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■ PORTRAITNoriega: Ein starker Mann für alle Fälle

Man schrieb das Jahr 1969. Omar Torrijos war wenige Monate nach einem erfolgreichen Putsch der Nationalgarde gegen den rechtsgerichteten Präsidenten Arnulfo Arias von Offizierskollegen ins Exil geschickt worden. Von Mexiko aus wandte er sich an seinen alten Freund Manuel Antonio Noriega, der damals als Major die 5. Militärzone in der westlichen Grenzprovinz Chiriqui leitete. Noriega hielt Rücksprache mit seiner Truppe und ermöglichte Torrijos die Rückkehr.

Torrijos, der sich bald als starker Mann innerhalb der Nationalgarde durchsetzen und einen nationalistischen Reformprozeß in Panama einleiten sollte, zeigte sich bei Noriega erkenntlich und machte ihn zum Chef des militärischen Geheimdienstes G-2. In den 13 Jahren, die Noriega diese Position bekleidete, wurde er zu einem der einflußreichsten Männer Panamas. Und zu einem der umstrittensten: Die Linke macht ihn verantwortlich für die Ermordung des Revolutionärs Floyd Britton im Jahre 1969 und des kolumbianischen Befreiungstheologen Padre Hector Gallegos 1970.

Manuel Antonio Noriega wurde vor 50 Jahren in Panama-Stadt unehelich geboren, wie die meisten Militärs stammt er aus bescheidenen Verhältnissen. Als Ausbilder in der inzwischen aufgelösten „School of the Americas“ des US-Südkommandos in Fort Gulick in der Kanalzone gab Noriega seine vielfältigen Kenntnisse an Stipendiaten aus ganz Lateinamerika weiter.

Noriega, seit vier Jahren Kommandant der 1953 gegründeten Nationalgarde, galt als Mann der USA. Der ehemalige CIA-Direktor Casey schätzte ihn wegen der Informationen über Kuba und Nicaragua. Gleichzeitig eilte ihm der Ruf des Reformisten voraus. Im Tauziehen mit dem 1984 gewählten zivilen Präsidenten Ardito Barletta setzte sich Noriega durch. Sowohl in der Wirtschafts- als auch in der Außenpolitik hatte das Staatsoberhaupt konservativere Positionen vertreten.

Mit der Entfernung Barlettas fiel Noriega bei den USA in Ungnade. Plötzlich wurden die Wahlmanipulation 1984 und die Korruption der hohen Militärs zum Thema. CIA und Pentagon ließen ihn aber erst fallen, als ein abgesprungener kubanischer Geheimdienstoffizier bestätigte, daß der General auch Fidel Castro mit Informationen über die Vereinigten Staaten beliefert hatte. Noriega hat jahrelang bei Drogentransporten des kolumbianischen Kokainkartells abgesahnt.

Basen in Panama durften als Zwischenstation benutzt werden. Das hinderte den Armeechef allerdings nicht, „kleine Fische“ ans Messer zu liefern. Die Drogenbehörde der USA hat sich dafür mehrfach bei ihm bedankt. Noriega bemüht sich seither um die Unterstützung des Volkes. Unermüdlich reist er von Provinz zu Provinz, plaudert mit Bauern und Arbeitern und verspricht, sich für die Probleme der von der Krise geschüttelten Menschen einzusetzen. Und auch außenpolitisch hat sich Noriega abgesichert: Durch seine anti-imperialistischen Äußerungen kann er auf die Unterstützung der meisten lateinamerikanischen Regierungen zählen. Ralf Leonhard

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