, weil erstens ohne Uwe Bein und weil Schmitt nach Feldverweis früh ging. Weil die VfB-Spieler nicht mehr wollen? Wollen wollen sie schon, widerspricht vehement Vordenker Buchwald, es liege vielmehr „irgendwo im mentalen Bereich.“ Also doch an C. Daum? Schließlich ist der doch gerade für die seelische Ausgeglichenheit seiner Schutzbefohlenen zuständig. Muß er also gehen? Gegangen ist er, doch zunächst erstmal nur in sich: „Man muß anfangen, kritisch nachzudenken“. Und zwar „bei sich selbst.“ Herausgekommen ist bisher, daß sich „hier einiges ändern muß“. Unter anderem „das Gesicht der Mannschaft“. Aha: Die Spieler! Für das Herankarren jener ist der Manager Dieter Hoeneß verantwortlich. Erst jetzt hat er wieder sorgfältigst verhandelt. Mit dem Maastrichter Stürmer Eric Meijer. Am Ende konnte der Ulmer Metzgersohn zufrieden feststellen: „Ich glaube, daß ich alle Register gezogen habe.“ Wirklich: Stürmer Meijer war begeistert. Nur seine Freundin nicht. Weshalb er absagte. Der verheiratete Hoeneß: „Ich glaube, es nützt nichts, wenn ich mich um die Freundin kümmere.“ Er sollte sich ein Beispiel an Christoph Daum nehmen: „Ich muß jetzt eben mit noch mehr Engagement arbeiten.“ Und wenn's nichts nützt? „Wenn sich dann auch nichts ändert“, da ist Daum knallhart, „dann muß eben der Trainer verändert werden.“

Die Hand an der Halsschlagader, sinnierte auch sein zum Harmonischen neigender Knappe am späten Samstag noch immer über den Grund allen Übels: „Es ist ... wie soll man sagen...“, formten sich die Gedanken während des Buchwaldschen Sprechaktes, „... vielleicht etwas einfach gesagt, aber...,“ Ja? Was? Heureka! „Uns fehlt eben auch das Quentchen Glück“. Peter Unfried

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen